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21.04.12 / Treue Angestellte gehen vor Diamanten / Georg Friedrich Prinz von Preußen lässt das 34,9 Karat schwere Erbstück »Beau Sancy« versteigern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Treue Angestellte gehen vor Diamanten
Georg Friedrich Prinz von Preußen lässt das 34,9 Karat schwere Erbstück »Beau Sancy« versteigern

Georg Friedrich Prinz von Preußen lässt das auf eineinhalb bis drei Millionen Euro geschätzte Erbstück „Beau Sancy“ am 15. Mai bei Sotheby’s in Genf versteigern. Damit verzichtet er lieber auf Juwelen als auf altgedientes Personal.

Das Meisterwerk spiegelte bereits Licht in die Gesichter unzähliger gekrönter Häupter Europas: Der schöne „Beau Sancy“, ein tropfenförmiger Diamant von 34,9 Karat, ist der wohl älteste erhaltene Edelstein mit achtfacher Anordnung der Facetten. Sie glitzern im Doppelrosenschliff über eine Höhe von 22,78 Millimeter bei 19,58 Millimeter Breite und 10,98 Millimeter Tiefe.

Schon die Herkunft ist sagenhaft. Wahrscheinlich entstammt der Stein den Minen im südlichen Zentralindien, Fundstelle der berühmtesten Diamanten der Welt. Nicolas de Harlay, Sieur de Sancy (1546–1629), erwarb den kostbaren Stein im späten 16. Jahrhundert in Konstantinopel. Als Finanzmann und Botschafter wirkte er am französischen Hof, wo sich ab 1604 Frankreichs König Henri IV. (1553–1610) und vor allem dessen Frau Maria von Medici (1575–1642) an dem Geschmeide erfreuten. Später ging das Juwel durch die Hände englischer Könige des Hauses Oranien, bis er 1702 in den Besitz der preußischen Herrscher gelangte.

Georg Friedrich Prinz von Preußen lässt das auf eineinhalb bis drei Millionen Euro geschätzte Erbstück nun am 15. Mai bei Sotheby’s in Genf versteigern. Es ist eine Entscheidung, die kaum einem Besitzer leicht fallen dürfte, schon gar nicht einem Hohenzoller: Über 300 Jahre war die Kostbarkeit Teil der Geschichte nicht nur ihres Königreichs. Der größte Edelstein in der Sammlung des Hauses Preußen zierte die erste preußische Königskrone und später auch die Herrscherinnen Preußens über Generationen anlässlich ihrer Hochzeiten. Auf zeitgenössischen Gemälden ist der Stein ebenfalls zu sehen. Königin Elisabeth Christine (1715–1797), Gemahlin Friedrichs des Großen (1712–1786), ließ sich eigens für den schönen „Beau Sancy“ einen Strauß kleinerer Diamanten als Bouquet anfertigen. Napoleons Gegenspielerin Königin Luise (1776–1810) griff besonders gern auf seine Wirkung zurück. Prinzessin Alexandrine von Preußen (1803–1892) führte schließlich den Brauch ein, die Pretiose zu Hochzeiten zu tragen. Als Pendeloque an einem Diamantcollier begleitete der schöne „Beau Sancy“ die spätere Kaiserin Königin Augusta (1811–1891) 1861 bei ihrer Krönung in Königsberg.

Als Austellungsobjekt gab der Prinz den Schmuck 2005 schon einmal weg, allerdings nur als Leihgabe. So war er in der Schau „Schatzhäuser Deutschlands. Kunst in adligem Privatbesitz“ in München zu sehen, und zwar in der heutigen Fassung, also mit brillantgefasster Öse, die den Stein tragbar macht. Nach dieser Trennung auf Probe erfolgt nun die endgültige. Das sorgte bald nach Bekanntwerden in den Medien für manche Empörung. Während die einen fragten, ob ein derart kulturell wertvolles Objekt – Privatbesitz hin oder her – überhaupt versteigert werden dürfe, erregten sich andere darüber, was der Prinz wohl mit dem Erlös anstellen wolle. Immerhin gilt allein der Schliff des Steins als technische Leistung des 16. Jahrhunderts. So nannte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ den Verkauf im Jahr der Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen „wenig sensibel“, auch sei die Familie nicht eingeweiht und daher stoße die Aktion „nicht auf große Freude“. Doch der eher öffentlichkeitsscheue Georg Friedrich nahm seinen Kritikern allen Wind aus den Segeln. Glänzte er schon früher eher durch Bescheidenheit, unter anderem mit der Aussage „Ich brauche kein Schloss“, zitiert der „Focus“ nun die Leiterin seiner Generalverwaltung, Michaela Blankart, zu den Beweggründen für den Verkauf. Der diene schlicht der Erfüllung der prinzlichen Verpflichtungen aus „Beihilfen, Apanagen und Renten für Bedienstete“. Blankart ergänzte demnach: „Das heißt nicht, dass er pleite ist.“ Auch seien keine weiteren Verkaufsaktionen geplant.

Wo gibt es das noch: Ein Prinz, der Angestellte, die schon seinem Vater dienten, höher schätzt als kostbarste Juwelen? Die Verpflichtungen habe der Prinz nämlich von seinem Vater geerbt, so Blankart. Der 35-jährige Prinz wünscht kein großes Aufsehen darum. Er arbeitet weiter als Angestellter einer Unternehmensberatung. Schon zur Hochzeit mit Prinzessin Sophie von Isenburg vergangenen August protzte er nicht: Beide zogen den privaten Rahmen vor. Die Medien mussten das Paar zur Übertragung wenigstens eines Teils der Zeremonie regelrecht überreden. Die Braut wählte ein schlichtes Kleid. Sie legte den Schmuck ihrer Familie an und verzichtete darauf, den „Beau“ zu tragen. Auch das Genfer Auktionshaus hält sich nun vornehm zurück: Sotheby’s-Europa-Chef Philipp Herzog von Württemberg sagte: „Das königliche Haus Preußen hat den Diamanten zur Auktion gegeben. Darüber hinaus möchten sie sich nicht äußern. Aber qualitativ hochwertige Juwelen mit einer guten Provenienz, also Herkunft, sind immer sehr gefragt.“ Das Personal kann also ab Mai aufatmen – anders als vielleicht dem kostbaren Stein dürfte den Angestellten nach geglückter Auktion kein neuer Schliff drohen. Sverre Gutschmidt


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