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05.05.12 / Die ostpreußische Famiilie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Die ostpreußische Famiilie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

„Leute, die nie hinter sich auf ihre Vorfahren blicken, werden auch nie vor sich auf ihre Nachkommen blicken.“ Diesen Spruch hatte ein alter Freund aus jahrzehntelanger gemeinsamer Medienarbeit für mich bewusst ausgesucht, weil er als Motto meiner Arbeit für die Ostpreußische Familie gelten könnte. Er trifft für alle zu, die sich mit diesem Hauptthema unserer Familienarbeit beschäftigen, und viele neue Leserbriefe bestätigen es mit ihren Fragen nach ihren ostpreußischen Wurzeln. Die manchmal sehr kompliziert sein können, wenn es sich erst in spätem Alter herausstellt, dass es da Verwandtschaft gibt, von der man nie etwas gewusst hat. Wie in unserm ersten Fall, den uns Dr. Wolfgang Thüne übergab, an den sich die Fragestellerin wandte. Dr. Thüne hat es selber erfahren, auf welche überraschende Weise sich manchmal Verwandtschaftsverhältnisse ergeben. Es war im Jahre 1971, als er zum ZDF-Wetterfrosch avancierte und dadurch einen hohen Bekanntheitsgrad erreichte. Da bekam er eines Tages einen Brief von einem Namensvetter, Alfred Thüne aus Stuttgart, der von seinem Cousin Oskar aus Lyck erzählte und fragte, ob Dr. Thüne etwas mit ihm zu tun habe. Hatte er, sehr viel sogar, denn Oskar Thüne war sein Vater. 30 Jahre nach Flucht und Vertreibung lernten sich die beiden Vettern kennen. Und eine neue Cousine Erna gab es noch „margriesch“ dazu.

Solchen Erfolg erhofft nun Herr Dr. Thüne für Frau Martina Kluge, aber ihre Suchfrage birgt viele Schwierigkeiten. Sie entstand erst nach dem Deutschlandtreffen in Erfurt, auf dem Frau Kluge eine Freundin ihrer Mutter fand. Die 89-Jährige erinnerte sich nicht nur an Frau Kluges Mutter, die 1979 verstarb, sie besaß auch noch Fotos aus der gemeinsam verlebten Jugendzeit. Und sie glaubte etwas zu wissen, was Frau Kluge schockierte: Ihr Großvater, der immer sehr liebevoll zu seiner Enkelin gewesen ist, sei nicht der leibliche Vater ihrer Mutter, es sollte ein Gutsbesitzer aus Mitschullen gewesen sein. Dabei fiel der Name Nieswandt. Onkel und Tante hätten das Kind adoptiert. Für Martina waren sie immer die Großeltern, von der Mutter ihrer Mutter, also ihrer richtigen Großmutter, weiß sie inzwischen einiges, aber nicht, wo diese gelebt hat. Allerdings hatte sie nach der Wende schon einmal von der Adoption gehört und ihren Vater danach befragt, aber der hätte nur mit „so ein Quatsch“ geantwortet. Doch die 89-jährige Dame legte zum Beweis die Todesanzeige von Martinas Mutter aus einem Heimatbrief vom November 1979 vor, die von deren Halbschwester Susanne Lileike aus Hamburg aufgegeben war. Und diese ist eine geborene Nieswandt. Es kam dann noch mehr heraus, da Frau Kluges Mutter diese Susanne immer als ihre Freundin ausgegeben hatte. Wenn die Verwandtschaft stimmt, hätte Frau Kluges Mutter, die immer als Einzelkind galt, noch vier Schwestern und zwei Brüder gehabt, die leider alle verstorben sind. Marianne Kluge hofft nun, dass es vielleicht Nachkommen von Susanne Lileike und ihren Geschwistern gibt, die etwas Licht in diese Familiengeschichte bringen könnten, denn das sei für sie alles doch sehr verwirrend. Für uns auch. Wollen mal sehen, was sich aus dieser Suchfrage ergibt. (E-Mail: martinadieter@msn.com)

Etwas Licht möchte Herr Dr. Stefan Kiekel aus Hamburg auch in seine Familiengeschichte bringen, aber bevor ich auf diese eingehe, möchte ich mich ganz, ganz herzlich für die Zeilen bedanken, mit denen Herr Dr. Kiekel meine Arbeit für die Ostpreußische Familie würdigt. Sie sind sehr persönlich gehalten und nicht für die Veröffentlichung bestimmt, doch so viel kann ich doch sagen, dass der 33-Jährige für die junge Generation spricht. Aber einige Worte möchte ich doch herausgreifen, denn sie gelten für alle Landsleute, weil Herr Dr. Kiekel sie als die Wesenszüge der Ostpreußen empfindet: Heimatliebe, Pflichterfüllung und das liebevolle Dasein für den Nächsten, der Rat und Hilfe braucht!

In solch einer Geborgenheit verstarb auch vor einem halben Jahr die Großmutter von Stefan Kiekel, Frau Liesbeth Kiekel geborene Blum, *26. April 1922 in Eisselbitten/Samland. In den letzten Stunden war die Familie immer bei ihr, sang mit ihr gemeinsam „Es dunkelt schon in der Heide“, eines ihrer Lieblingslieder. Großmutter kannte auch viele Gedichte und während dieser Zeit des bewuss­ten Abschiednehmens rezitierte sie ein Gedicht, das von einer Frau handelte, die ihren Tod nahen fühlte. Deshalb rief sie ihre Kinderschar zu sich, um mit ihnen gemeinsam die letzten Stunden zu verleben. Es begann mit: „Eine arme (kleine) Mutter rief: Kinder, kommt zu mir …“ Nur diese eine Zeile ist dem Enkel in Erinnerung geblieben. Aber niemand kannte den vollständigen Text, nach dem er nun sucht. Sicher findet sich wieder jemand aus unserer Familie, der das alte Gedicht kennt und es Herrn Dr. Kiekel übermittelt.

Aber nun zu seiner Familiengeschichte, in die er etwas Licht bringen möchte. Vor drei Jahren verstarb sein Großvater Max Walter Kiekel (Rufname Walter), *9. Juni 1917 in Seckenburg/Elchniederung. Er wuchs bis zum vierten Lebensjahr bei seiner Großmutter auf, lebte dann bei seiner Tante Auguste Meiser geborene Kiekel, in Segitten/Samland, bis er im November 1938 eingezogen wurde. Seine Mutter soll die Schneiderin Martha Kiekel aus Königsberg gewesen sein. Zum Vater oder möglichen Geschwistern fehlen sämtliche Angaben. „Kann jemand helfen?“, fragt Stefan Kiekel. Ja, aber wer und wie? Die Familie Kiekel dürfte aus der Elchniederung stammen. Vielleicht hat auch jemand die Familie Meiser aus Segitten gekannt. Großmutter Lisbeth geborene Bluhm kam auch aus dem Samland. Am schwierigsten dürfte es sein, Angaben über Martha Kiekel zu bekommen. Da ihr Sohn 1917 geboren wurde, könnte es sein, dass sein Vater Soldat war und vielleicht nicht mehr heimkehrte. Na, wollen mal sehen, ob und welche Hinweise aus unserer Familie kommen. Dr. Kiekel würde sich über jede Auskunft freuen. Er ist Historiker mit dem Steckenpferd Ostdeutsche Geschichte und war schon 15-mal in der Heimat seiner Vorfahren, in der noch sein Vater geboren wurde. (Dr. Stefan Kiekel, Wettloop 22a in 21149 Hamburg, Telefon 040/76758490, E-Mail: s.kiekel@gmx.de)

Auch Herrn Winfried Wölk aus Dortmund bewegt die Frage nach seinen Wurzeln, und die liegen im ostpreußischen Boden. Angeregt zum Schreiben seiner Familiengeschichte wurde er durch seinen Sohn und seinen sehr jungen Enkel. So trägt er seit sieben Jahren Daten zusammen und versucht sich zu erinnern, was er von den Erzählungen aus dem Familienkreis noch behalten hat. Es ist mühsam, weil die Zeitzeugen immer weniger werden und offizielle Dokumente fehlen. Winfried Wölk kam 1941 im Krankenhaus von Mehlsack zur Welt. Die Familie lebte auf einem Bauernhof in Perbanden, Kreis Heiligenbeil, den sein Großvater Friedrich Wölk gemeinsam mit seinem Sohn Erwin Wölk, dem Vater von Winfried, bewirtschaftete. Die Wölks waren vorher in Waltersdorf ansässig gewesen. Friedrich und seine Frau Minna geborene Harder besaßen dort einen Hof, den sie 1913 verkauften. Wahrscheinlich an Verwandte, denn die Frau Martha des Käufers Hugo Ferber war eine geborene Harder. Aus dem Kaufvertrag ist zu ersehen, dass der Urgroßvater von Winfrid Friedrich Albert Wölk hieß, 68 Jahre alt war und ihm nach einem 1910 geschlossenen Vertrag ein Ausgedinge zustand. Seine Frau Dorothea war eine geborene Damerau, aber er soll mehrmals verheiratet gewesen sein. Sohn Friedrich war mit Frida geborene Mill aus Kleinwalde verheiratet. Erwin – der Vater von Winfried – war der einzige Sohn, er hatte noch die Schwestern Herta und Wanda, alle zwischen 1907 und 1910 geboren. Im Januar 1945 ging Frida Wölk mit ihren Kindern und Eltern auf die Flucht, über die wir an anderer Stelle berichten werden, weil Winfried dazu einige Fragen hat. Seine heutigen beziehen sich auf die genannten Orte im Kreis Heiligenbeil – die er auf einer Heimatreise alle aufsuchte, auch das Krankenhaus in Mehlsack fand er – und auf die Herkunft der Familie Wölk, die erstmals nachweisbar in Waltersdorf ansässig war. Der Name ist vor allem im mittleren Ostpreußen nicht unbekannt, zweifellos ist die Familie altpreußischer Herkunft, denn Wölken oder Wölk kommt von dem prussischen Wort für Wolf, Wilkis. Herr Wölk will aber mehr von der Vergangenheit seiner Familie wissen und hofft, dass er Zuschriften von Landsleuten bekommt. (Wilfried Wölk, Rossbachstraße 9 in 44369 Dortmund, Telefon 0231/354291, E-Mail: woelk.winfried@t-online.de)

Alte Freunde aus ihrer Bartensteiner Kindheit sucht Frau Eva Voigt geborene Albrecht aus Sebnitz. Die Familie wohnte in der Johanniterstraße 35, gegenüber dem Krankenhaus. Damals waren ihre Spielgefährten Gisela Schröder, Brigitte und Carla Potschien und ein Günther, vom dem sie nicht mehr den Nachnamen weiß. Und dann hat sie noch eine ganz spezielle Frage. Ihre Mutter Martha Albrecht hat einmal gesagt, dass ihr Vater – also Frau Voigts Großvater mütterlicherseits – in der Wiltheuer Likörfabrik „mit drin gehangen hat“. Was ich so verstehe, dass er an dieser beteiligt war, vielleicht war der Herr namens Engelmann ein Mitinhaber. Ich habe es aus dem handgeschriebenen Brief so übernommen, alte Bartensteiner werden es besser wissen. Sicher dürfte sich das Unternehmen damals auch Liqueur-Fabrik genannt haben, aber das ist unwesentlich. Wir haben jedenfalls den Wunsch von Frau Voigt erfüllt, den sie erst jetzt anbringen konnte, als sie das Ostpreußenblatt auf Umwegen wiedergefunden hat. Und nun freut sie sich sehr, dass sie die PAZ/Das Ostpreußenblatt regelmäßig erhält. Noch größer wird die Freude sein, wenn sich ehemalige Bartensteiner bei ihr melden, vielleicht sogar die Spielgefährten aus fernen Kindertagen. (Eva Voigt, Bergstraße 10 in 01855 Sebnitz.)

Mit unserem heutigen Foto sprechen wir wieder die Vertriebenen an, die in Dänemark interniert waren. In Folge 10 hatten wir über die Insassen des Flüchtlingslagers Silkeborg-Bad geschrieben, von denen einige Aufnahmen erst jetzt in Archiven entdeckt wurden. Frau Brigitte Havertz, die 1947 in dem Lager geboren wurde, erhielt die Fotos vom Bunkermuseum in Silkeborg mit der Bitte, nachzuforschen, wen die Aufnahmen zeigten.

Sie übergab uns einige zur Veröffentlichung, von denen wir bisher zwei gebracht haben. Heute nun ein drittes Foto, das in Silkeborg-Bad oder im Sammellager Oksböl aufgenommen wurde. Wer glaubt, eine der abgebildeten Personen erkannt zu haben, wende sich bitte an Frau Brigitte Havertz, Büchelstraße 22 in 42855 Remscheid, Telefon (02191) 5923487.

Eure Ruth Geede


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