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28.04.12 / Für mehr Toleranz / Schule nach von Sanden benannt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-12 vom 28. April 2012

Für mehr Toleranz
Schule nach von Sanden benannt

Eigentlich gab es die Idee, die bisherige Haupt- und Realschule von Lemförden, Kreis Diepholz, umzubenannen, schon lange. Doch sollte es einige Jahre dauern, bis endlich der Beschluss, der Bildungseinrichtung einen neuen Namen zu geben, umgesetzt wurde. Klar war den Lemfördern eines: Es sollte jemand sein, der sich um den Ort verdient gemacht hat. Eltern, Schüler und Lehrer überlegten gemeinsam. Es kamen reichlich Vorschläge, vom ersten Arzt bis zur ersten Lehrerin der Schule war alles vertreten. Doch dann fiel die Entscheidung auf von Sanden-Guja. Adelheid Hollberg, die den Nachlass verwaltet, gab ihr Einverständnis, so dass dem Vorhaben nichts mehr im Wege stand.

Edith und Walter von Sanden hatten nach der Flucht in Hüde am Dümmer eine Zuflucht gefunden. Walter von Sanden-Guja (1888−1972) war schon in seiner Heimat Ostpreußen als Naturforscher, Ornithologe, Fotograf und Schriftsteller tätig gewesen. Edith (1894−1979), gebürtig aus der Neumark, sollte als Bildhauerin und Malerin berühmt werden. Sie folgte ihrem Mann nach der Hochzeit nach Ostpreußen. Erst 1947 ließ das Paar sich endgültig in Hüde nieder.

Walter von Sanden, der 1958 den Kulturpreis für Literatur der Landsmannschaft Ostpreußen erhalten hatte, fühlte sich am Dümmer See an seine Heimat erinnert. Er engagierte sich für den Naturschutz und warnte eindringlich davor, den See durch Deiche und Einleitungen von Abwässern zu belasten. Er schrieb naturkundliche Bücher, zu denen seine Frau Edith die Illustrationen lieferte. Edith von Sanden deckte den künstlerischen Bereich ab. Sie schuf Tierplastiken, von denen besonders „Otter Ingo“ bekannt wurde. Diese Dualität, aber auch die Tatsache, dass es sich um eine Flüchtlingsfamilie handelte, hat zur Entscheidung beigetragen, der Schule den Namen „Von-Sanden-Oberschule Lemförde“ zu geben: Die Schule konzentriert sich ebenfalls auf den Naturbereich. Schulleiter Marc Greve will diese Profile schärfen und das Schulleben im Sinne der beiden Namensgeber vorantreiben.

Eines hat die Entscheidung für von Sanden auch gezeigt: Dass Schule, Eltern und Schüler sich ganz bewusst für den Namen einer Flüchtlingsfamilie entschieden haben, zeugt von einem neutraleren Umgang mit dem Thema und gibt Anlass zur Hoffnung, auch andernorts, wenn es um Agnes Miegel geht, die Verdienste des Menschen zu sehen. Dass der Vergleich Flüchtlinge von 1948 − Migranten von heute, den Schulleiter Greve als Ermutigung zu mehr Toleranz heranzieht, hinkt, steht auf einem anderen Blatt. M. Rosenthal-Kappi


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