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31.03.12 / Vergesst Auschwitz!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-12 vom 31. März 2012

Vergesst Auschwitz!
von Vera Lengsfeld

Die Räume einer feinen Rechtsanwaltskanzlei am Kurfürstendamm sind eher selten der Ort für eine Buchpräsentation. Für dieses Buch war es aber eine passende Umgebung. Der Anwalt von Henryk M. Broder präsentierte an ihrem Erscheinungstag die neueste Streitschrift seines Mandanten: „Vergesst Auschwitz“.

In seiner Einführung verwies er auf die vielen Prozesse, die Broder und er meist erfolgreich geführt hatten. Schon der Titel des neuen Werkes legt nahe, dass es zu neuen Prozessen kommen könnte. Entsprechend groß war die Spannung unter der handverlesenen Gästeschar, hauptsächlich aus der Publizistik, darunter in der ersten Reihe: Thilo Sarrazin.

Bevor er mit der Lesung begann, erklärte Broder, dass dies sein letztes Buch zum Thema Antisemitismus sei. Er hätte damit einen Schlusspunkt in einer endlosen Debatte setzen wollen. Das war ernst gemeint, doch durchhalten wird Broder das nicht können.

Die Deutschen litten an Hitler wie an einer Schuppenflechte. Aus ihrem Versuch, sich  gegen die eigene Geschichte zu immunisieren, sei eine Autoimmunerkrankung geworden. Bei allen Entscheidungen fordere das Nazi-Menetekel seinen Tribut: Ob es um den Militäreinsatz in Afghanistan gehe, um Atomausstieg, Gentechnik, Stammzellenforschung oder Sterbehilfe.

Es gibt über 120 Holocaust-Gedenkorte in Deutschland, aber das ritualisierte Gedenken hat nicht zum Verschwinden des Antisemitismus beigetragen, im Gegenteil. Es ist zu  einer Art Schutzschild geworden, hinter dem sich allzu häufig ein neuer Antisemitismus breit macht, der als Israelkritik daherkommt.

Heute ist es möglich, wie der linke  Bundestagsabgeordnete Norman Päech dem Auschwitz-Komitee anzugehören und auf einem Hamas-Schiff unter „Vernichtet Israel“- Rufen gen Gaza zu schippern. Dass Päech kein Einzelfall, sondern ein Symptom dafür ist, wie sehr sich der moderne Antisemitismus in der Gesellschaft festgesetzt hat, belegt Broder an vielen Beispielen.  Haarsträubend ist, dass die Kölner Staatsanwaltschaft in einem Poster, auf dem ein kopfloser Mann mit Israel-Lätzchen sich über ein vor ihm auf dem Teller liegendes Palästinenserkind aus Gaza mit Messer und Gabel hermacht, keinen Antisemitismus erkennen kann. Es fehle die „Krummnase“.

Wer meint, Broder male Gespenster an die Wand, wird immer wieder eines Schlechteren belehrt: Die erste Reaktion der EU-Außenkommissarin Ashton auf das Massaker in einer jüdischen Schule in Toulouse war,  dass es den Kindern in Gaza ebenso erginge. Damit setzte sie den Antiterrorkampf Israels mit den Morden eines Terroristen gleich. Das Thema wird Broder nicht loslassen.


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