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28.04.12 / Bloß ab nach Hause / Immer mehr westliche Banken reduzieren ihr Auslandsengagement

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Bloß ab nach Hause
Immer mehr westliche Banken reduzieren ihr Auslandsengagement

Globalisierungsgegner wie attac dürfte die Nachricht freuen: Die weltweite Vernetzung von Finanzinstituten geht zurück. Die „Financial Times Deutschland“ spricht gar davon, dass sich die Bankenwelt in einem Stadium der „Deglobalisierung“ befinde. Und wer die Finanzmeldungen der letzten Monate verfolgt hat, der las ständig Nachrichten darüber, dass sich ein westliches Finanzinstitut von seiner Auslandstochter getrennt hat oder einen Käufer hierfür sucht.

So ist zum Beispiel die Commerzbank seit Monaten auf der Suche nach Käufern für die eine oder andere Auslandstochter. Derzeit sollen die Anteile der ukrainischen Bank Forum unter den Hammer. Neue Kredite werden gar nur noch an Kunden in Deutschland und Polen vergeben. Bloß ab nach Hause, lautet die Devise der meisten westlichen Banken. Die Finanzkrise hat sie schwer angeschlagen und die bald gültig werdenden verschärften Eigenkapitalregeln Basel III verlangen, dass jedes Risiko in den Bilanzen entsprechend mit Eigenkapital unterlegt wird, doch Eigenkapital ist knapp, also bleibt nur der Verkauf der Risikopositionen. Und so werden die zu Beginn des Jahrtausends ausgeweiteten Beteiligungen und Auslandengagements der Banken zurückgeschraubt. Der britische Weltfinanzkonzern HSBC zieht sich aus gut einem Drittel der 80 Länder zurück, in denen er vertreten ist. Die US-Großbank Citigroup hat schon fast ihr gesamtes Europa- und Asien-Engagement abgestoßen. Die im Flugzeugleasing starken französischen Institute BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole ziehen sich aus diesen Bereichen zurück und selbst schwedische und Schweizer Banken wollen sich auf den Heimatmarkt konzentrieren. Und nicht nur die im Osteuropa-Geschäft besonders unter die Räder gekommenen österreichischen Banken versuchen alles abzustoßen, was möglich ist.

Käufer sind unter anderem regionale Investoren. So nahm ein Staatsfonds aus Singapur der Bank of America gerne ihre Anteile an der China Construction Bank ab. Auch freute sich eine chilenische Supermarktkette über die kolumbianische Banktochter der spanischen Santander. Auch die russische Sberbank, Staatsfonds aus Katar und US-Hedgefonds übernehmen so manches Auslandsgeschäft westlicher Banken gern, zumal sie oft die Bedingungen und den Preis diktieren können, da die Verkäufer vor allem das jeweilige Problem loswerden wollen. Wer keinen Käufer findet, schließt einfach Zweigstellen und streicht Stellen bei den Auslandstöchtern.

Und so werden die Bilanzen der Banken übersichtlicher, auch wenn man zugleich lesen kann, dass die Deutsche Bank und andere gern wieder mit riskanten Wertpapieren spekulieren. Blickt man auf die Bankenkrise, so haben sich vor allem die regional engagierten Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken gut geschlagen. Doch die Deglobalisierung bietet auch Risiken, denn mit dem Rückzug westlicher Banken geht auch ein Rückzug von Kapital einher, das gerade in Schwellenländern für Investitionen dringend benötigt wird. Das wiederum könnte das weltweite Wirtschaftswachstum weiter bremsen. R. Bellano


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