29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.04.12 / Preußische Gemütlichkeit im »Hundezimmer«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Preußische Gemütlichkeit im »Hundezimmer«

Das „Hundezimmer“ in Potsdams Neuem Palais galt als einer der privatesten Räume Fried-richs des Großen (1712–1786). In zarte grüne Seidentapete gehüllt, erinnert dort allerdings auf den ersten Blick wenig an die geliebten Windhunde des Monarchen. Vom König als Lesezimmer eingerichtet, geriet der Raum in Vergessenheit. Zum 300. Geburtstag des großen Preußenkönigs haben private Spender nun die Wiederherstellung des gerade einmal zwölf Quadratmeter großen Kabinetts ermöglicht, das jetzt nach vielen Jahrzehnten erstmals wieder Besuchern offen steht.

Menschen, so will es die Legende, wurden nur selten in das Zimmer eingelassen, Vierbeiner schon eher, daher auch der Name „Hundezimmer“. Denn ein Schiebefenster erlaubte den Windhunden des Königs, ihn an seinem geliebten Rückzugsort aufzusuchen. Diesen Hunden galt seine besondere Aufmerksamkeit: Bis zu 80 der edlen Rassehunde sollen ihn einst in seinem Lieblingsschloss, dem nahen Sanssouci, begleitet haben. Dort, auf der obersten Weinbergterrasse, ist der Monarch seit 1991 zur letzten Ruhe gebettet, und zwar wunschgemäß neben den Gräbern seiner Hunde. Die hatte er auch gerne um sich, wenn er sich aus dem mit Kronleuchtern prunkvoll ausgeleuchteten Speisesaal des Neuen Palais durch eine Tür in das mit 6,20 Metern vergleichsweise bescheiden hohe Lesezimmer zurückzog. Es gehörte zu seiner Privatwohnung im insgesamt 630 Räume umfassenden Schloss. Restaurateure entnahmen nun dem Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) noch einige originale Möbelstücke aus friederizianischer Zeit und arbeiteten die heruntergewohnten Armlehnsessel und ein Kanapee wieder auf. Die grüne Seide auf Möbeln und Wänden rekonstruierten sie aus Faserresten eines Sofas.

Für die Forschung ist das Lesekabinett von Interesse, denn „die Lage und Struktur seiner Wohnung wirft Fragen auf“, sagte der Generaldirektor der SPSG, Hartmut Dorgerloh. Nicht nur ein gewisser Luxus ist der Ausstattung anzumerken, Friedrich zeigte sich bei der Gestaltung wie der Einrichtung seiner Räumlichkeiten souverän. Er verzichtete auf damals übliche Konventionen und führte ungewöhnliche Neuerungen ein, so eine Schiebetür in den Park eigens für die Hunde.

Ermöglicht hat den Einblick ins Private des Königs die Cornelsen Kulturstiftung. Sie gab Geld für die nun wieder authentischen Möbel. Nach der offiziellen Vorstellung des Raums steht dieser ab Sonnabend erstmals wieder Besuchern offen und erlaubt ihnen Einblicke in Friedrichs Alltag. Zu dem gehörten im Bett des Königs schlafende Hunde, die von den Lakaien des Königs sogar angeredet wurden. Hunde wie „Thisbe“, laut Friedrich „treu wie jene Königin von Babylon, deren Namen ich ihr gab“, umgaben ihn, wenn er sich mit einem Buch aus der Bibliothek in das Kabinett zurückzog. SV


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren