29.03.2024

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05.05.12 / Deutscher Sonderweg bei der Bildung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Deutscher Sonderweg bei der Bildung

Die gute Berufsausbildung im Land der Dichter und Denker hat eine lange Tradition. Dazu zählt nicht nur das Hum-boldt’sche Modell einer möglichst umfassenden Ausbildung von Spitzenkräften, sondern beispielsweise auch die duale Berufsausbildung. Das doppelte Lernen eines „Lehrlings“ in der dreijährigen praktischen Ausbildung im Betrieb wie in der Berufsschule zählt zu den Grundpfeilern der deutschen Wirtschaftskraft.

In Deutschland können viele Handwerks- oder Gewerbebetriebe auf ein hohes Qualitätsniveau verweisen. Wer in Deutschland ein Handwerk anmelden will, muss in der Regel eine geordnete Ausbildung und einen Meisterbrief nachweisen können. Ausländer, die nach Deutschland kommen und hier arbeiten wollen, empfinden das zuweilen als diskriminierend; doch dahinter stehen wichtige berufspraktische und theoretische Kenntnisse, die in europäischen Nachbarländern oder den USA nicht verlangt werden.

Zum deutschen Sonderweg zählt auch, dass hierzulande die öffentliche Bildung weitgehend kostenfrei für den Schüler oder Studenten ist. In Zeiten der Massenuniversität führt das allerdings an den Hochschulen zu oft desaströsen Verhältnissen. Insbesondere die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge haben an Eliteuniversitäten wie der RWTH-Aachen oder der Ludwig-Maximilians-Universität München zu schwer erträglichen Studienbedingungen geführt. Wo wie in Nordrhein-Westfalen die Studiengebühren gerade wieder abgeschafft werden, wird eine weitere Verschlechterung des öffentlichen Studiums beobachtet – für viele Studenten ein weiterer Anreiz, nun private Hochschulen aufzusuchen. H.E.B.

 

Zeitzeugen

Wilhelm von Humboldt – Der preußische Bildungsreformer (1767–1835) prägte das Ideal einer ganzheitlichen Ausbildung der Künste in Verbindung mit der jeweiligen Studienrichtung. Der Anspruch auf Allgemeinbildung geht ebenso auf den Reformer zurück wie die Idee der Einheit von Forschung und Lehre (im Unterschied zu reinen Lehr-Professoren).

Joachim Schultz – Der Bayreuther Professor ging in diesem Jahr vorzeitig in Pension, weil er an der zunehmenden Verschulung der Hochschule verzweifelte. Er wolle nicht „nur noch akademisches Prekariat“ ausbilden, sagte er. An der Bayreuther Universität sah er sich von Bürokratie umzingelt und erkannte keine Chance mehr für die kreative Arbeit und Lehre.

Gerd Bucerius – Der Verleger (1905–1995) studierte Jura in Freiburg, Hamburg und Berlin und arbeitete als Richter und Rechtsanwalt, bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg seine verlegerischen Tätigkeiten begann. Bekannt wurde er als Gründer der Wochenzeitung „Die Zeit“. Der Verleger (unter anderem „Stern“) vermachte sein großes Vermögen der „Zeit-Stiftung“, die im Jahr 2000 Deutschlands führende juristische Universität, die Bucerius Law School in Hamburg, begründete.

Annette Schavan – Die Bundesbildungsministerin (seit 2005) ist seit Anfang des Jahres Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz und lehrt als Honorarprofessorin katholische Theologie in Berlin. In letzter Zeit kamen wenig Initiativen, um die Bildungswege zu verbessern.

Otto Beisheim – Der 1924 geborene Gründer des Metro-Konzerns gilt als weit voraus denkender Förderer privater Universitäten. Die 1984 in Vallendar gegründete WHU trägt heute seinen Namen, weil der Mäzen 1993 rund 50 Millionen D-Mark an die Hochschule spendete und damit ihre finanzielle Unabhängigkeit sicherte.


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