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24.03.12 / Biete Flug, suche Passagier / Hoch im sonnigen Schein: Ungewöhnliches Reisen durch Mitfluggelegenheiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-12 vom 24. März 2012

Biete Flug, suche Passagier
Hoch im sonnigen Schein: Ungewöhnliches Reisen durch Mitfluggelegenheiten

Wer beruflich oder privat viel auf dem Landweg unterwegs sein muss, kommt mit Mitfahrgelegenheiten gut weg. Bei einer Kilometerpauschale von etwa fünf Euro pro 100 Kilometer reist man ungleich günstiger als mit der vergleichsweise teuren Eisenbahn, und die Zeiten umständlichen Vertragsabschlusses bei Vermittlung durch das Büro einer Mitfahrzentrale sind vorbei: Dank Internet können Fahrer und Mitfahrer direkt miteinander Kontakt aufnehmen, Treffpunkt, Uhrzeit und Zielort individuell und wie’s am besten passt abmachen; die Vermittlungsgebühr entfällt. Für die großen gängigen Strecken, nicht nur innerdeutsch, finden sich immer Anbieter und Mitfahrer, und allen ist gedient: Der Mitfahrer freut sich über eine preiswerte Beförderung, und der Fahrer über den Zuschuss zu den Benzinkosten.

Nicht ganz so komplikationslos, gibt es das gleiche System prinzipiell auch für den Luftweg – bereichert um eine einzigartige Reiseerfahrung. Die Kleinflugzeuge überfliegen das Land niedriger als Linienmaschinen, sodass sich wunderschöne Ausblicke bieten. Via Internet finden Privatpiloten und Mitflieger zusammen. Der Mann am Steuer hat freie Plätze in seiner kleinen Privatmaschine anzubieten, und wer die gleiche Strecke zurücklegen will wie er, kann sich in der Regel direkt beim Piloten melden und mitfliegen. Auf den hierfür gängigsten Internetseiten mitflugzentrale.de und eddh.de sind viele freie Angebote fürs Mitfliegen gelistet, meistens in Zwei- bis Viersitzern – wenngleich deren Zahl nicht im mindesten mit der für gewöhliche Mitfahrten im Auto mithalten kann. Wer indessen keine Massenabfertigung am Großflughafen über sich ergehen lassen will, Stress und Warterei nicht mag, das eingequetschte Sitzen in vollen Linienflugzeugen nicht erträgt, dazu das nötige Kleingeld mitbringt und zeitlich etwas flexibel ist, der kommt bei der Mitflug-Methode auf seine Kosten.

Die Motivation des Piloten liegt vor allem darin, jemanden zu finden, der sein Hobby mitfinanziert und die notwendigen Flugstunden für den Erhalt der Fluglizenz nachweisen zu können. Zumeist steht in kurzen Einträgen zu angebotenen Mitflug-Plätzen, von welchem Startflughafen es wann zu welchem Zielflughafen geht. Aktuell werden beispielsweise folgende Mitflüge angeboten: Von Hamburg nach Antwerpen, Breslau, Klagenfurt, Prag, Warschau, Westerland, von München nach Friedrichshafen, Hamburg, Innsbruck, Nürnberg, von Paderborn-Lippstadt zu beliebigen Zielen innerhalb Deutschlands, von Freiburg im Breisgau nach Norderney. Feste Termine kommen zwar vor, sind aber selten, oft heißt es „nach Absprache“, „jederzeit“, oder es ist ein einzelnes Datum angegeben.

Was so einfach klingt wie beim Autofahren, hat in der Praxis seine Tücken, die mit den spezifischen Bedingungen der Fliegerei zusammenhängen. Ein Flugzeug kostet einen bestimmten Betrag pro Stunde, nicht pro Passagier. Fliegt ein Fluggast allein mit, kann es teuer werden: Zwischen 100 und 180 Euro schlagen pro Stunde zu Buche. Die kleinen Propellerflugzeuge fliegen auf Sicht und benötigen gutes Wetter; sind Sturm oder Gewitter angesagt, muss die Maschine am Boden bleiben oder auch landen – und der Mitflieger ebenso und kommt nicht weiter. Zudem ist es nicht jedermanns Sache, sich einem unbekannten Piloten in einem kleinen Flugzeug anzuvertrauen. Christian Rudolf


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