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21.04.12 / Nicht nur Hunden gehörte seine Sympathie / Sibylle und Friedrich Wilhelm von Preußen haben der Tierliebe Friedrichs II. eine Monographie gewidmet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Nicht nur Hunden gehörte seine Sympathie
Sibylle und Friedrich Wilhelm von Preußen haben der Tierliebe Friedrichs II. eine Monographie gewidmet

Ich glaube, ein Mensch, der gegen ein treues Tier gleichgültig sein kann, wird gegen seinesgleichen nicht dankbarer sein, und wenn man vor die Wahl gestellt wird, ist es besser, zu empfindsam als hart zu sein.“ Mit diesen Worten an seine Schwester Wilhelmine Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth betrauerte Fried­rich der Große den Tod seiner Hündin Biche im Jahr 1752. Das Engagement Friedrichs für den Tierschutz gehört zu einer der weitgehend unbekannten Facetten dieses so vielfältig interessierten und seiner Zeit in so vielen Punkten vorauseilenden Monarchen. Dieses Engagement herauszustellen ist das Verdienst zweier prominenter Autoren aus dem Hause Hohenzollern. In einem kleinen exquisit gestalteten Buch stellt uns das Prin­zen­paar Sibylle und Fried­rich Wilhelm von Preußen ihren berühmten Vorfahr in diesem Kontext vor.

Gerade in der Mannigfaltigkeit an Interessensgebieten scheint die bis in unsere Zeit anhaltende Anziehungskraft und Faszination des großen Königs zu liegen. Mit Tieren war Friedrich seit frühester Jugend eng vertraut und so waren ein Dromedar, ein Pudel, Affen, Pferde und natürlich seine Windspielhunde stets getreue Gefährten an seiner Seite.

Angelehnt an Jean-Jacques Rousseau war Friedrich davon überzeugt, dass auch Tiere Herz und Leidenschaften besäßen. Diese aus der Lektüre philosophischer und naturwissenschaftlicher Schriften gewonnene Erkenntnis verteidigte Friedrich entschlossen gegen die vorherrschende Theorie René Descartes’, der Tiere als funktionierende Maschinen ohne Seele, sogenannte Tier-Automaten betrachtete. Für die Zurückweisung dieser allgemeingültigen Theorie erhielt Friedrich in adligen Kreisen, deren bevorzugter Zeitvertreib eine nach heutigen Standards zutiefst unethische, das heißt nicht waidmännische Jagdausübung darstellte, so mancherlei Hohn und Spott. Doch auch in diesem Punkt legte Friedrich Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft an den Tag. Sie erlaubten es ihm, „sein unerschütterliches und couragiertes Bekenntnis zu Tieren als beseelten Mitgeschöpfen in Handlungen umzusetzen, deren Auswirkungen auch heute noch spürbar sind“, heißt es in „Friedrich der Große. Vom anständigen Umgang mit Tieren“.

Als Folge seiner Aversion gegen die höfische Jagdpraxis verwandelte Friedrich die Jagdschlösser und -reviere der Hohenzollern in Orte, an denen Natur und Tieren mit Respekt, Ehrfurcht und Rücksichtnahme begegnet werden sollte. Der Tiergarten in Berlin ist hier das wohl bekannteste Beispiel. Daneben erkannte Friedrich die den Pferden im Gebrauch als Kutsch-, Zug- und Reitpferden zugefügte Gewalt als Problem, das er mangels alternativer Techniken nur in Ansätzen lindern konnte. Außerdem erteilte Friedrich seinen Leibarzt Christian Andreas Cothenius den Auftrag, eine Konzeption für die erste veterinärmedizinische Ausbildungsstätte in Preußen zu entwickeln. Deren Bau begann ein Jahr nach dem Ableben des Alten Fritz, und nach der Eröffnung konnte tatsächlich der Umgang mit kranken Tieren radikal zum Besseren gewendet werden.

Diese école vétérinaire ist nur ein herausragendes Beispiel für Friedrichs Bemühungen im Bereich Tierschutz. In den Tieren erblickte Friedrich – im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen – einen beseelten und empfindsamen Teil der Schöpfung. Mit Erhalt seines Regiments in Neuruppin erhielt Kronprinz Friedrich neben der Erfüllung der militärischen Pflichten als Kommandeur die Möglichkeit, intensive Studien philosophischer Natur zu betreiben. Hierbei trat auch das Verhältnis von Tier und Mensch in den Blickpunkt, das Friedrich, der „gerade zu Tieren mit all ihren Empfindungen und Sensibilitäten, mit ihrer Treue und Unverstelltheit“ eine enge Zuneigung empfand, zutiefst bewegte.

Friedrich II. entwickelte aufgrund grausamer Erfahrungen im menschlichen Umgang mit Tieren ein tiefes und aufrichtiges Mitgefühl für unsere Mitgeschöpfe. Wider den Zeitgeist und vor allem seiner Zeit auch in diesem Felde weit voraus setzte er sich leidenschaftlich für den Schutz der Tierwelt ein und verdient auch hier zu Recht den Ehrennamen: der Große!                Sebastian Pella

Sibylle Prinzessin von Preußen und Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen: „Friedrich der Große. Vom anständigen Umgang mit Tieren“, MatrixMedia Verlag, Göttingen 2012, gebunden, 101 Seiten, 19,90 Euro


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