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14.04.12 / Moment mal! / Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-12 vom 14. April 2012

Moment mal!
Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft
von Klaus Rainer Röhl

An trüben Tagen sieht es besonders trübe aus. Zwei, drei erwachsene Frauen ziehen durch unsere Vorstadt, hinter sich her ziehen sie zehn, zwölf Kinder unter drei Jahren. Die Kinder sind gelassen, aber nicht ausgelassen, der Morgen ist noch kühl, und man hat sie mitten im Schlaf aus dem Bett geholt, die Tanten sind muffig, der letzte Streik hat nicht viel mehr Geld für sie gebracht. Dies ist ihr Beruf, mit den Kindern durch den Park zu ziehen. Fröhliche Kinder sehen anders aus, vielleicht liegt es am Wetter. Später reden sie alle durcheinander, Deutsch, wie man eben mit zwei oder drei Jahren Deutsch spricht, ältere Geschwister gibt es ja kaum. Gut ausgebildete Erzieherinnen sind eine Ausnahme. Die Mütter, die die Kinder um 16 Uhr, manche erst um 18 Uhr, abholen, sagen fast übereinstimmend: „Mein Kind ist glücklich, es ist gern in der Krippe, da ist es mit anderen Kindern zusammen!“ Mir fällt auf, dass sie das auch von ihren ins Altersheim gegebenen demenzkranken Müttern oder Vätern sagen: „Die sind gern da, weil sie dort Gesellschaft haben“. Wie die Kinder in der Krippe.

Zwei Drittel aller Mütter in Bayern geben ihre Kinder nicht in eine Krippe oder Kita. Rund die Hälfte aller Mütter in den anderen alten Bundesländern betreut die Kinder, oft mit Hilfe der Großeltern, zu Hause. Die Kinder sind gern zu Hause. Ihre Spielgefährten sind die Geschwister und Nachbarskinder.

Diese Familien sollen nach einem Koalitionsbeschluss, an dem die CDU festhalten will, demnächst ein Betreuungsgeld erhalten, gegen das geplante Gesetz laufen die übrigen Parteien Sturm, unterstützt von 23 CDU-Abgeordneten.

Nicht nur die Linken und Grünen also sind gegen das Betreuungsgeld. Selbst Unionsmitglieder sind besorgt, dass Unterschicht-Familien nur die Prämie nehmen und das „Geld versaufen“ und die Türkenfrauen, die sowieso am liebsten zu Hause bleiben, ihren Kindern weiterhin kein Wort Deutsch beibringen. Da ist was dran. Natürlich können die kleinen Muslime Deutsch fast nur in Krippen und Kitas lernen. Aber das sind immer noch – zum Glück – Randgruppen. Wollen wir es von den Armutsflüchtlingen abhängig machen, wie wir unsere Kinder großziehen und betreuen?

Warum dieser Kampf gegen das Betreuungsgeld? Vor allem auf dem Gebiet der Familie hoffen die jungen und die alten in der Wolle gefärbten Sozialisten bei den Grünen und in der SPD auf eine endgültige Umsetzung der alten Ziele von einer staatlich gelenkten Kindererziehung rund um die Uhr. Im Grunde hoffen sie auf eine Abschaffung der Familie als der immer noch stabilsten Keimzelle dieser Gesellschaft, die sie verändern wollen: Beziehungen zwischen Mann und Frau als lockere Zweckgemeinschaft, Kinder als Produktion von Nachwuchs und ihre Erziehung in Heimen durch Fachleute. Diese Idee ist uralt und wurde in ihren Grundzügen bereits vor mehr als 2400 Jahren von dem griechischen Philosophen Platon in seiner Schrift „Der Staat“ entworfen. Sie ist, zum Glück für die betroffenen Kinder, nie dauerhaft verwirklicht worden.

Wirtschaftliche Zwänge scheinen heute solchen Utopien neuen Auftrieb zu geben. Die rasch wachsende, hoch technisierte Wirtschaft braucht gut ausgebildete, hochqualifizierte Frauen. Gleichzeitig aber braucht das Land auch mehr Kinder, weil Deutschland sonst vergreist, die meisten europäischen Staaten, vornehmlich die Länder des früheren Ostblocks, übrigens auch.

Viele Deutsche im zeugungsfähigen Alter wollen keine Kinder. Oder kriegen einfach keine. Zu ihnen gehören die ganz Schlauen, die „Dinks“ (= double income, no kids), die Schwulen und die katholischen Priester. Jedes Jahr gibt es mehr Alte und weniger Kinder. Deutschland stirbt aus. Langsam natürlich. Kann man ja nachrechnen: Jedes deutsche Ehepaar müsste mindestens zwei Kinder bekommen oder adoptieren, damit wir nur den augenblicklichen Stand halten. Erst bei mehr als 2,1 Kindern spricht man von einem Bevölkerungsüberschuss – den hatten wir zuletzt 1960. Die Wirtschaft braucht, weil sie durch die hohen Lohntarife gezwungen wird, alle einfachen, körperlichen Arbeiten zu automatisieren, nur noch hochqualifizierte Fachkräfte, keine Hilfsarbeiter aus Anatolien und Pakistan. Die Wirtschaft, (sagt sie), kann also ohne unsere meist sehr gut ausgebildeten und qualifizierten Frauen gar nicht mehr auskommen. Hier liegt das Problem: Die Wirtschaft braucht Frauen. Kinder aber brauchen – Mütter. Nicht noch mehr Krippen und Kinderaufbewahrungs-Orte, an denen man seine Kinder, am liebsten vom ersten Lebensjahr an, morgens müde abliefert und abends, wenn sie und die Eltern schon müde sind, wieder abholt. Ausnahmen bestätigen diese Regel.

Das Betreuungsgeld bedeutet mehr als nur eine Entlastung für die Mehrkinder-Familie. Die Aufgabe, Kinder großzuziehen, darf natürlich keine Nachteile für die spätere Rente der Mütter zur Folge haben. Denn das Ziel ist die gesellschaftliche Anerkennung der Familie. Dazu bedürfte es einer Änderung des sozialen Klimas, das schon lange verkorkst ist, spätestens seit Alice Schwarzer. Es ist die im Grunde gegen die Familie gerichtete Mentalität, die Kinderarmut erzeugt, die Abwertung aller Sinn- und Werte-Gemeinschaften wie Familie, Heimat, Land, Stadt- oder Dorfgemeinschaft. Und der Nation, deren kleinste Zelle nun einmal die Familie ist – und nicht die Lindenstraße. Aber fast alle Fernsehserien und Spielfilme bis hin zu den Tatort-Krimis zeigen kaputte Ehen, überforderte alleinerziehende Mütter und andere Restfamilien. Oder gewalttätige, asoziale Väter. So ist die Welt, suggerieren uns die Filmemacher. Sie ist nun mal kaputt.

Aber viele Menschen sind nicht dieser Meinung. Die Mütter und Väter sind zwar am Abend müde von der Arbeit, aber eben nicht kaputt. Und die meisten Männer sind nicht gewalttätig und die meisten Ehen nicht geschieden. Und manchmal stellt die Wissenschaft sich auf ihre Seite. Wie der Osnabrücker Professor Manfred Spieker, der in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) schrieb: „In der Familie werden die Weichen gestellt für die moralischen und emotionalen Orientierungen des Heranwachsenden, für seine Lern- und Leistungsbereitschaft, seine Kommunikations- und Bindungsfähigkeit, seine Zuverlässigkeit und Arbeitsmotivation, seine Konflikt- und Kompromissfähigkeit und seine Bereitschaft zur Gründung einer eignen Familie, zur Weitergabe des Lebens und zur Übernahme von Verantwortung für andere.“

Und der Hirnforscher Gerald Hüther warnte, ebenfalls in der „FAZ“: „Frühe emotionale Erfahrungen werden im Gehirn verankert, sichere emotionale Bindungsbeziehungen sind die Voraussetzungen für eine optimale Hirnentwicklung. Störungen stellen für Kinder Belastungen dar, die umso weniger bewältigt werden können, je früher sie auftreten.“ Der Hirnforscher zieht daraus den Schluss, die elterliche Erziehungskompetenz müsse gestärkt werden. „Kindertagesstätten können daher allenfalls der Aufnahme von Kindern in Not geratener Mütter, nicht aber zur Zwischenlagerung von Störenfrieden berufstätiger Eltern dienen.“ Der Einwand sollte ernst genommen werden.

Sie erreichen den Autor unter klausrainer@gmx.de.


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