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21.04.12 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-12 vom 21. April 2012

Leserforum

Ich glaube an Gott und nicht an Evolutionstheorie

Zu: „Schwächende Zersplitterung“ (Nr. 14)

Der Satz kann von mir nicht unwidersprochen bleiben: „Die Fundamentalisten gehen dabei sogar soweit, dass sie die Evolutionstheorie ablehnen und sich auf den Wortlaut der Bibel und ihrer Schöpfungsgeschichte berufen.“ So gesehen bin ich, auch ohne zu den vorher erwähnten Mormonen oder Zeugen Jehovas zu gehören, ebenfalls ein Fundamentalist; denn ich lehne es entschieden ab, die Evolutionstheorie (sie ist und bleibt eine gänzlich unbewiesene Theorie) zur Grundlage meines Lebensentwurfes und meines Glaubens zu machen. Dieses Wörtchen „sogar“ im eingangs erwähnten Satz versucht Christen, die an einen Schöpfergott glauben, in eine zwielichtige Ecke zu stellen. Wenn es dem Autor gefällt, vom Affen abzustammen, so bleibt ihm solches unbelassen – ich jedenfalls, und mit mir Millionen anderer Christen, bin glück-lich, in der Hand eines Gottes zu sein, aus der alles Sichtbare und Unsichtbare hervorgegangen ist und in ihr bewahrt bleibt. Nur so kann ein Mensch wirklich zur Ruhe kommen, nicht im Vertrauen auf eine Wissenschaft oder Philosophie, die heute etwas behauptet, was sie übermorgen schon wieder wegen angeblich neuer Erkenntnisse über Bord werfen muss. Dies ist ein schwankender Boden ohne Festigkeit und jeder tut mir Leid, der auf ihm beharrt. Immer mehr Wissenschaftler indes kommen in letzter Zeit zu der Einsicht, dass ihr bisheriges Forschen schließlich an eine Grenze stößt, die der menschliche Verstand nicht mehr zu überschreiten vermag.              

Horst Lehner, Kirchheim

 

 

Planet oder nicht, das ist hier die Frage

Zu: „Planeten, die gar nicht da waren“ (Nr. 9)

So wie Herr List die Entkräftigung des Beweises für jene Planeten um Barnards Stern schildert, liest es sich als schönes Beispiel für ein Erkennen des „Wertes“ der sogenannten „objektiven“ Naturwissenschaft. Höchst erstaunlich ist nur, dass nach jenem Anfang der 70er Jahre erfolgten Gegenbeweis die von einem Kollegium nicht gerade Unwissender verfasste und herausgegebene Cambridge Enzyklopädie der Astronomie (jeder Abschnitt wurde von Wissenschaftlern verfasst, die auf dem betreffenden Gebiet aktiv tätig sind) im Jahre 1977 trotzdem schreibt: „Der Stern besitzt eine große Eigenbewegung … Die Analyse dieser Abweichungen zeigt, dass man die Bewegung von Barnards Stern durch die Annahme von zwei Planeten erklären kann, die den Stern auf Kreisbahnen mit 11,5 Jahren und 20 bis 25 Jahren Umlaufzeit umrunden. Die Masse des inneren der beiden Planeten ist fast so groß wie die des Jupiters, während die Masse des äußern ungefähr halb so groß ist. Hier handelt es sich tatsächlich um Planeten! Zu den abgeleiteten Bahneigenschaften des inneren Planeten kann man ziemliches Vertrauen haben, und der noch etwas unsichere Stand der Dinge beim äußeren Planeten sollte sich durch fortgesetzte Beobachtungen verbessern.“

Ebenso notiert der Direktor der Univ.-Sternwarte Göttingen, Prof. Dr. H.-H. Voigt, in seinem „Abriss der Astronomie“ 1980 (3. Auflage) unter „besonders interessante Doppelsterne“: „Barnards Stern. M-Zwerg mit Begleiter von 1,5 Jupitermassen, = Planetensystem“.      

Holger Bremhorst, Remscheid

 

 

Fair zu Russland

Zu: „Russland und der Westen“ (Nr. 12)

Hiermit möchte ich mich bei Herrn v. Gottberg für seinen sehr guten und meiner Meinung nach der Wahrheit entsprechenden Artikel bedanken. Nachdem ich mich schon einige Male sehr über Ihre Berichte über Russland geärgert habe, ganz zu schweigen von den Äußerungen in unserer Presse und im Fernsehen, die mich teilweise sprachlos machen wegen ihrer speziellen Tendenz und Unrichtigkeit, war der Artikel von Herrn v. Gottberg eine Wohltat. Diese Richtigstellung der echten Tatsachen war notwendig.

Christel Strehl, Essen

 

 

Nicht alle christlichen Gemeinden schrumpfen

Zu: „US-Kirchen geht der Nachwuchs aus“, „Schwächende Zersplitterung“ (Nr. 14)

Einige Hinweise: In den USA verlieren seit Jahrzehnten die bibelkritischen evangelischen Kirchen und abgesehen von katholischen Einwanderern auch die katholische Kirche an Bedeutung. Die Evangelikalen (biblisch-konservativere evangelische) Kirchen, zu denen weder Mormonen noch Zeugen Jehovas noch Robert Schulers Glaskathedrale noch George W. Bush noch Rick Santorum zählen, sind dagegen deutlich gewachsen wie teils auch in Deutschland. Weltweit wachsen die Evangelikalen weit mehr als der Katholizismus und auch als der Islam. Statt Massenhysterie und Sektiererei kennzeichnen die Gottesdienste gerade besonders konservativer Evangelikaler Schlichtheit und Nüchternheit. Und die Vielzahl ihrer Richtungen stärkt die Gesamtzahl der Christen und ihren Kampf: Die USA, Korea, Brasilien und unzählige konfessionell ähnlich gespaltene Länder sind viel „christlicher“ als etwa Deutschland mit seinen beiden großen Kirchen: Selbst aus Deutschland gehen mehr evangelikale Missionare nach Übersee und gerade in islamische Länder denn jeweils aus den Großkirchen. Schließlich lehnen Evangelikale im Gegensatz etwa zur katholischen Kirche auch ab, dass Moslems den wahren Gott anbeten. Zur Einheit sagte der römisch-katholische Priester und US-Starjournalist Richard John Neuhaus, dass die Katholiken äußerlich einig und innerlich in den wesentlichsten Fragen tief gespalten seien, bei den Evangelikalen sei es umgekehrt. Nur Außenstehende verstehen die Detailunterschiede unter Evangelikalen so wenig wie Außenstehende Unterschiede etwa zwischen Bach und Mozart: Ist einer der beiden deshalb überflüssig? Evangelikale sind gespalten, weil sie den Glauben genau nehmen.           

Ulrich Motte, Dortmund

 

 

Falsche Annahme

Zu: „Westverschiebung Polens hatte nichts mit der deutschen Kriegsschuld zu tun“ (Nr. 14)

Der Leserbriefschreiber geht davon aus, dass die Ostgrenze Polens vor dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939 eine Volkstums- und Sprachgrenze war. „Ostpolen“, das den Polen „verlorenging“, hatten diese 1919/1920 mit militärischer Gewalt dem durch Revolution geschwächten Russland abgerungen. Die Ostgrenze Polens war danach weitgehend nicht mehr identisch mit der Volkstums- und Sprachgrenze.               

Dieter Bliesener, Hamburg

 

 

Falscher Präsident

Zu: „Ach Broder!“ (Nr. 13)

Herr Röhl hat auf der Seite 8, Folge 13, einen kleinen Fehler im Text. Die „Achse des Bösen“ wurde nicht von Ronald Reagan erfunden, sondern von George W. Bush.          

Manfred Gross, Bad Marienberg

 

 

Böse Menschen gibt es überall

Zu: „Gaucks Freiheit“ (Nr. 13)

Ja, er war brutal damals 1939, der Überfall auf Polen. Unser Dorf im Kreis Neidenburg war nur sechs Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, und wir bekamen mit, als die ersten Schüsse fielen. Da war ein großer roter Feuerschein als Mlawa – später Mielau – brannte. Und es waren Dorfbewohner, die sich dann auf Gütern dort festsetzten, sich aufspielten, während die Besitzer – entrechtet – bitter armselig dran waren. Meinem Vater, der zuhause über Hitler und Genossen mit Verachtung sprach, tat es bitter weh, was man den Polen angetan hatte. Wir hatten dann auf unserem Hof polnische Arbeiter, die fleißig, ehrlich, freundlich waren. Andererseits erfuhr man später, dass da schon vorher ein schlimmer Blutsonntag in Bromberg – von Polen angerichtet – war. Ich glaube, dass es in jedem Volk die guten und die bösen Menschen gibt.

Elfi Hardt, Bad Münder

 

 

Kaufhaus statt Tradition?

Betr.: Niederschlesisches Görlitz

Bereits seit zwei Jahren wird hinter den verschlossenen Ratssaal-Türen im alten Renaissance-Rathaus des niederschlesischen Görlitz mit dem „Anleger“ Heinz Nettekoven und seinem „Projektleiter“ Andreas Stimpel, seines Zeichens Hamburger Architekt, über den Bau eines Einkaufszentrums mit Ladenpassage an der Berliner Straße/Salomonstraße mitten im Stadtgebiet verhandelt. Erste gerüchteweise Meldungen über Zustimmung im Technischen Ausschuss der Stadt Görlitz zu Sanierungsmaßnahmen, dann – im November 2011 – schon offener, und schließlich, in einem Zeitungsartikel der „Sächsischen Zeitung“ vom 2. Dezember 2011, wurde endlich die Katze aus dem Sack gelassen und vielen schockierten Bürgern offeriert: Acht intakte Miethäuser aus der Gründer- und Jugendstilzeit und die Remisen-Hofbebauung sollen mitten aus der Bausubstanz des heil durch das Inferno des Zweiten Weltkrieges hindurchgekommenen Stadtgebietes herausgebrochen und meist durch Neubau zeitgenössischer Betonbauweise ersetzt werden. Eine Kaufhauspassage soll die zwei Straßen verbinden und wirtschaftlich beleben. Glas, Stahl, Beton, die müssen her, sonst läuft in Görlitz gar nichts mehr. Ein großer Name wurde gefunden: „B 40“ heißt der neue Einkaufstempel – was ein wenig an „Stuttgart 21“ erinnert.

Deutlicher wurden die Abriss-pläne schon am 5. Januar in der „Sächsischen Zeitung“ vorgestellt. Die Abbruchhäuser werden gezeigt, einige Fassaden mit dem Stuck der Gründerzeit wurden nach der Wende restauriert. Der Redakteur des Artikels, Sebastian Beutler, schreibt, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn, erhebliche Einwände habe. „Die Häuser an der Straße seien durchaus sanierbar“ und „die Neubauentwürfe“ sind „das Schlechteste an Architektur, was man sich vorstellen kann. Und für Görlitz ist das doppelt schlecht.“  Der Artikel kommt einer Warnung vor einer städtebaulichen Zerstörung der gewachsenen Struktur gleich.

Die Leser müssen wissen, dass die obere Berliner Straße tatsächlich einen akuten Leerstand der Ladenzone und Wohnungen aufweist. Diese Tatsache zwingt aber nicht dazu, eine gewachsene Stadtstruktur ohne Befragung der Einwohner und ohne städtebauliche „Strukturanalyse im Sinne einer behutsamen Stadterneuerung“ zu liquidieren. Die einzige niederschlesische Metropole der Bundesrepublik kann nicht unter dem von dem Leipziger Lutz Thielemann kürzlich ausgesprochenen Titel „Besser Beton als Barock“ verändert werden. Herr Thielemann ist Dipl.-Kaufmann für Wirtschaftsentwicklung, Stadtmarketing und Tourismus in Görlitz, Jahrgang 1968, sympatisch, aber dreist.

Andersdenkende in allen lokalen Parteien und Fachkompetente haben zu schweigen. Die einzige, wunderbar heil durch den Krieg gekommene niederschlesische Stadt Görlitz, wozu auch die polnische Oststadt Zgorzelec gehört, darf durch einfühlloses, wildes großkapitalistischen Treiben jedenfalls nicht verwüstet werden. 

Wolfgang Liebehenschel, Ltd. Baudirektor a.D. von Berlin-Kreuzberg (1975–1997)


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