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07.04.12 / Luchse aus Estland ausgewildert / Mit der WWF-Aktion soll das Überleben dieser Raubkatzenart im südlichen Ostpreußen gesichert werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-12 vom 07. April 2012

Luchse aus Estland ausgewildert
Mit der WWF-Aktion soll das Überleben dieser Raubkatzenart im südlichen Ostpreußen gesichert werden

Im Rahmen eines von WWF Polska durchgeführten Programms für den Erhalt des Luchsbestandes in Polen wurden zwei Luchsmännchen aus Estland in die Johannisburger Heide sowie ins Oberforstamt Neu-Ramuck bei Allenstein verbracht. Die ausgewilderten Raubtiere sollen helfen, den 60 Einzeltiere zählenden Luchsbestand im Nordosten der Republik Polen zu halten, wenn nicht gar zu vergrößern.

In der Republik leben zurzeit zirka 300 Luchse, vorwiegend im südlichen Landesteil – in den Ost- und Westkarpaten, im Karpatenvorland und im Riesengebirge, wo sie aus dem Böhmerwald herein gedrungen waren, nachdem sie in diesem deutsch-tschechischen Grenzgebiet ausgewildert worden waren. Im nordöstlichen Raum kommen sie hauptsachlich im Białowieza-Nationalpark und entlang des naturgeschützten und auf ihre einmalige Art hübsch mäandrierenden Bober [Biebrza] vor. Weitere Rückzugsgebiete der Luchse sind die Kampinos-Heide bei Warschau und die Umgebung von Leslau [Włocławek] am mittleren Weichsellauf.

Im Vergleich zu einem flächenmäßig kleinen Land wie Estland scheint die Gesamtzahl der Luchse in Polen nicht groß zu sein. In dem baltischen Staat wird das Vorkommen der Luchse auf 600 bis 900 Einzeltiere geschätzt. Da für einen sichereren Bestand dort etwa 500 Einzeltiere ausreichend sind, kann ein Überschuss in andere Gebiete Europas

zwecks Auswilderung abgegeben werden. Wegen einer auffallenden Ähnlichkeit der Ökosysteme der Republik Polen und der Republik Estland eignet sich Masuren dazu hervorragend.

Die Auswilderung des Luchses innerhalb Europas erfolgt unter der wissenschaftlichen Aufsicht zweier Schweizer Projektleiter und Umweltschützer, Urs Breitenmoser und Christine Breitenmoser-Würsten, von der Forschungsstelle KORA (Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz) bei Bern. Nach Meinung des Ersteren könnten künftig 20 bis 40 Luchse in den schwer von Menschen erreichbaren Sumpfgebieten der Masurischen Seenplatte leben. Dort hätten sie auch keine Schwierigkeiten, entsprechende Nahrung zu finden, da die Johannisburger Heide und das Oberforstamt Neu-Ramuck dafür ausgezeichnete Bedingungen böten. Dies wird von den Beamten in der Regionalen Verwaltung der Staatsforste in Allenstein, einem offiziellen Partner bei der Auswilderung des Luchses in Masuren, bestätigt.

Eine Durchführung des WWF-Programms wurde dank mehrerer Schenkungen und einer Überweisung von einem Prozent der Einkommensteuer für das Jahr 2011 derjenigen polnischen Bürger möglich, denen Umweltfragen besonders nahe am Herzen liegen. Ihr eifriges Bemühen um die Schonung des masurischen Ökosystems hat sich gelohnt, da man schon jetzt an die Auswilderung von zwei weiteren Luchsen denkt.

Eine allmähliche Wiederherstellung der früheren Zustände im Bereich der Tierwelt in Mitteleuropa schreitet also voran. Bereits kurz nach der sogenannten Wende passierte das erste Wolfsrudel die Neiße und wanderte in die Lausitz ein, wo es auf den dortigen Truppenübungsplätzen einen besonders günstigen Lebensraum gefunden hat. Gerade dort kam es dann auch zu Beginn des neuen Jahrtausends zu einer erstmals seit mindestens 100 Jahren nachgewiesenen erfolgreichen Fortpflanzung des Wolfes zwischen Elbe und Neiße. Grzegorz Supady


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