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05.05.12 / Facebook ade

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Facebook ade
von Hans-Jürgen Mahlitz

Hallo Facebook-Freunde: Ich lebe noch! Obwohl ich mich zum virtuellen Selbstmord habe hinreißen lassen, indem ich meinen Facebook-Account gekündigt habe. Mit dem Cyber-Suizid habe ich meine Internet-Existenz teilweise ausgelöscht – natürlich nicht ganz, denn das Netz vergisst bekanntlich vor allem das nicht, was wir gern vergessen machen möchten.

Warum also Facebook ade? Weil ich viel besser damit leben kann, sogenannten Freunden nicht mitteilen zu sollen, was ich gerade mache und wo ich gerade bin. Weil ich es leid bin, rund um die Uhr per E-Mail vollgeschrottet zu werden mit Banalitäten irgendwelcher „Gruppen“, denen mich wohlmeinende „Freunde“ ungefragt zugeordnet haben. Weil ich nicht daran interessiert bin, dass Freund A gerade Freund B auf einem Foto erkannt haben will, was Freund C erklärtermaßen „gefällt“, Freund D hingegen nicht. Und weil ich nicht unter dem Deck-mantel der Transparenz zum gläsernen Konsumenten degradiert werden möchte. Wenn ich das Internet nutze, weil ich es für eine eigentlich nützliche Einrichtung halte, brauche ich dafür kein Facebook. Kontakt mit Freunden im wirklichen Leben kann ich auch ohne Facebook halten. Diesem zutiefst unsozialen Netzwerk wird eine Wichtigkeit angedichtet, die es in der Wirklichkeit auch nicht annähernd hat – ein Papiertiger im Zeitalter der papierlosen Kommunikation.

Nur eins würde mich jetzt noch interessieren: Wenn die ehemaligen Facebook-Freunde mein virtuelles Ableben konstatieren – wie viele mögen dann wohl auf „gefällt mir“ klicken?


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