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21.04.12 / Gelassene Demokraten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Gelassene Demokraten
von Hans Heckel

Schon wieder ist die Deutsche Burschenschaft (DB) in die Schlagzeilen geraten. Der Chefredakteur des Verbandsmagazins „Burschenschaftliche Blätter“ soll in der Hauszeitung seiner Verbindung geschrieben haben, der NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer sei „formaljuristisch Landesverräter“, weil dieser Informationen an die damaligen Kriegsgegner verraten habe.

Die große Masse der Burschenschafter denkt zweifellos anders als der Verbandsredakteur. Doch in manchen Medien wird erneut das Bild gemalt, die Farbenträger hätten ein Extremismusproblem, mit dem sie nicht fertig werden.

Was sich indes selbst Wohlmeinende fragen dürften: Warum nur dulden die Burschen solche Ausreißer in ihren Reihen, wo sie doch wissen müssten, wie sehr ihre Gegner nach derlei Unfug dürsten? Um das zu begreifen, hilft ein Blick in die Geschichte. In drei Jahren wird die burschenschaftliche Bewegung 200 Jahre alt. In der langen Historie fanden sich unter Band und Mütze praktisch alle politischen Vorstellungen, die denkbar waren, die vernünftigen ebenso wie die verqueren, die reaktionären wie die visionären.

Die Burschenschaften gingen und gehen damit in einer Weise um, die besonders in Deutschland offenbar irritert: Ihre Haltung gegenüber internen Querschlägern verströmt die Gelassenheit einer gefestigten Demokratie, die den Narrensaum nicht fürchtet, weil sie um ihre Stärke weiß. Weil sie weiß, dass sie kraft ihrer besseren Argumente, nicht durch Verbotsmacht oder Sanktionsmöglichkeiten, am längeren Hebel sitzt.

Diese aus Festigkeit geborene Toleranz in der Burschenschaft wird im heutigen Deutschland von vielen nicht mehr verstanden und – auch in diffamierender Absicht – als verkappte Kumpanei mit den Irrläufern ausgelegt. Wer sich nicht rechtzeitig distanziert und den Abweichler verdammt, der geht gleich mit auf die Anklagebank. Aus dieser gouvernantenhaften Hysterie spricht eine Verunsicherung, die der Demokraktie schädlich, den Burschenschaftern aber zum Glück relativ fremd ist.

Dennoch spüren die Korporierten der DB, dass sie nicht im luftleeren Raum agieren und wie stets in ihrer langen Geschichte unter Druck stehen. Schon kam es in der jüngeren Vergangenheit zu Spannungen und Spaltungen. Man kann daher nur hoffen, dass die Burschenschaft, aus der die gesamte deutsche Demokratiebewegung hervorging, auch vor den heutigen Anfeindungen nicht zurückweicht, sondern ihren guten Traditionen treu bleibt.


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