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28.04.12 / Patriot, Schöngeist und Geschäftsmann / Zum 100. Geburtstag des Publizisten Axel Springer: Wie der Vorkämpfer der deutschen Einheit zum Buhmann der Linken wurde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Patriot, Schöngeist und Geschäftsmann
Zum 100. Geburtstag des Publizisten Axel Springer: Wie der Vorkämpfer der deutschen Einheit zum Buhmann der Linken wurde

„Die deutsche Sprache ist im Moment der einzige Garant, der ein ganzes Deutschland herbeiführen könnte, wobei wir wissen, dass die Geschichte einen langen Atem hat.“ Als Axel Springer diese Zeilen wenige Jahre vor der friedlichen Revolution in der DDR in einem persönlichen Brief an den Autor schrieb, glaubten nicht mehr allzu viele Deutsche an „ein ganzes Deutschland“. Er tat es trotzdem.

Es war Anfang 1985, wenige Monate vor dem Tod des großen Hamburger Publizisten und Verlegers. Die Deutschen und der Rest der Welt hatten sich mit der Teilung abgefunden, wer immer noch an der Vision eines in Recht und Freiheit vereinten Vaterlandes festhielt, galt als weltfremd und Störenfried der Entspannungspolitik.

Springer störte es nicht, zu den Kalten Kriegern gezählt zu werden. Er war sich sicher, dass die Geschichte ihm Recht geben würde. Und er wusste sich im historischen Kontext. In dem zitierten Brief erinnerte er an ein Wort des Patrioten Ernst Moritz Arndt: „Ihr seid Kinder einer Sprache, seid durch sie ungetrennt und werdet eins werden, wenn ihr euch nicht selbst aufgebt.“

Das war seine große Sorge: dass dieses Volk sich selber aufgibt. Nicht nur seine staatliche Einheit, sondern auch seinen inneren Zusammenhalt, seinen moralischen Bestand. Dass die Sprache das Instrument sein sollte, mit dem er sich dieser Selbstaufgabe widersetzen wollte, war ihm sozusagen in die Wiege gelegt.

Vor 100 Jahren, am 2. Mai 1912, war Axel Cäsar Springer im damals noch zu Preußen gehörenden heutigen Stadtteil Hamburgs Altona zur Welt gekommen. Vater Hinrich hatte kurz zuvor den „Hammerich & Lesser Verlag“ erworben und gab die in einer Auflage von 15000 erscheinende „Altonaer Bürger-Zeitung“ heraus.

Hier, im väterlichen Betrieb, machte der junge Axel eine Lehre als Schriftsetzer und Drucker; anschließend absolvierte er bei der „Bergedorfer Zeitung“ ein Redaktionsvolontariat, um 1933 zum elterlichen Blatt, das sich inzwischen „Altonaer Nachrichten“ nannte, zurückzukehren. Bereits im Alter von 25 Jahren war er Chef vom Dienst und stellvertretender Chefredakteur.

1941 wurde die unangepasste Zeitung von den National-Sozialisten unter dem Vorwand des Papiermangels geschlossen. Vater und Sohn Springer zogen sich in die Lüneburger Heide zurück und hielten ihr Unternehmen mit dem Druck von Liebes- und Kriminalromanen über Wasser.

Nach dem Krieg begann der rasante Aufstieg. 1946 gründeten Hinrich und Axel die „Axel Springer Verlag GmbH“.

Medienverbund war damals noch ein Fremdwort – allerdings nicht für den 34-jährigen Axel Springer. Im Rundfunk sah er das Medium der Zukunft, das er mit dem gedruckten Wort begleiten wollte. So entstand als erstes zukunftsweisendes Verlagsprojekt „Hörzu“. Nach der Währungsreform folgten das „Hamburger Abendblatt“ und „Constanze“, 1952 die von der britischen Boulevardpresse inspirierte „Bild“. Wenig später erwarb Springer von der britischen Besatzungsmacht die Zeitung „Die Welt“, das heutige publizistische Flaggschiff des Konzerns. Der Einstieg in den Berliner Ullstein-Verlag und die Gründung des „Springer Auslanddienstes“ (SAD) rundeten das Unternehmen thematisch ab.

Dass der Springer-Verlag zum europaweit führenden Medienkonzern aufsteigen konnte, war vor allem der visionären Kraft Axel Springers zu verdanken. Hanseatisch-konservative Grundüberzeugungen waren die Basis klarer politischer Ziele. Friedliche Wiedervereinigung des geteilten Vaterlands, Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, Kampf gegen jede Form von Totalitarismus und Extremismus, freie soziale Markwirtschaft, das waren die vier Grundsätze, denen sich jeder bei Springer beschäftigte Journalist zu verpflichten hatte.

Hochgehalten wurden in Springers Blättern auch die sogenannten preußischen Tugenden, freilich mit gewissen Einschränkungen. „Bild“ war von Anfang an nicht als Tugendblatt angelegt, hier galt frei nach Brecht das Motto „Erst kommt die Auflage, dann kommt die Moral.“ Und auch dem Verleger persönlich war preußische Tugendhaftigkeit eher fremd. Als er im Zuge der Entnazifizierung von britischen Offizieren gefragt wurde, von wem denn er zur NS-Zeit verfolgt worden sei, antwortete er wahrheitsgemäß: „Nur von Frauen.“ Dieses etwas merkwürdige Verfolgungsschicksal dokumentierte sich später in insgesamt fünf Eheschließungen.

Wichtiger für Aufstieg und Bestand des Verlages aber war seine Fähigkeit, stets im richtigen Moment die richtigen geschäftlichen und publizistischen Partner zu finden. Als herausragendes Beispiel sei Peter Tamm genannt. 1948 war dieser bei dem sechs Jahre älteren Zeitungsverleger vorstellig geworden und hatte diesen mit der eher rhetorischen Frage überrascht: „Wissen Sie, was Sie dringend brauchen? Einen Schifffahrtsredakteur!“

Springer brauchte zwar eigentlich keinen Schifffahrtsredakteur, wohl aber einen dynamischen Ökonomen mit journalistischem Gespür. Dies war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft und Partnerschaft. Tamm stieg zu einem der einflussreichsten deutschen Medienmanager (und zum weltweit bedeutendsten Sammler maritimer Kostbarkeiten) auf. Der Erfolg des Hauses Springer wäre ohne sein Wirken nicht denkbar.

Axel Springer musste schon frühzeitig erfahren, dass man sich als erfolgreicher Publizist nicht nur Freunde macht, sondern auch Feinde. Die betont konservative und patriotische Haltung seiner Blätter prädestinierte ihn zum Buhmann der 68er. Gewalt gegen seine Betriebe, vor allem aber persönliche Verunglimpfungen trafen ihn tief, sah er sich selber doch eher in der Rolle des kunstbeflissenen Schöngeistes. Dies sein zu wollen, zugleich knallharter Geschäftsmann sein zu müssen und beides mit ausgeprägtem politischem Sendungsbewusstsein zu vereinbaren – eine innere Belastungsprobe, die Springer in seinen letzten Lebensjahren manchmal zu überfordern schien.

Das große Ziel, die wenigstens teilweise Vereinigung Deutschlands und das Ende der zweiten, diesmal international-sozialistischen Diktatur auf deutschem Boden, erlebte Springer nicht mehr. Am 22. September 1985, vier Jahre vor dem Fall der Mauer, starb er in seiner Wahlheimat Berlin.

Viele der Würdigungen zum 100. Geburtstag lassen noch einmal die alten Feindbilder aufleben: Axel Springer, der „böse Rechte“. Eines wenigstens bleibt ihm erspart: Dank seiner stets unbeugsamen Haltung gegenüber verbrecherischen Ideologien wagten es auch die übelsten Antifa-Schreihälse nicht, die Faschismuskeule gegen ihn zu schwingen. Hans-Jürgen Mahlitz


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