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28.04.12 / Zwischen Öl und Islamisten / Machtkämpfe in kuwaitischer Herrscherfamilie eskalieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Zwischen Öl und Islamisten
Machtkämpfe in kuwaitischer Herrscherfamilie eskalieren

Die führende kuwaitische Tageszeitung „Al-Qabas“ hat zu einem Ende des seit Monaten eskalierenden Machtkampfes innerhalb des Herrscherhauses der Al-Sabah-Familie aufgerufen. Die Zeitung, die bekannt ist für ihre Unabhängigkeit vom Herrscherhaus, warnte davor, dass die andauernden Grabenkämpfe innerhalb der Herrscher-Familie dem Land schweren Schaden zufügen, weil die sich bekämpfenden Fraktionen immer mehr auch die Öffentlichkeit um Unterstützung bitten und deshalb der Machtkampf in die staatlichen Institutionen hineingetragen werden könnte.

Innerhalb der seit dem 18. Jahrhundert herrschenden Sabah-Familie befehden sich zwei Zweige. Die heute 350 männlichen Nachkommen könnten theoretisch allesamt Anspruch auf die Macht erheben. Die potenziellen Nachfolgekandidaten bekämpfen sich in verfeindeten Fraktionen und Clans. Nach dem irakischen Angriff 1990 hatte das Herrscherhaus, dessen Vermögen auf mehrere Dutzend Milliarden Dollar geschätzt wird, den kleinen Staat vorübergehend verlassen müssen und was erst im Gefolge der US- geführten Invasion „Desert Storm“ 1991 wieder ins Land zurückgekehrt. Kuwait ist ein enger Verbündeter der USA und besitzt schätzungsweise rund ein Zehntel der weltweiten Erdölreserven. Seit 2006 hat Kuwait bereits acht Regierungen ausgewechselt und viermal das Parlament neugewählt – ein Zeichen der instabilen Lage.

In der Folge der „Arabellion“ kam es auch in Kuwait im Hebst 2011 zu schweren Konfrontationen zwischen der Regierung und den oppositionellen Kräften im und außerhalb des Parlaments. Ende November 2011 trat daraufhin der unpopuläre, seit 2006 amtierende Premierminister Sheikh Nasser Mohammed al-Ahmed al Sabah zurück. Bei den Parlamentsneuwahlen vom 2. Februar konnten regierungskritische Kandidaten 34 der 50 Sitze erringen. Das nun von der (islamistisch dominierten) Opposition kontrollierte Parlament fordert seitdem wesentliche Änderungen des politischen Systems. Es verlangt vor allem, dass die Regierung nicht mehr vom Emir ernannt, sondern vom Parlament gewählt wird.

Die Volksvertreter werfen der Regierung Unfähigkeit und Korruption vor. Der Machtkampf im Hause Sabah war offenbar geworden, als im letzten Jahr ein Angehöriger der Herrscherfamilie zum Tod verurteilt worden war, weil er einen anderen Prinzen ermordet hatte.

Der Westen befürchtet jetzt, dass sich wie 2006 einige der 350 Mitglieder des Herrscherhauses nach der Machtzunahme der Islamisten infolge der „Arabellion“ in der arabischen Welt auf die Seite der Islamisten stellen könnten.

Sollte die „Arabellion“ neben Bahrain auch Kuwait erfassen, könnte sich auch das Königreich Saudi-Arabien, der weltweit größte Erdölproduzent, vor einer Infizierung nicht mehr schützen. An der Südgrenze des Wahhabitenkönigreiches, das weltweit die Muslimbruderschaft und die Salafisten unterstützt, im Jemen, hat das Terrornetzwerk Al-Kaida bereits in einer Provinz die Macht de facto übernommen. B.B.


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