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24.03.12 / Dumm gelaufen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Jan Heitmann:
Dumm gelaufen

So viel Friede, Freude, Eierkuchen wie am vergangenen Sonntag gab es selten im ehrwürdigen Reichstagsgebäude. Noch nie konnte ein Bundespräsident sich bei seiner Wahl auf eine so breite Mehrheit stützen. Tatsächlich ist Joachim Gauck die richtige Antwort auf den gescheiterten Christian Wulff. Er ist klug, gebildet, ist eloquent und hat dabei auch etwas zu sagen, er bürgt für Integrität und ist in der Lage, durch persönliches Beispiel dazu beizutragen, das Misstrauen der Menschen gegenüber der Politik zu überwinden.

Aber Gauck ist auch unabhängig und unbequem – und konservativ. Das werden zu allererst diejenigen spüren, die ihn vor zwei Jahren auf den Schild gehoben haben: SPD und Grüne. Denn der neue Präsident steht für vieles, was sich mit deren Programmatik kaum in Einklang bringen lässt. Damals, 2010, spielte das keine Rolle, denn Gauck hatte keine Chance, gewählt zu werden. Hauptsache, man konnte die Kanzlerin mit einem respektablen eigenen Kandidaten herausfordern. Doch dann kam plötzlich die in ihren Umfragewerten bis an die Wahrnehmungsgrenze abgestürzte FDP wie Ziethen aus dem Busch. Mit ihrer überraschenden Zustimmung zum Kandidaten Gauck hat sie nicht nur die Union, sondern vor allem auch Rote und Grüne am Nasenring durch die Manege geführt. Denn ein Zurück konnte es für SPD und Grüne nicht mehr geben. Nun haben sie einen Bundespräsidenten, der eigentlich nicht ihr Freund ist und viel besser zur Union passt, die ihn aber wiederum gar nicht haben wollte. Dumm gelaufen. Aber letztlich doch gut für Merkel, denn sie dürfte mit Gauck besser fahren, als die ursprünglichen Königsmacher aus der Opposition.


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