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21.04.12 / Neues Leben dank neuer Nutzung / Kloster Bronnbach im Taubertal revitalisiert sich mit großem Erfolg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Neues Leben dank neuer Nutzung
Kloster Bronnbach im Taubertal revitalisiert sich mit großem Erfolg

Die ehemalige Zisterzien­serabtei Bronnbach bei Wertheim gehört zu den besterhaltenen Anlagen des Ordens in Süddeutschland. Seit dem Verkauf 1986 an den Main-Tauber-Kreis wird mit Hilfe zahlreicher Partner, darunter das Land Baden-Württemberg und die Erzdiözese Freiburg, hier ein vielseitiges Konzept verwirklicht, um das Kulturjuwel zu retten und seinen geistlichen Anspruch zu erhalten.

„Dieses wunderbare Ambiente in diesem Kloster hilft sehr, sich in den historischen Stoff reinzudenken“, schwärmte Martina Gedeck, als sie im Februar dieses Jahres zwei Wochen lang für den Kinofilm „Die Nonne“ in Bronnbach vor der Kamera stand. Damit war das 1151 gegründete Kloster erstmals in seiner langen Geschichte zum Drehort geworden. Die deutsch-französisch-belgische Produktion soll Mitte 2013 in die Kinos kommen.

Dass Bronnbach heute als Barockkloster wahrgenommen wird, verdankt es vor allem der opulenten Ausstattung seiner Klosterkirche. Zwar wurde der Grundstein zu der spätromanischen dreischiffigen Basilika schon vor über 850 Jahren gelegt. Ihre vielen üppigen Altäre, das holzgeschnitzte Chorgestühl und das großartige schmiedeeiserne Chorgitter aber sind erst zwischen 350 und 250 Jahre alt.

Insgesamt 650 Jahre hatten die Zisterziensermönche in Bronnbach gewirkt. Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses fiel das Kloster 1803 an das Fürstenhaus Wertheim-Löwenstein-Rosenberg, welches es als Ausgangspunkt für seine land- und forstwirtschaftlichen Projekte nutzte. Integriert war auch eine Brauerei, die später von der fürstlichen Hofbräu in Würzburg für einige Jahre übernommen wurde.

Mit der Zeit wurde die Liegenschaft jedoch zur Last. Der Zahn der Zeit nagte an den Gebäuden. Doch für Sanierungs- und Erhaltungsarbeiten war das Fürstenhaus finanziell nicht potent genug. In dieser Lage gelang es Fürst Alois Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, den Familienbesitz nach gut 180 Jahren an den Main-Tauber-Kreis zu verkaufen. Bronnbach dürfte wohl das einzige Kloster sein, das Eigentum eines Landkreises ist.

In dieser dritten Phase der Klostergeschichte ist bereits Wesentliches gelungen. Nicht nur die Kirche wurde restauriert, sondern auch ein bedeutender Teil der Klosterbauten vor dem Verfall gerettet und neu belebt. Das Spital beherbergt jetzt den Archivverbund Main-Tauber mit dem Staatsarchiv, Stadtarchiv Wertheim und dem Archiv des Main-Tauber-Keises samt zehn Mitarbeitern. Im großen Stallgebäude sitzt heute die Außenstelle des Frauenhofer-Instituts für Silicatforschung, deren 30 bis 40 Mitarbeiter sich hier auf die Arbeitsbereiche Prozess- und Messtechnik sowie Kulturgüterschutz spezialisiert haben. Auch im Joseph- und im Bernhardsaal glänzen wieder Stuck und Fresken; sie dienen heute als Vortrags-, Konzert- und Festsäle. Das Bursariat und die reich freskierte Orangerie sind inzwischen Gästehaus und Tagungsstätte, die Museumsscheune und Museumsbrennerei präsentiert ländliches Kulturgut und die Vinothek erinnert daran, dass Bronnbach mitten im Weinland liegt. Schließlich haben im waldigen Buntsandstein des unteren Taubertals erst die Bronnbacher Zisterzienser als Pioniere des Terrassenbaus die Steilhänge gerodet und der Rebkultur erschlossen. Heute kann man die edlen Tropfen von 21 Weingütern der Region unter dem romanischen Gewölbe des Cellarium verkosten.

Die Liste von Bronnbachs „Partnern“ ließe sich fortführen. Auch die Sanierungs- und Nutzungsgeschichte des Klosters ist noch nicht beendet. Sie ist aber schon jetzt

ein Muster geschickter Fin-anzierung nach dem Motto „Raum gegen Renovierungszuschuss“. Erst wenn dieser abgewohnt ist, werden Pacht oder Mieten fällig.

Die Erzdiözese Freiburg macht da keine Ausnahme. Seit dem Jahr 2000 haben in ihrem Auftrag vier Missionare von der Heiligen Familie Einzug in das Kloster gehalten. In Zeiten des Personalmangels hat sich die katholische Kirche an die polnische Niederlassung im ehemals preußischen Posen gewandt. „Bei ihrer Ankunft mussten die Patres aus Polen“, so Jochen Müssig, Kulturdezernent des Main-Tauber-Kreises, „erst einmal Deutsch lernen. Heute sind die Messen in der Klosterkirche Bronnbach die meistbesuchten im ganzen Landkreis.“ Außer Bronnbach profitieren auch die Nachbarorte von der Seelsorge der Patres.

Neben den klassischen Führungen durch die Klosteranlage haben sich die thematischen Führungen zum Renner entwickelt. Auf der „wandelnden Weinprobe“ mit dem Jakobspilger gehört der Rebensaft dazu. Haben doch die Mönche in Bronnbach nicht nur ein Baudenkmal hinterlassen, sondern mit dem Weinbau auch einen nachhaltigen Wirtschaftszweig.                Helga Schnehagen

Besichtigungszeiten: 31. März bis 1. November montags bis sonn-abends 10 bis 17.30 Uhr, sonntags und feiertags 11.30 bis 17.30 Uhr. Internet: www.kloster-bronnbach.de


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