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28.04.12 / Gratisbus für alle / Tübingen will Vorreiter werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Gratisbus für alle
Tübingen will Vorreiter werden

Aus Sicht der Leipziger Verkehrsbetriebe war die Aktion ein voller Erfolg: Überraschend viele Autofahrer nutzen vom 10. bis 14. April die Möglichkeit, gegen Vorlage ihres Kfz-Scheins kostenlos öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, um zu sehen, wie gut diese doch im Vergleich zu ihren in Zeiten steigender Benzinpreise immer teureren Autos sind.

Was in Leipzig eine einmalige Werbeaktion für den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel war, soll in Tübingen bald Alltag werden. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) möchte, dass seine Stadt die erste in Deutschland wird, in der die Menschen gratis Bus fahren können. Die Anhänger dieser Idee hoffen, dass dann ganz viele Menschen auf ihr Auto verzichten und so das Klima geschützt, die Lebensqualität durch weniger Lärm und Abgase in der Stadt verbessert wird, die Zahl der Autounfälle zurückgeht und überhabt alles bestens ist. Damit wäre Tübingen noch nicht einmal Vorreiter in der EU, schon andere Städte bieten einen Gratisbus an. Erst vor wenigen Wochen haben die Bürger der estnischen Hauptstadt Reval [Tallinn] entschieden, dass sie ab 2013 gratis Bus fahren wollen.

Damit das Angebot auch finanziert wird, müsste beispielsweise in Tübingen jeder Bürger eine Nahverkehrsabgabe von 100 bis 150 Euro im Jahr zahlen, denn sonst fehlen den Stadtwerken die 6,5 Millionen Euro, die sie über den Ticketverkauf einnehmen. Dies wiederum gefällt den vielen Radfahrern der Unistadt nicht, die nicht einsehen wollen, dass sie radeln und gleichzeitig für faule Busfahrer die Busse subventionieren sollen. Ein Problem ist auch, dass in Tübingen schon jetzt sehr viele Bürger die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Wer es nicht tut, tut es aus Überzeugung oder wegen für ihn ungünstiger Linienverbindungen nicht.

Zahlreiche Verkehrsexperten sind zudem überzeugt, dass Gratisbusse allein die Autofahrer nicht zu Busfahrern machen. Dieses „Zuckerbrot“ müsste mit einer „Peitsche“ zusammen dargeboten werden, sprich: Citymaut, weniger Parkplätze, schlechtere Ampelphasen. In Hamburg nennt man die „Peitsche“ aber „Busbeschleunigungsprogramm“: Klingt netter als Autoentschleunigungsprogramm. Bel


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