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21.04.12 / Berlin heißt alle willkommen / Oslo hingegen lehnt Euro-Krisenflüchtlinge ab – Sprachdefizite

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Berlin heißt alle willkommen
Oslo hingegen lehnt Euro-Krisenflüchtlinge ab – Sprachdefizite

Schenkt man jüngsten Ankündigungen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Glauben, dann sind arbeitslose Jugendliche südeuropäischer Problemländer wie Spanien, Portugal, Griechenland und Italien die Lösung, um freie Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu besetzen. Sie wolle Initiativen fördern, um „talentierte junge Menschen aus Nachbarländern mit hoher Arbeitslosigkeit“ nach Deutschland zu lotsen. „Alleine in Deutschland sind mehr als eine Million offene Stellen gemeldet“, so die Ministerin. Von der Leyen sieht „genug Potenzial, dass auch qualifizierte Bewerber aus EU-Partnerländern vom starken Arbeitsmarkt profitieren“. Bedarf sieht die Ministerin vor allem in Gesundheitsberufen, bei Ingenieuren, in der Gastronomie und im Tourismus.

Sehr viel kritischer scheint man die Zuwanderung aus Südeuropa allerdings in einem Land zu sehen, das im Gegensatz zu Deutschland mit seiner Arbeitslosenquote von etwa 7,4 Prozent eine Quote von drei Prozent, also fast Vollbeschäftigung, vorweisen kann: Norwegen. Einer Umfrage der norwegischen Branchenorganisation der Handelsunternehmer zufolge wollen nur drei Prozent der Arbeitgeber Jobbewerber aus Südeuropa einstellen. Bemängelt werden immer wieder die mangelnden Sprachkenntnisse der Bewerber. Im Normalfall beherrschen diese nur rudimentär die norwegische Sprache, selbst Englischkenntnisse sind oft nicht vorhanden.

Damit nicht genug, auch die Qualifikationen gehen oft am Bedarf Norwegens vorbei. „Norwegen braucht Ölingenieure, Offshore-Techniker, Handwerker oder Bauarbeiter. Es kommen Innenarchitekten, Journalisten und Staatsrechtler“, bringt die „Aftenposten“ das Problem auf den Punkt. Die über Abkommen mit der EU geschaffene Möglichkeit, legal im Nicht-EU-Land Norwegen eine Beschäftigung aufzunehmen, haben im ersten Quartal 2012 auch nur etwa 6000 Spanier, Italiener, Griechen und Portugiesen ergriffen.

An sich wären die Voraussetzungen im Fall Norwegen hervorragend. Es herrscht ein Bedarf an Fachkräften und das norwegische Lohnniveau ist so hoch, dass auch immer mehr Deutsche ihr Glück auf dem norwegischen Arbeitsmarkt suchen. Umso verwunderlicher erscheint der Optimismus der deutschen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, in Deutschland in nennenswertem Umfang Bewerber aus Südeuropa unterzubringen. Selbst nach offiziellen Angaben hat Deutschland noch immer rund drei Millionen Arbeitslose. Auch die hohe Zahl von Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten sowie die seit Jahren stagnierenden Reallöhne wären Probleme genug, mit denen sich von der Leyen als Arbeitsministerin beschäftigen könnte. Gut beraten wäre die Ministerin ebenfalls, wenn sie sich verstärkt um die Abwanderung qualifizierter deutscher Fachkräfte kümmern würde. Noch immer wandern mehr gut qualifizierte Deutsche aus, als überhaupt ausländische Fachkräfte zuwandern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts zogen 2009 155000 Deutsche aus der Bundesrepublik weg. Bevorzugte Auswanderungsziele waren die Schweiz, die USA, Polen und Österreich. Allein die Bundesagentur für Arbeit vermittelte 2009 auf Kosten der Beitrags- und Steuerzahler 10605 deutsche Fachkräfte ins Ausland.                N. Hanert


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