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24.03.12 / Neue Techniken machen es möglich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Neue Techniken machen es möglich

Es ist die Kombination zweier Verfahren – dem horizontalen Bohren und dem hydraulischen Aufspalten (Fracking) –, welche die Erschließung der sogenannten unkonventionellen Erdgasvorkommen in Schiefergestein möglich gemacht haben. Dass in einigen Schiefergesteinen Erdgas enthalten ist, ist unter Geologen bekannt, allerdings galt die Förderung als unrentabel, da im Unterschied zu anderen erdgashaltigen Sedimenten das Gas im Schiefer nicht an die Oberfläche kommt, sobald ein Bohrer eindringt. In horizontalen Bruchzonen ist das Schiefergas in Spalten oder Poren eingeschlossen. Erschließbar wurden die Lagerstätten erst durch die Technik des horizontalen Bohrens. Ist eine vorgesehene Tiefe erreicht, werden spezielle Bohrmeißel ferngesteuert in eine horizontale Richtung gelenkt. Teilweise über Kilometer lassen sich so Schiefergesteine der Länge nach durchbohren. Anschließend wird das Gestein hydraulisch aufgespalten, indem unter hohem Druck eine mit Quarzkügelchen und Chemikalien versetzte Flüssigkeit eingeleitet wird. Der Wasserdruck öffnet die Gesteinsspalten, zusätzlich stabilisieren die Quarzpartikel die Spalten so weit, dass Gas entweichen kann.

Umstritten ist, wie hoch die Umweltbelastung bei dieser Fördermethode ist. Eine Untersuchung des US-Kongresses hat ermittelt, dass Hilfsstoffe verwendet wurden, die auch krebserregende Verbindungen enthalten. Gefahren für das Trinkwasser ergeben sich, wenn die Flüssigkeiten ungereinigt in Oberflächengewässer gelangen oder trotz Abdichtungen in das Grundwasser fließen. In Österreich wird derzeit an einem Verfahren gearbeitet, bei dem statt Chemikalien nur Wasser, Bauxit-Sand und Stärke verwendet werden sollen. N.H.

 

Zeitzeugen

Tony Hayward – Der Vorstandsvorsitzende von British Petroleum (BP) spricht von einer „stillen Revolution“, die sich derzeit im nordamerikanischen Gasgeschäft abspielt. BP will ebenfalls in das Geschäft mit Schiefergas einsteigen und prüft Förderungsmöglichkeiten in Europa. Als lukratives Fördergebiet ist vor allem Polen in den Blick geraten.

M. King Hubbert – Als Ölexperte bei Shell beschäftigte sich der Geologe (1903–1989) mit der Kapazität von Öl- und Gasfeldern. 1956 machte Hubbert die später bestätigte Vorhersage, dass die Erdölförderung in den USA in den frühen 70er Jahren das Fördermaximum erreichen würde.

Fatih Birol – Der Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IAE) warnte bereits im Jahr 2009 vor einer drohenden Unterversorgung mit Öl in den kommenden Jahren. Selbst wenn bis 2030 der Bedarf nicht weiter ansteigt, würden „vier neue Saudi-Arabien“ nötig seien, um den Förderrückgang der alten Ölfelder auszugleichen.

Hans-Martin Schulz – Beim Deutschen Geoforschungsinstitut Potsdam (GFZ) ist er an einem wissenschaftlichen Projekt zur Erforschung der europäischen Schiefergas-Lagerstätten beteiligt. Bereits 2008 haben sich Wissenschaftler und Vertreter von Unternehmen wie Exxon-Mobil, Total und Statoil in Potsdam getroffen, um über die Erschließung neuer Gasquellen in Europa zu diskutieren.

Volker Wrede – Der Rohstoffexperte des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen in Krefeld schätzt die Menge an Flöz- und Schiefergas, die im Boden in NRW steckt, auf mindestens 2200 Milliarden Kubikmeter. Im nicht sehr realistischen Fall, dass die gesamte Menge förderbar ist, würde das rein rechnerisch reichen, um ganz Deutschland für fast 20 Jahre zu versorgen.


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