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31.03.12 / Wo Japan im Zweiten Weltkrieg kapitulierte / Mit der Außerdienststellung der »Missouri« ging vor 20 Jahren die Ära der großen Schlachtschiffe endgültig zu Ende

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-12 vom 31. März 2012

Wo Japan im Zweiten Weltkrieg kapitulierte
Mit der Außerdienststellung der »Missouri« ging vor 20 Jahren die Ära der großen Schlachtschiffe endgültig zu Ende

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Großmächte ein Wettrüsten um die Vorherrschaft zur See. Die dafür entwickelten Schlachtschiffe wurden immer größer gebaut, mit schwereren Geschützen ausgerüstet und erreichten stets höhere Geschwindigkeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es durch die Washingtoner Flottenkonferenz zu einer starken Einschränkung der Neubauten von Kampfschiffen und zur Reduzierung der Flotten. Allerdings umgingen einige Großmächte schon bald das Abkommen; nach der Londoner Flottenkonferenz 1936 wurden weltweit wieder große Schlachtschiffe gebaut.

Die USA begannen 1938 mit der Planung von schnellen Schlachtschiffen mit starker Feuerkraft zur Begleitung von Flugzeugträgern. Die vier Neubauten der sogenannten „Iowa“-Klasse gehörten mit einer Geschwindigkeit von 33 Knoten zu den schnellsten gebauten Schlachtschiffen überhaupt, waren aber auch die letzten ihrer Art. Im Juni 1944 wurde die „Missouri“, Spitzname „Mighty Mo“ als letzte Einheit der „Iowa“-Klasse als „BB-63“ in Dienst gestellt. Es handelte sich um ein großes stolzes Schiff. Mit einer Länge von 270,43 Metern war sie rund einen Meter länger als die „Titanic“. Die Verdrängung betrug zirka 45000, voll beladen sogar 57000 Standard-Tonnen. Die Schiffsgröße wurde so gewählt, dass die Schleusen des Pa­na­makanals noch passiert werden konnten und somit ein schneller Einsatzwechsel zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean möglich war. Die „Missouri“ war neben zahlreichen kleineren Kanonen und Geschützen mit neun Geschützen des Kalibers 16 ausgerüstet, sprich einem Durchmesser von 40,6 Zentimetern. Die Reichweite dieser großen Geschütze betrug 40 Kilometer, damit war die Schiffsartillerie flexibel für Land- und Seeziele einsetzbar.

Im Zweiten Weltkrieg war die „Missouri“ an der Schlacht im Pazifik gegen die Japaner um Iwojima und Okinawa beteiligt, danach wurde sie mehrfach von Kamikaze-Fliegern angegriffen und beschädigt. Nach der Teilnahme an den Angriffen auf Tokio lief die „Missouri“ in die Bucht von Tokio ein, als die Japaner kapituliert hatten. Auf dem Vordeck wurde am 2. August 1945 die Kapitulationsurkunde in Gegenwart der Alliierten unterzeichnet. Der Zweite Weltkrieg war beendet.

Als der Koreakrieg 1950 begann, war die „Missouri“ das einzige noch aktive amerikanische Schlachtschiff, das sofort in die Krisenregion entsendet werden konnte. Später wurde es dann von weiteren, reaktivierten Schlachtschiffen unterstützt. In den verschiedenen Einsätzen im Koreakrieg wurden insgesamt über 7000 Geschosse aus den großen 40,6-Zentimeter-Geschützen abgefeuert.

1955 wurde die „Missouri“ der Reserveflotte zugeordnet, das heißt, nur noch minimal instand gehalten und zur Ausbildung von Reservepersonal genutzt. Erst 1986 wurde sie wieder von Grund auf überholt und brach als „zweite Jungfernfahrt“ zu einer Weltreise in der Endphase des Kalten Krieges auf, um ihre militärische Stärke, unterstützt durch die neue Bewaffnung mit Marschflugkörpern, zu demonstrieren. 1991 wurden im Zweiten Golfkrieg in der Operation „Desert Storm“ dann 28 Marschflugkörper vom Typ „Tomahawk“ gegen den Irak eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr nahm sie an der 50-Jahre-Gedenkfeier zum Angriff auf Pearl Harbour teil und wurde noch Schauplatz für den Action-Film „Alarmstufe Rot“.

Am 31. März 1992 wurde die „Missouri“ nach insgesamt 16 Jahren und vier Monaten im aktiven Dienst als letztes Schlachtschiff der „Iowa“-Klasse offiziell außer Dienst gestellt. Die grauen Giganten zur See waren für die Seekriegsführung nicht mehr zeitgemäß. 1998 wurde sie der „USS Missouri Memorial Association“ übergeben, die die „Missouri“ nach Hawaii schleppen ließ. Dort hat die „Mighty Mo“ in Pearl Harbour ihren letzten Bestimmungsort als Museumsschiff gefunden. Das Schiff, auf dem die Japaner am Ende des Zweiten Weltkrieges die Kapitulationsurkunde unterzeichnet haben, liegt passender Weise neben der Gedenkstätte für die „Arizona“, die 1941 beim japanischen Angriff auf Pearl Harbour versenkt wurde, woraufhin die USA in den Krieg eintraten.

2009 wurde die „Missouri“ im Trockendock komplett überholt. Sie ist auch heute noch, 20 Jahre nach der Außerdienststellung, ein Denkmal und Wahrzeichen für die frühere Seekriegsführung und die Bedeutung der US-amerikanischen Flotte. Jährlich zieht sie mehr als 400000 Besucher in ihren Bann.          Britta Heitmann


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