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17.03.12 / Kiez-Deutsch: Gutmenschen sehen anders

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-12 vom 17. März 2012

Moment mal!
Kiez-Deutsch: Gutmenschen sehen anders
von Klaus Rainer Röhl

Es ist erst wenige Wochen her, dass das Innenministerium eine Studie veröffentlichte, die den Titel trägt „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“. Die Befragungen von jugendlichen Muslimen im Alter von 14 bis 32 Jahren ergaben, dass es eine Gruppe mit streng religiöser Einstellung und krasser Abneigung gegen den We-sten, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz gibt. Übrigens auch mit ausgeprägter Israelfeindlichkeit. Bei den nicht-deutschen Muslimen sind es zirka 24 Prozent, die laut der Studie diese Haltung haben.

Die linken Medien schlugen sofort Alarm. Zwar bezweifeln auch sie nicht das Ergebnis der von Wissenschaftlern der Universitäten Jena, Bremen und Linz sowie der Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung Weimar durchgeführten Befragung, ihre Empörung gilt der Tatsache, dass Innenminister Hans-Peter Friedrich die von ihm in Auftrag gegebene 764-seitige Studie ins Internet stellte und damit veröffentlichte. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, tobte: „Wieder werden Migranten auf die Anklagebank gesetzt. Eine Woche nach der Trauerfeier für die Opfer des Rechtsterrorismus!“ Doch der Innenminister blieb kühl: „Deutschland achtet die Herkunft und kulturelle Identität seiner Zuwanderer. Aber wir akzeptieren nicht den Import autoritärer, antidemokratischer und religiös fanatischer Ansichten!“ Zeitgleich erschien auf dem Buchmarkt, in einem – leider – seriösen Verlag (C. Beck) und sogleich begeistert begrüßt von allen guten Menschen, ein Taschenbuch, handlich und hübsch anzusehen, mit dem Titel „Kiezdeutsch“. Die Autorin, Heike Wiese, ist eine junge Linguistik-Professorin an der Universität Potsdam und, wie der Verlag stolz mitteilt, auch außerhalb der Welt der Bücher in (gut-)menschenfreundlichen Initiativen unterwegs. „Mal gucken“, denkt man, „ist vielleicht ganz witzig.“ Aber das Buch meint es leider bitterernst, den von türkischen und arabischen Jugendlichen in Berlins Problem-Stadtteilen gesprochenen Mischmasch aus ein paar aneinandergereihten Sprachfetzen aus Deutsch, gemischt mit ein paar Worten Arabisch und Türkisch, wie „Wallah“ (echt! aus arabisch „bei Allah!“) oder Lan! (Alter! aus türkisch „Mann“), mit dem sich die Einwanderer-Kinder untereinander verständigen, als Bereicherung unserer Sprache auszugeben.

Ein Kauderwelsch, das unsere Vorfahren vor vielen Jahrhunderten schon Radebrechen (Von Rädern, Anwendung auf schwere Misshandlung der Sprache seit dem 17. Jahrhundert) genannt haben. Dieses unter den Einwanderer-Kindern üblich gewordene Falschdeutsch, das Produkt eines Verständigungs-Notstands, ruft die Professorin aus Potsdam wissenschaftlich vollmundig als neuen deutschen Dialekt aus, gleichwertig den oberbayrischen, sächsischen oder anderen Mundarten! Sie schreckt nicht davor zurück, althochdeutsche Texte aus dem 9. Jahrhundert zum Beleg dafür anzuführen, dass man es auch damals schon mit der Verb-Stellung nicht so genau nahm. Heilige Einfalt. Deutsch lernen, wenigstens die Basissprache! Das war nach Thilo Sarrazins großem Buch Konsens bei allen Teilnehmern der Debatte: Sprachkurse sollten aus Völkern, die aus dem Inneren Asiens kamen, Deutsche machen, einfach mal ein paar Dutzend Stunden und hopp: Eeene meene muh, und deutsch bist du! Jedem Einwanderer-Baby sollte wenigstens richtiges Deutsch beigebracht werden, als Grundlage für eine sich dann angeblich von selbst einstellende Integration.

Nun die Wirklichkeit nach zwei Jahren Debatte: Die Studie aus dem Innenministerium und dann dieses Büchlein „Kiezdeutsch“. Das sieht so aus: „Morgen ich geh Diktat“, „Ich frag mein Schwester“ oder „Lassma Kino gehen, Lan“. Aber auch: „Ich mach dich Messer!“ Seltsamerweise wird in dem Buch an keiner anderen Stelle auf die Rolle der „Kiezsprache“ als Ausdruck oder Schrittmacher roher körperlicher Gewalt hingewiesen. „Ich mach dich Messer“ entspricht ja dem „Ich mach dich alle!“, das sehr häufig bei nächtlichen U-Bahn-Überfällen oder an dunklen Straßenecken ertönt, bevor die Täter zuschlagen, ihre Gegner unheilbar verletzen oder gar töten. „Ich mach dich alle!“ heißt doch weiter nichts als: „Ich schlag dich tot!“ Das ist kein Kiezdeutsch, es ist die Sprache von Tot-Schlägern, die man nicht als Dialektbildung verniedlichen sollte. Auch nicht die tiefe Verachtung der Frauen, ausgenommen natürlich „Mein Schwester“. Sonst reichlich grobe Frauenverachtung als Kraftprotzerei und Beschimpfung: „Danach ich fick deutsche Tussi“ – davon kein Wort bei der sonst so aufmerksamen Autorin. Die denn auch überwiegend junge Musliminnen über ihre Sorgen und Lebensgewohnheiten befragt hat. „Ich such so schwarze Sneakers“ oder „Danach will ich noch Hose kaufen“. Aber nichts über das Kopftuch-Ritual, von den Familien gestiftete Zwangsehen und drohende Ehrenmorde. Eine ganze Welt der islamischen Familie wird weitgehend ausgeblendet. Gutmenschen sehen anders.

In letzter Zeit sind die sogenannten Leitmedien ja sehr empfindlich geworden gegen den, wie sie behaupten, „inflationären“ Gebrauch des Begriffs „Gutmenschen“. Man fühlt sich getroffen. Zu Recht, würden wir sagen. Es gibt eine Grenze der Anbiederung an die „Migranten“, wo das Gutmenschliche umschlägt ins Unmenschliche, ja Auffällige: den Hass gegen die eigene Nation. Selbsthass ist eindeutig behandlungsbedürftig, vielleicht therapierbar, sicher auch mit einer unglücklichen Jugend zu erklären, aber nicht zu entschuldigen. Kein Land auf der Welt hat es in Bekundungen von Feindseligkeit gegen die eigene Nation so weit gebracht wie wir. Vom Sudan bis nach Rio, vom Nordkap bis nach Kapstadt gibt es nirgendwo ein Volk mit gleichen Aggressionen gegen sich selbst. „Die Deutschen sind krank“, sagt eine griechische Freundin.

Kiezdeutsch – ein eigener Dialekt? Eine Bereicherung? Dann ist die im Gefängnis zu lernende Ganovensprache auch eine Bereicherung. Wer aber bereichert sich da – auf Grund welchen Übergriffs? In Grimms Wörterbuch gab es noch gut 500000 deutsche Wörter. Viele davon sind heute verschwunden, die Sprache ist schon jetzt in weiten Bereichen reduziert auf eine Art Basisdeutsch. Der Rest des einst riesigen, überall in deutschen Landen gebrauchten Wortschatzes, eine Artenvielfalt, die Günter Grass in seinem Buch „Grimms Wörter“ wortreich verstummen ließ vor Bewunderung, ist heute verkümmert. Verkümmert oder ganz verschwunden wie die aussterbende Tier- und Pflanzenwelt, die man durch einen kostspieligen Artenschutz zu erhalten sucht. Wo aber ist der Artenschutz für die deutsche Sprache? Welche Katastrophe verursachte ihr Artensterben?

Nichts gegen die Moslems, nichts gegen die Türken. Nichts gegen ihr schönes Land mit den vielen, von den alten Griechen erbauten Tempeln und Theatern, Burgen und Kirchen. Und alles für die Erhaltung ihrer vielfältigen westoghusischen Sprache, die der Regierung in Ankara am Herzen liegt. Aber jenes halb-analphabetische Kauderwelsch namens Kiezsprache sollten beide Völker als eine Fehlentwicklung betrachten und nicht als eine Bereicherung. Uns Deutsche aber lasst uns, allen Denglisch und radebrechenden Gästen zum Trotz, unser Land und seine Sprache schätzen und schützen. Und unsere Kinder und Enkelkinder wieder lehren, dieses eine, ihr Land zu lieben. Und das Liebste mag’s uns scheinen – so wie anderen Völkern ihrs.

Den Autor erreichen Sie unter klausrainer@gmx.de


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