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05.05.12 / Mappas und Pammas / Schweden als Vorreiter der geschlechtsneutralen Erziehung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Mappas und Pammas
Schweden als Vorreiter der geschlechtsneutralen Erziehung

Für deutsche Betrachter mag es einigermaßen skurril erscheinen, was sich Schwedens Ministerin für Integration und Gleichstellung, Nyamko Sabuni, zum Ziel gesetzt hat: die geschlechtsneutrale Erziehung, die Kinder nicht frühzeitig auf angeblich sozial konstruierte Geschlechterrollen festlegen soll. Bei dem ehrgeizigen Vorhaben der Ministerin kommt einem Kunstwort eine entscheidende Bedeutung bei, dessen Gebrauch nun an Schwedens Schulen getestet werden soll. „Hen“ ist ein neu geschaffenes Personalpronomen, das sich irgendwo im Niemandsland zwischen „hon“ (sie), „han“ (er) und „det“ (es) befindet.

Zweck des neuen Pronomens ist es, die Ansprache einer Person möglich zu machen, ohne dass auf das Geschlecht Bezug genommen wird. Die Voraussetzungen für ein derartiges Vorhaben sind in Schweden so gut wie in kaum einem anderen Land. Grammatikalisch kann der Unterschied zwischen Maskulinum und Femininum im Schwedischen ohnehin im sogenannten Utrum aufgelöst werden. Fast noch wichtiger ist aber, dass ideologische Bemühungen, die Welt zu verändern, indem sie sprachlich anders beschrieben wird, in Schweden schon länger existieren. Bereits zum Ende der 60er Jahre konnten die Schweden Erfahrungen mit einer solchen volkspädagogischen Bevormundung machen. Ebenfalls begründet mit der Gleichbehandlung wurde staatlicherseits versucht, die Anrede „Sie“ durch das „Du“ zu ersetzen. Der Versuch war weitgehend erfolgreich.

Auch gibt es kaum ein Land, in dem die Ideologie des Feminismus ähnlich erfolgreich war wie in Schweden, so dass man mittlerweile fast von einer Form des „Staatsfeminismus“ sprechen kann. Der Gleichstellung verschrieben haben sich alle skandinavischen Länder. Allein in Schweden wird die politisch korrekte Gleichstellungspolitik mit missionarischem Eifer bis hin zur Schaffung einer geschlechtsneutralen Sprache betrieben. Bereits jetzt existieren 170 Vornamen, die keinen Rückschluss mehr auf das Geschlecht zulassen.

Der Vorschlag zu einem geschlechtsneutralen Pronomen brauchte bis zur Umsetzung allerdings wesentlich länger als die Forderung nach neutralen Namen. Erstmals in den 60er Jahren hatten schwedische Sprachwissenschaftlerinnen ein geschlechtsneutrales Pronomen vorgeschlagen. Übernommen wurde das Wort inzwischen in einigen Publikationen, darunter ein Kinderbuch, das Anfang des Jahres erschienen ist. Politisch korrekt hat das Kind im Mittelpunkt der Erzählung den Namen „Kivi“ erhalten. Ein Aufschluss über das Geschlecht des Kindes ist so nicht mehr möglich.

Zuweilen nehmen die schwedischen Bemühungen zur Durchsetzung einer „Gleichberechtigung“ im feministischen Sinne noch offensichtlichere Züge einer Realsatire an. Unlängst haben sich zwei schwedische Journalisten mit der männlichen Dominanz in den Pappkartons des dänischen Spielzeugherstellers Lego auseinandergesetzt. In einem Artikel, der mit „Wo sind die Bräute?“ überschrieben war, stellten sie eine überraschende Forderung auf: eine Frauenquote für die Lego-Kartons. Dabei müsste das Spielzeug aus Schwedens Nachbarland eigentlich ganz im Sinne der schwedischen Gleichbehandlungspolitik sein: Von gelegentlichen Bartträgern abgesehen, sind die Geschlechter bei den knallig bunten Lego-Spielzeugfiguren nämlich kaum zu erkennen. Norman Hanert


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