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24.03.12 / Teures Euro-Pathos / »Handelsblatt« warb 2010 für den Kauf griechischer Staatsanleihen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Teures Euro-Pathos
»Handelsblatt« warb 2010 für den Kauf griechischer Staatsanleihen

Wir kaufen griechische Staatsanleihen“, so lautete im Mai 2010 die Botschaft einiger Prominenter im „Handelsblatt“: „Ich kaufe zum ersten Mal in meinem Leben Staatsanleihen – und zwar griechische“, erklärte etwa der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Eichel den Lesern. Jürgen Großmann, Vorstandsvorsitzender bei RWE, beteiligte sich gleich mit 100000 Euro, „weil Europa unsere politische und wirtschaftliche Heimat ist“. „Handelsblatt“-Chefredakteur Gabor Steingart stieg zwar nur mit 5000 Euro ein, beim verbreiteten Pathos in Bezug auf Europa steckte er allerdings nicht hinter dem RWE-Chef zurück. „Wir wissen: Die europäische Einigung ist der beste Teil unserer deutschen Geschichte“, so Steingart damals.

Private Kleinanleger, die dem Beispiel gefolgt sind, dürften dies inzwischen bereuen. Die Verluste durch den nun erfolgten Schuldenschnitt sind beachtlich. Ohne Möglichkeit, über die Umschuldung abzustimmen, wurden Kleinanleger zur Teilnahme an der Umschuldung gezwungen, so dass 53,5 Prozent des investierten Betrages von vornherein unter den Schuldenschnitt fielen und sich in Luft auflösten. Ebenfalls ungefragt wurde der noch verbleibende Teil des Anlagewertes in 24 verschiedene Anleihen umgetauscht: Statt einer Anleihe hat der Anleger nun 20 neue griechische Anleihen im Depot. Der Nennwert der Papiere liegt nur noch bei 31,5 Prozent des ursprünglichen Betrages, zurück-gezahlt werden die Anleihen erst zwischen 2023 und 2042. Dazu gibt es noch drei Anleihen des Rettungsfonds EFSF und einen „Besserungsschein“ mit dem Versprechen eines Ein-Prozent-Zinsaufschlag sollte sich Griechenland wirtschaftlich erholen.

Mit Ausnahme der drei EFSF-Papiere werden alle zwangsweise zugeteilten Anleihen am Markt schon wieder mit Abschlägen zwischen 70 bis 80 Prozent gehandelt. Quasi als i-Tüpfelchen zum Schuldenschnitt haben einige depotführende Banken bei Privatanlegern für den Zwangsumtausch auch noch kräftige Gebühren kassiert, pro neu eingebuchter Anleihe bis zu 7,95 Euro.

Gegen die zwangsweise Umschuldung wollen einige deutsche Privatanleger nun vor Gericht gehen. Die Anwaltskanzlei Gröpper/Köpke vertritt nach eigenen Angaben über 110 Halter griechischer Anleihen. Geprüft werden nicht nur Schadensersatzforderungen gegen den griechischen Staat, sondern auch gegen Banken, falls die Papiere im Zuge einer Bankberatung gekauft wurden.

Derartiger Ärger dürfte einigen Teilnehmern der „Handelsblatt“-Aktion erspart bleiben. Chefredakteur Steingart hatte seine Anleihen bereits wieder verkauft, als er im Juni 2011 von der „Süddeutschen Zeitung“ zu seinem Griechenland-Investment befragt wurde. An Zeitpunkt und erzielten Preis konnte er sich nicht erinnern. Einfacher hat es da Ex-Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD). Anders als angekündigt, habe er gar keine griechischen Staatsanleihen erworben. „Die Bedingungen waren nicht erfüllt“, so der frühere Finanzminister, in dessen Amtszeit die Entscheidung zur Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone erfolgt war – trotz damals nicht erfüllter Bedingungen. N.H.


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