28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.05.12 / Schuldenfalle Studium / Mit Zahl der Abiturienten steigt Nachfrage nach Hochschulplätzen auch an Privat-Unis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Schuldenfalle Studium
Mit Zahl der Abiturienten steigt Nachfrage nach Hochschulplätzen auch an Privat-Unis

Was in den USA ganz normal ist, wird es bald auch in Deutschland geben. Um studieren zu dürfen, verschulden sich immer mehr junge Menschen, ohne damit eine realistische Aussicht auf einen guten Posten zu erwerben. Wie dann Kredite in Höhe von einigen Zehntausend Euro zurückgezahlt werden sollen, steht in den Sternen.

Die Hansestadt Hamburg bildet hier in mancher Hinsicht den Vorreiter. Inzwischen erhalten rund 50 Prozent eines Jahrgangs auf verschlungenen Wegen die Fachhochschul- oder Hochschulreife. Dass das Papier des Abiturzeugnisses geduldig war, merken die Absolventen spätestens dann, wenn sie sich für einen Studienplatz bewerben. Selbst Einser-

Abiturienten erhalten an süddeutschen Universitäten zuweilen keinen Studienplatz, da bestimmte Schulfächer bei der Auswahl besonders gewertet werden. Einige Universitäten bieten Aufnahmeprüfungen an, in denen beispielsweise gute mathematische oder physikalische Kenntnisse vorausgesetzt werden. Wer gerade diese Fächer abgewählt oder nur in einem Grundkurs belegt hat, kann diese Aufnahmeprüfung folglich nur schwer bestehen. Auch der Weg über ein Auslandsstudium ist inzwischen für Abiturienten, die ein schlechtes Abiturzeugnis mit lückenhaften Grundkenntnissen mitbringen, weitgehend verbaut. Wer etwa an einer holländischen Universität Medizin studieren will, muss vor Studienbeginn nicht nur ausreichende Sprachkenntnisse, sondern auch solides Wissen in allen naturwissenschaftlichen Fächern nachweisen. Genau daran scheitern jedoch oftmals deutsche Bewerber, die auch nach einem einjährigen Vorbereitungslehrgang durch die Prüfungen fallen.

Sollen Sohn oder Tochter, so oftmals der Traum der Eltern, dennoch „unbedingt“ studieren, bleibt nur der Ausweg über private Akademien, Fachschulen, Hochschulen oder Universitäten. Diese sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden (siehe Artikel unten). Während an öffentlichen Hochschulen die Studiengebühren von 1000 Euro im Jahr teilweise wieder abgeschafft wurden, werden an privaten Fachhochschulen 3000 bis 10000 Euro pro Jahr an Studiengebühren verlangt. An privaten Universitäten müssen bis zu 20000 Euro pro Jahr bezahlt werden. Wenn die Ausbildungsorte nicht staatlich anerkannt oder außerhalb der EU liegen, erhält der Student keine Studienförderung (Bafög), sondern muss auch die Lebenshaltungskosten aus eigener Tasche bezahlen.

Dadurch summieren sich die Beträge, die für ein drei- oder fünfjähriges Studium aufgebracht werden müssen, leicht auf über 50000 Euro. Wer denkt, dass dies nur ein Programm für Kinder reicher Eltern sei, der irrt. Gerade bei Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind und mühsam versuchen, das Familieneinkommen zu sichern, wollen diese ihren Kindern ein Studium ermöglichen. Können die Eltern die finanzielle Last von Studiengebühren plus Lebensunterhalt nicht stemmen, bleibt oftmals nur der Ausweg über einen Studienkredit – in der Hoffnung, dass einmal eine lukrative Stelle winkt und der Kredit über zehn oder 15 Jahre zurückgezahlt werden kann.

Diese Hoffnung ist sicher bei einigen seriösen und aussichtsreichen Studiengängen gegeben. Dramatisch allerdings droht sich die Situation für diejenigen zu entwickeln, die Modestudiengänge mit schönen englischen Namen wie „Eventmanager“ oder mit populären Begriffen wie „Medien und Kommunikation“ belegen. Nach der Ausbildung winken oftmals nur freiberufliche Tätigkeiten, projektbezogene Bezahlungen oder geringe Gehälter und somit ein wohl lebenslanger Schuldenberg. Hinrich E. Bues


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren