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17.03.12 / Sehr geehrte Frau Reding, ...

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Sehr geehrte Frau Reding, ...
von Rebecca Bellano

Sehr geehrte Frau Reding, obwohl ich als Frau scheinbar zu den Profiteuren der von Ihnen vorgeschlagenen Frauenquote zähle, schreibe ich Ihnen diesen offenen Brief, da ich nicht erkennen kann, wer von dieser EU-Zwangsregulierung wirklich profitieren soll. Als ich im Rahmen der Geburt meiner Tochter im letzten Jahr Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse sowie Babyturngruppen besuchte, traf ich auf viele gutausgebildete Frauen, die alle Anfang und Mitte 30 waren und ihr erstes Kind bekamen. Außer mir wagte allerdings keine den Schritt, kurz nach dem Mutterschutz wieder in den Beruf einzusteigen. Und mir war die Wiederaufnahme meines Vollzeitjobs nur dank der Unterstützung enkelbegeisterter Schwiegereltern in spe möglich und weil schließlich kein PAZ-Leser merkt, ob ich diesen Text vom Büro oder von daheim mit meiner Tochter im Hintergrund auf der Krabbeldecke schreibe.

Die meisten der gutausgebildeten Mütter, die ich im letzten Jahr kennenlernte, fangen jetzt tatsächlich nach einem Jahr wieder an zu arbeiten, doch viele wollen nur halbtags oder zu 75 Prozent arbeiten. Nicht jeder Arbeitgeber bietet da den Frauen wieder die Stellen an, die sie vorher hatten. Eine Ausbildungsleiterin in Teilzeit ist schwer einzusetzen. Und was ist mit der Ingenieurin, die in den letzten Jahren fast die Hälfte des Jahres in Hotels verbracht hat, da sie den skandinavischen Markt für ihr Unternehmen betreute? Wie soll der Arbeitgeber ihr hier einen Teilzeitjob, der sich mit Kinderbetreuung arrangieren lässt, ermöglichen? Doch nur aus diesen beruflichen Zwischenstufen können die Unternehmen später ihr Führungspersonal rekrutieren. Wie soll eine Frauenquote erfüllt werden, wenn die Frauen gewollt eine gewisse Zeit kürzertreten? Und man darf auch nicht vergessen, dass viele Unternehmen ein Eigeninteresse daran haben, möglichst viele Frauen in Führungspositionen zu haben. Schon alleine das damit verbundene gute Image ist Ansporn.

Oder wollen Sie, Frau Reding,  als EU-Justizkommissarin den Frauen die Möglichkeit nehmen, Teilzeit zu arbeiten, um sich so ihren Kindern zu widmen? Als Mutter von drei Kindern haben Sie doch bestimmt erlebt, wie schwierig es ist, zu arbeiten und sich zugleich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Zwar ist es politisch korrekt, dass Männer und Frauen sich den Haushalt teilen, aber ich weiß auch von zahlreichen Leidensgenossinnen, dass Männer zumeist nicht so schmutzempfindlich sind; also heißt es, Dis­kussionen um den Haushalt zu führen oder selber schnell zu putzen. Und nebenbei Vollzeit arbeiten, Karriere machen und den Arbeitgebern so die Möglichkeit geben, die Frauenzwangsquote auf Vorstandsebene zu erfüllen? Bei der es mich übrigens überrascht, dass sie von Sozialdemokraten unterstützt wird, handelt es sich doch um ein Elitenprojekt, aber das nur nebenbei bemerkt. Was für ein entspanntes Leben droht uns Frauen nach ihren Plänen?

Und ganz nebenbei wird unserem Mann/Partner die Karriere verweigert, da er zwar von der Qualifikation her das Soll erfüllt, aber laut Frauenquote für die nächste Führungsposition eine Frau vorgesehen ist. Na danke!


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