29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
31.03.12 / Vatikanbank erneut im Visier / Europarat droht dem Vatikan mit Aufnahme in die schwarze Liste der »Geldwäsche-Staaten«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-12 vom 31. März 2012

Vatikanbank erneut im Visier
Europarat droht dem Vatikan mit Aufnahme in die schwarze Liste der »Geldwäsche-Staaten«

Nach den Vorfällen der Vergangenheit sollte die Vatikanbank endlich „sauber“ werden. Trotz der Bemühungen von Papst Benedikt XVI. um Ordnung in dem Hause gerät das Institut nun aber erneut in die Schusslinie internationaler Ermittler.

Nach zahlreichen Skandalen ist das Ansehen der Vatikanbank „Institut für religiöse Werke“ (IOR) ohnehin angekratzt. Kaum bessern dürfte sich der Ruf des IOR durch eine nun angekündigte Aufkündigung eines Kontos bei der US-Großbank J. P. Morgan in Mailand. Vorausgegangen war die erfolglose Aufforderung durch J. P. Morgan an das IOR, zu einigen verdächtig erscheinenden Kontobewegungen weitere Informationen zu liefern.

Für das 1942 gegründete „Istituto per le Opere di Religione“, so der italienische Originaltitel des IOR, ist die Kontoschließung in Mailand derzeit nicht das einzige Hindernis, endlich den schlechten Ruf in Bezug auf Geldwäsche loszuwerden: Im jährlichen Strategiebericht des US-Außenministeriums zum Kampf gegen Drogenkriminalität wird erstmals auch der Vatikan erwähnt. Die Amerikaner bemängeln unter anderem, dass sich der Vatikan an bestimmten internationalen Abkommen entweder gar nicht oder nur unter Vorbehalt beteilige.

Und die peinliche Schelte aus Übersee kommt nicht allein: In Europa droht ebenfalls die Gefahr, dass der Vatikanstaat auf die Liste der „Geldwäsche-Staaten“ gesetzt wird. Bis zum Juni will eine Expertengruppe des Europarates, die „Moneyval“-Kommission, die sich mit Maßnahmen zur Unterbindung von Terrorfinanzierung und der Geldwäsche beschäftigt, über die Aufnahme des Vatikanstaates in jene schwarze Liste befinden. Verbunden sind die harschen Vorwürfe gegen den Kirchenstaat stets mit den Aktivitäten der IOR-Bank: Noch immer gilt das Geldhaus als eine der geheimsten Einrichtungen der Weltfinanz.

Der Sonderstatus des Vatikanstaats und des Heiligen Stuhls ermöglichte es für lange Zeit, dass Bilanzen des Instituts für religiöse Werke nur in sehr allgemeiner, kaum aussagekräftiger Form veröffentlicht werden mussten, sodass man über den Umfang der Finanzgeschäfte der Vatikanbank auf Schätzungen angewiesen war. Aktuell schätzen Experten die Zahl der IOR-Kunden auf etwa 44000 und die Rücklagen auf rund fünf Milliarden Euro. Der Grad an Geheimhaltung um das IOR wird daran deutlich, dass im Jahr 2009 überhaupt erstmals bekannt wurde, wie viel die Bank an Gewinn „zu den religiösen Tätigkeiten des Heiligen Vaters“ beigesteuert hatte: 50 Millionen Euro, im darauffolgenden Jahr 55 Millionen.

Die über lange Zeit betriebene Geheimhaltungspolitik um das IOR hat es offenbar gefördert, dass die Vatikanbank immer wieder für zwielichtige Aktivitäten missbraucht wurde. Legendär sind die Aktivitäten des Instituts für religiöse Werke in den 80er Jahren, als unter der Leitung des Erzbischofs Marcinkus die Vatikanbank in zwei betrügerische Bankpleiten verwickelt war.

Danach glaubte man, die Zeit der Skandale überwunden zu haben. Daher waren neue Meldungen aus den letzten Jahren, als das IOR erneut wegen Geldwäsche in die Schlagzeilen geriet, umso erstaunlicher:

Im September 2010 beschlagnahmte die italienische Finanzpolizei 23 Millionen Euro von einem Konto des IOR und leitete Ermittlungen gegen den Präsidenten und eine weitere Führungskraft der Bank ein. Beide sollen bei Finanztransaktionen die wahren Namen von Auftraggebern verschwiegen und damit gegen ein Gesetz gegen Geldwä-sche verstoßen haben.

Neun Monate dauerte es, bis die italienischen Behörden die beschlagnahmten Gelder wieder freigaben. Parallel dazu wurde bekannt, dass italienische Bauunternehmer Schwarzgelder – unter anderem für beabsichtigte Bestechungen – in der Vatikanbank versteckt hatten. Eines der verwendeten Konten firmierte bezeichnenderweise bei den Beteiligten unter dem Namen „Don Bancomat“.

Für Papst Benedikt XVI. waren die damaligen Ermittlungen Anlass, im Vatikan eine Finanzbehörde zu schaffen, die Geldwäsche unterbinden soll. Für die Reputation der Vatikanbank sind die Untersuchungen von US-Behörden und des Europarates umso ärgerlicher, als nach den Vorwürfen des Jahres 2010 von Seiten des Vatikans ausdrücklich die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit internationalen Kontrollbehörden erklärt worden war. Fragwürdig erscheint damit auch der vom Vatikan erhobene Anspruch, eines der härtesten Gesetze gegen die Geldwäsche auf den Weg gebracht zu haben.

Erheblich schneller als das „Istituto per le Opere di Religione“ scheint sich die älteste Bank der Welt, das Bankhaus „Monte dei Paschi di Siena“, auf neue Realitäten einzustellen. An die Spitze der 1472 gegründeten Bank, in der für Jahrzehnte lokale Politiker eine wichtige Rolle gespielt haben, soll im Gegensatz zu früher kein Politiker, sondern ein Bankfachmann gelangen, um das Überleben der in Schwierigkeiten geratenen Bank zu sichern.     Hermann Müller


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren