20.04.2024

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07.04.12 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-12 vom 07. April 2012

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

bunt wie ein Osterbeet ist unsere heutige Familienseite, denn vielseitiger könnten die Fragen und Wünsche nicht sein, die an uns herangetragen wurden. Da ist das Anliegen von Herrn Marcel Krueger, das sich nahtlos an die in der letzten Folge veröffentlichten Wünsche anschließt, denn auch er möchte in die Heimat seiner Großmutter, nach Ostpreußen, reisen, um auf Spurensuche zu gehen. Nicht nur aus persönlichen Gründen, denn Marcel Krueger ist Schriftsteller, und die Recherchen, die er in Masuren betreiben will, dienen auch der Vorbereitung für ein Online- und Buchprojekt, das schon einen Titel hat: „In der dunklen Nacht“. Marcel Krueger arbeitet zweisprachig, er schreibt für englische, irische und deutsche Publikationen, hat die letzten fünf Jahre in Irland gelebt und versucht jetzt, seine Zeit zwischen Berlin, Köln und Dublin aufzuteilen. Und in diesem Sommer kommen einige Wochen in Masuren hinzu, denn von dort aus wurde 1945 seine Großmutter von der Roten Armee verschleppt. Nach sechs Jahren Zwangsarbeit in russischer Gefangenschaft kam sie nach Westdeutschland, ohne je ihre ostpreußische Heimat wieder zu sehen. Und genau diesen Weg will ihr Enkel jetzt verfolgen und darüber berichten, 67 Jahre danach auf Spurensuche von ihrem masurischen Heimatort in den Ural und zurück. Es ist Marcels erste Reise nach Polen und Russland und wird kein einsamer Weg sein. Die Website zu „In the dark night“ soll in Kooperation mit deutschen, russischen und polnischen Fotografen, Schriftstellern und Bloggern zusammen einen Blick auf diesen Teil Europas werfen und versuchen zu erörtern, welche Bedeutung die vor 67 Jahren geschehenen Ereignisse heute für die Menschen in Deutschland, Polen und Russland haben. Es soll eine Art Reisetagebuch werden, zweisprachig in Deutsch und Englisch, um das Thema einem möglichst breiten Leserkreis näher zu bringen. Der Erfolg seines Vorgängerprojektes www.sonic.iceland.com, das eine musikalische Reise nach Island dokumentiert, hat ihm Mut zu diesem neuen, weitaus schwierigeren Werk gemacht.

Es gilt also nun für uns, ihn bei den Recherchen über die Heimat seiner Großmutter zu unterstützen. Ob Kontakte oder generelle Informationen, jede Auskunft ist für Marcel Krueger wichtig. Besonders die Hinweise, die den Herkunftsort seiner Großmutter betreffen, aber … wo liegt Legainen? In Ostpreußen jedenfalls nicht. Also heißt es wieder einmal: nachfragen! Zum Glück ging dann alles sehr schnell, der Irrtum war rasch geklärt: Es handelt sich um Lengainen [Legajny], nordöstlich von Allenstein am Lengainer See gelegen, ein 730-Seelen-Dorf. Das etwa einen Kilometer entfernte Gut trug den gleichen Namen. Auf diesem Gutshof ist die Großmutter des Suchenden, Cäcilie Barabasch, aufgewachsen, und von dort ist sie dann verschleppt worden. Herr Krueger würde sich über jede Information über die Heimat seiner Großmutter freuen, die ihm die Spurensuche erleichtern könnte. (Marcel Krueger, Telefon +353/86/7735523 oder 49/1709604059, E-Mail: marcel@kingofpain.org)

Barg dieses Anliegen schon Stolpersteine, so ist der Suchwunsch von Madame Monique Abela geradezu damit gepflastert, und der Kreis der möglichen Informanten muss erheblich über den unserer Ostpreußischen Familie erweitert werden. Die Französin hat bisher alles, aber auch wirklich alles unternommen, um die Herkunft ihres Vaters zu klären. Jetzt wendet sie sich an uns, weil sie meint, er könnte aus Ostpreußen stammen. Sie hat nur zwei konkrete Anhaltspunkte: den Vornamen ihres Vaters – Willy – und seinen Geburtstag – 21. September. Aber, was viel wichtiger ist, sie besitzt noch drei Fotos von ihrem Vater, von denen wir eines hier zeigen. In der vagen Hoffnung, dass jemand Willy erkennt, falls er aus Ostpreußen stammt oder mit ihm irgendwann und irgendwie zusammen war. Das könnte vor allem in Frankreich gewesen sein, denn dort war der Eisenbahner, der als Wehrmachtsangehöriger an der Westfront eingesetzt worden war, nach den Angaben der Tochter Bahnhofsuntervorsteher (?) von St. Omer im Departement Pas-de-Calais. Ein französischer Zeitzeuge hat Willy auf einem der Fotos erkannt, weil dieser in seinem Elternhaus in Wizernes (Pas-de-Calais) gewohnt hat, das von den deutschen Besatzern beschlagnahmt worden war. Nach Willys Nachnamen befragt meinte er, dieser könnte Tepel, Depel, Teepel, Topel oder Toeppel gelautet haben. Mit Sicherheit wusste er zu sagen, dass Willy einmal nach Detmold in Urlaub gefahren ist. Ein Hinweis auf dessen deutsche Heimatstadt ist einem kleinen Tagebuch von Moniques Mutter zu entnehmen, in dem einige wenige Angaben zu dem Vater ihrer Tochter enthalten sind: Willys Elternhaus wurde in der Nacht zum 19. April 1943 bei einem Bombenangriff zerstört. Die Mutter wie auch ein Großteil ihrer französischen Familie kamen bei Bombenangriffen durch die Alliierten auf Lomme im Department Nord ums Leben. Was aus dem Vater wurde, ist unbekannt. Monique hat Nachforschungen in St. Omer und Lomme angestellt, ebenso in den Archiven der französischen Eisenbahnen sowie bei der Deutschen Dienststelle (WASt) für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht in Berlin geforscht, die deutschen Friedhöfe der Regionen Nord und Pas-de-Calais durchsucht. Auch eine Spurensuche in Detmold hat nichts ergeben, die Stadt wurde zu dem angegebenen Termin nicht bombardiert. Welche deutsche Stadt kann es denn gewesen sein?

Was bleibt zu tun? Monique Abela möchte nun wissen, zu welchem Teil der deutschen Wehrmacht die Eisenbahner während des Krieges gehörten und wo sie die Listen der deutschen Besatzer finden könnte, die in St. Omer stationiert waren. Warum sie meint, dass ihr Vater aus Ostpreußen stammen könnte, begründet sie damit: Als sie klein war, hätte sie gehört, dass ihr Vater in der Nähe von Weißrussland lebte – wahrscheinlich in Ostpreußen! Da ist sie doch mit der Geografie etwas durcheinandergekommen! Bleibt also die Hoffnung, dass sich aus diesen unterschiedlichen Angaben einige Anhaltspunkte ergeben, die weiterhelfen könnten. Wir haben ja schon einmal in einem ähnlichen Fall aus Frankreich ein wahres Wunder erlebt – vielleicht auch hier? (Madame Monique Abela-Foucart, Residence „Le Panoramique“, bat. H. 319, rue Marius Cadoz, 01170 GEX, France, Telefon +33(0)450416920, E-Mail: moniquejoseph01@hotmail.com)

Frau Dr. Gwendolin Gregor hat der Landsmannschaft Ostpreußen die Abschrift einer alten Geburts­urkunde übergeben, denn sie wurde in Pillau ausgestellt. Die Schlesierin fand das vergilbte Blatt in einem antiquarisch erworbenen Büchlein, das sie besonders interessierte, weil sie mit dem Autor verwandt ist. Es handelt sich um „Fragmente aus dem Nachlaß eines jungen Physikers“ von Johann Wilhelm Ritter, ausgewählt von Friedrich v. d. Leyen, erschienen in der Inselbücherei 1946. Das Buch wurde also kurz nach dem Krieg gedruckt, und in jenen Jahren wird auch sicherlich das Dokument von dem damaligen Leser hineingelegt worden sein. Der Text des schon sehr verblichenen Dokumentes lautet:

„Beglaubigte Abschrift. Vorzeiger dieses Johann Martin Ahrndt ist in Wegezin den 20ten Juny 1791 gebohren. Seine Eltern sind Schäfer Martin David Ahrendt und Maria Magdalene Fischers. Dieses wird dem hiesigen Kirchenbuche gemäß in fidem attestiret. Crien, den 8ten Oktober 1816. (Unterschrift) Pastor. Daß vorstehende Abschrift mit der Urschrift übereinstimmt, wird hiermit beglaubigt. Pillau, den 9. August 1935. Der Standesbeamte. In Vertretung“.

Die Unterschrift ist schwer leserlich, vielleicht Mayran oder ähnlich. Deutlich dagegen der Stempelabdruck des Standesamtes in Pillau. – Vielleicht gibt es Nachkommen der Familie Ahrndt oder andere Angehörige, die Interesse an diesem Dokument haben. Sie mögen sich an die Landsmannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, wenden.

War Frau Waltraut Bracklow schon bisher hocherfreut, dass ihre kleine Frage nach der Lungenheilanstalt Lockstädt ein solch weites Echo hervorgerufen hatte, kam jetzt noch eine Überraschung. Die bereitete ihr Frau Annemarie Conrad von Heydendorff-Aschenbrenner aus Frankfurt mit der Übersendung einer Postkarte, die eine kleine Hilde an ihre Großeltern in Wien geschrieben hatte. Das Mädchen weilte ebenfalls wie damals Frau Bracklow in der bei Fischhausen gelegenen Seeheilstätte, die weit über Ostpreußen bekannt war. Hilde schreibt, dass es hier sehr schön sei, das Heim läge unter Bäumen in einem Garten, und sonst gäbe es nur Wald und Wiesen. Und am Strand sei sie auch schon gewesen und hätte Muscheln und Bernstein gefunden. Frau Bracklow wird diese Karte an ihren eigenen Aufenthalt erinnern, zumal die Abbildung einen der modernen Pavillons zeigt, die sie sicherlich noch in Erinnerung hat. Als Frau Conrad von Heydendorff–Aschenbrenner, die seit mehreren Jahren Ansichtskarten, Landkarten, Notgeld und Literatur aus beziehungsweise über Ostpreußen sammelt, diese Karte erhielt, dachte sie sofort an den Bericht auf unserer Familienseite und übersandte Frau Bracklow eine Kopie und uns auch. Wir danken für diese sehr gut erhaltene Ansicht von der Seeheilstätte.

Und nun klappt es doch mit dem Treffen der „Königsberger Kinder“ in Bad Pyrmont, wie mir Frau Helga van de Loo mitteilt. Vom 4. bis 7. Mai wollen sich die Schicksalsgefährtinnen von einst, die die Nachkriegszeit 1945 bis 1948 in und um Königsberg elternlos und ohne Geborgenheit überlebten, im Ostheim zusammenfinden, um ihre Gemeinschaft zu stärken. Ohne ein starres, festgelegtes Programm; die Gestaltung und der Ablauf sollen individuell bestimmt werden. Der Gedankenaustausch steht im Vordergrund, denn das Leid ihrer Kinderjahre blieb unvergessen. Daran erinnert auch der von dieser kleinen Gruppe gesetzte Gedenkstein auf dem Luisenfriedhof in Königsberg, der ihren Leidensgefährten gewidmet ist, die jene grausamen Jahre nicht überlebten. Wer sich für dieses individuelle Treffen der „Königsberger Kinder“ interessiert, für das sich schon über 20 Teilnehmer gemeldet haben, wende sich bitte an Frau Helga van de Loo, Fonckstraße 1 in 53125 Bonn, Telefon (0228) 251271.

Eure Ruth Geede


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