20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.04.12 / In heimatlicher Kirche beigesetzt / Der Ostpreuße Gerhard Steffen hat seine letzte Ruhestätte in Pettelkau, Kreis Braunsberg gefunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

In heimatlicher Kirche beigesetzt
Der Ostpreuße Gerhard Steffen hat seine letzte Ruhestätte in Pettelkau, Kreis Braunsberg gefunden

Der Verstorbene hatte sich eigentlich nur gewünscht, in der Heimaterde begraben zu werden, und hatte deswegen behutsam den befreundeten Pfarrer von Pettelkau, Kreis Braunsberg Taddeus Rudzinsky gefragt, ob auf dem Friedhof von Pettelkau Platz für ihn sei. Doch der lehnte ab, nein für ihn sei da kein Platz. Und auf die Rückfrage „warum nicht“, antworte der Pfarrer „Nein, Du kommst nicht auf den Friedhof, sondern weil Du der Wiedererbauer der Kirche nach dem Krieg bist, hast Du nach dem Kirchenrecht das Recht, in der Kirche begraben zu werden …“ Steffen war hierüber sehr erfreut und auf Nachfrage erteilte auch der damalige Erzbischof von Ermland, Edmund Piszcz, die Genehmigung, und so ließ Gerhard Steffen schon einmal vorsorglich eine Grabplatte für die Wand und eine Gruft darunter herstellen.

Auch den Transport des Sarges nach Ostpreußen hatte er vorbereitet. Der Beerdigungsunternehmer aus Braunsberg musste mit einem Zinksarg mit einem kleinen Fenster drin erst einmal vom westdeutschen Heimatort Oberursel zum polnischen Konsulat nach Köln fahren, damit die sich dort überzeugen konnten, dass auch nur einer in dem Sarg liegt.

Zur Beisetzung in Braunsberg waren dann die Frau des Verstorbenen und alle seine Kinder samt deren Familien angereist. Nachdem bereits ein Requiem in Oberursel stattgefunden hatte, begannen die Trauerfeierlichkeiten in Braunsberg mit einem weiteren Requiem in der nach den Zerstörungen des Krieges wiederaufgebauten gotischen Pfarrkirche St. Katharina mit ihrem prächtigen Sternengewölbe. In dieser Kirche war der Verstorbene noch im Krieg Messdiener gewesen.

Außer der Familie des Verstorbenen waren der Braunsberger Bürgermeister mit Ratsherren, der ehemalige Landrat mit Frau, die meisten Schwestern des Klosters der Katharinerinnen, Abordnungen der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr und der aktuelle Nachfolger des Verstorbenen im Amt des Kreisvertreters, Manfred Ruhnau, mit Schriftführer sowie einige Angehörige der deutschen Volksgruppe aus Braunsberg und aus Allenstein und auch zahlreiche polnische Neubürger anwesend. Der inzwischen pensionierte Erzbischof Edmund Piszcz übernahm die Beisetzung zusammen mit seinem Nachfolger Adalbert Ziemba und fünf weiteren Priestern der Diözese Ermland.

In seiner Predigt auf Deutsch kam Erzbischof Piszcz darauf, dass Gerhard Steffen ein Mensch mit tiefem Glauben und tiefer Hoffnung war und aus dieser Haltung heraus bewusst sein Leben gestaltet hatte. Auch ging er auf den Lebensweg Gerhard Steffens ein, der mit 16 Jahren Braunsberg verlassen musste, weil er als Flakhelfer eingesetzt wurde. Kurz vor Kriegsende kam er dann zur Wehrmacht, geriet in russische Gefangenschaft und kehrte 1948 krank und ausgezehrt zur Familie zurück, die inzwischen in Niedersachsen eine vorläufige Bleibe gefunden hatte. Ja, er hätte einen Groll haben können, auch auf die Polen, doch sein Glaube hat ihm gesagt, dass er das Böse durch das Gute besiegen müsse. Aus dem Glauben heraus war er eben ein Mensch des Friedens, soweit der pensionierte Erzbischof.

Von der Kirche ging dann ein Autokorso über die alte sogenannte Panzerstraße nach Pettelkau, wo die Beisetzung in der Kirche stattfand. Und ein Zerm, also ein Begräbnismahl, gab es natürlich auch – für alle, die teilnehmen wollten. Michael Preuschoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren