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21.04.12 / Von Berlin über den Tisch gezogen / Neuer Großflughafen: Versprechen an Anwohner werden nicht eingehalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Von Berlin über den Tisch gezogen
Neuer Großflughafen: Versprechen an Anwohner werden nicht eingehalten

Wenige Wochen vor Eröffnung des neuen Berlin-Brandenburger Großflughafens in Schönefeld beginnen bereits erste Erweiterungsarbeiten: Gebaut werden sollen zusätzliche Abfertigungsschalter. Da im Hauptgebäude allerdings kein Platz mehr ist, müssen die neuen Schalter neben dem eigentlichen Gebäude errichtet werden, so die Flughafengesellschaft.

Die Ankündigung der Flughafengesellschaft wirft ein bezeichnendes Licht auf die gesamte Konzeption des 2,5-Milliarden-Projekts. Es ist derartig „auf Kante genäht“, dass kaum Spielraum für weitere Entwicklungen besteht. Die Kapazitäten sind auf 27 Millionen Passagiere jährlich ausgelegt. Die beiden Flughäfen, die der neue Großflughafen ersetzen soll, hatten im Jahr 2011 zusammen bereits 24 Millionen Passagiere abgefertigt. Verläuft der Zuwachs weiter wie bisher, stehen in einigen Jahren nicht nur zusätzliche Schalter, sonder auch die Frage nach einer weiteren Startbahn auf der Tagesordnung. Geht es nach Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), dann scheint das kein Problem zu sein: „Da ist noch viel Platz“, ließ er unlängst gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel“ verlauten.

Seinem Parteifreund an der Spitze der Brandenburger Landesregierung, Matthias Platzeck, dürfte Wowereit mit seiner Bemerkung einen Bärendienst erwiesen haben. Beschlusslage der rot-roten Koalition in Brandenburg ist, dass eine Erweiterung des neuen Großflughafens ausgeschlossen sei. Schon die bisherige Umsetzung des neuen Flughafens weckt bei vielen Brandenburgern das Gefühl, von Berlins Politikern über den Tisch gezogen worden zu sein. Wenige Wochen vor Inbetriebnahme haben erst 1200 der berechtigten 25500 Haushalte einen Lärmschutz erhalten.

Noch schwerer wiegt, dass die Flugrouten, die zum Planfeststellungsverfahren eingereicht wurden, wenig mit den tatsächlichen Strecken zu tun haben werden. Vom Lärm durch die geänderten Routen sind etwa 260000 Brandenburger betroffen.

Und kurz vor Eröffnung des Flughafens kommen weitere Details ans Licht. Anwohner des Berliner Wannsees und Bewohner der Brandenburger Gemeinden Kleinmachnow und Stahnsdorf, die nach den 90er-Jahre-Planungen eigentlich vom Fluglärm verschont geblieben wären, mussten unlängst – fast nebenbei – erfahren, dass sie nicht 40, sondern mehr als 80 Überflüge täglich verkraften sollen. Derartig getäuscht fühlen sich viele Betroffene, sodass mit zahlreichen Klagen zu rechnen ist. Den Keim dafür, dass der neue Flughafen von immer mehr Bürgern abgelehnt wird, hat die Berliner Politik bereits in den 90er Jahren gelegt: Gegen den Rat von Gutachtern, die Schönefeld als den am wenigsten geeigneten Standort bezeichneten, wurde ausgerechnet dieser Platz vom Senat gegen Brandenburger Einwände durchgedrückt.

Bisher schweigt Ministerpräsident Platzeck auffällig, wenn es um die Probleme um den neuen Flughafen oder um die von seinem Parteifreund Wowereit angedeutete Erweiterung geht. Platzeck wird dieses Schweigen allerdings nicht lange durchhalten können: Die Konkurrenz schläft nicht und zwingt ihn zum Handeln. Zunehmend genießt die Brandenburger CDU Aufwind, weil sie die Probleme vieler Märker mit dem neuen Flughafen offen anspricht.               Norman Hanert


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