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05.05.12 / Verdienstvoller Ostpreuße wurde abberufen / Nachruf auf Dr. Herbert Beister − Preußenschildträger der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012

Verdienstvoller Ostpreuße wurde abberufen
Nachruf auf Dr. Herbert Beister − Preußenschildträger der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.

Am 23. April wurde Dr. Herbert Beister – im 88. Lebensjahr stehend – aus dieser Welt abberufen. Der Verstorbene hat für seine Heimat Ostpreußen und für sein Vaterland Deutschland segensreich gewirkt. Der Bundesvorstand der LO würdigt mit dem nachstehenden Bericht das Lebenswerk des Ostpreußen.

Am 30. Dezember 1924 kam Herbert Beister in Königsberg (Pr.) zur Welt. Die in seinem Elternhaus gelebten preußischen Tugenden garantierten ihm gleichwohl eine harmonische Kind- und Jugendzeit. Wie fast alle seines Jahrgangs wurde er als Siebzehnjähriger zum Militär eingezogen. Beister wurde nach einer Grundausbildung zum Piloten ausgebildet und leistete danach als Jagdflieger Kriegsdienst.

Am Ende des Krieges kam der Königsberger in amerikanische Gefangenschaft, die glücklicherweise nicht lange währte. In Norddeutschland fand er seine Familie wieder. Mit Fleiß und Energie erwarb er als Autodidakt die Hochschulreife. Dies gelang, obwohl der junge Mann zur Existenzsicherung ganztags arbeitete.

Herbert Beister studierte anschließend in Oldenburg und Darmstadt Bautechnik mit Schwerpunkt Tiefbau. Das Studium schloss er erfolgreich mit der Prüfung zum Dipl.-Ing. im Hoch- und Tiefbau ab.

Sein Berufsweg begann in Duisburg. Beim Wiederaufbau des Reviers konnte Beister seine analytische Begabung, aber auch seine Fähigkeit zur Menschenführung unter Beweis stellen. Es ging schnell voran mit dem Königsberger.

1956 sehen wir ihn in Indien, wo er für die Firma Krupp ein Hüttenwerk baut. Wieder in Deutschland, wechselt er 1961 zur „Gutenhoffnungshütte“ (GHH). Hier trifft er mit dem Ostpreußen Dietrich Wilhelm v. Menges zusammen. Dessen Aufstieg zum Spitzenmanager der Altbundesrepublik kann er begleiten. Die beiden Ostpreußen werden Freunde. 1961 wird er wieder mit einem Großprojekt betraut. Er baut in Peru ein Hüttenwerk. 1966 errichtet er in Indonesien eine Reifenfabrik. Hier trifft er mit dem Staatspräsidenten des Landes Suharto zusammen, der ihn bittet, einen Masterplan für die Entwicklung der Schwerindustrie seines Landes zu erstellen. Dieser Plan, der unter der Mitwirkung Beisters entsteht, bringt einen Schub hin zur technischen Entwicklung Indonesiens und schafft viele Arbeitsplätze für das Land, aber auch für Deutschland. Beister wird in diesen Jahren „Entwicklungshelfer“ auf höherer Ebene und Mitinitiator für das Wirtschaftswunder der Altbundesrepublik.

1970 wird er Geschäftsführer von Ferrostahl, einer Tochtergesellschaft der GHH. Nun betreibt er die Akquisition weltweit. Dabei kann er zahlreiche Aufträge für deutsche Unternehmen sichern. Neue Arbeitsplätze werden geschaffen.

1973 ist der Verstorbene auch in der damals noch bestehenden Sowjetunion erfolgreich. Seinen Wunsch, etwas für Nordostpreußen und seine Vaterstadt Königsberg zu tun, konnte er noch nicht realisieren, gleichwohl blieb dieser Wunsch im Blick. 1989 war es dann soweit. Mit Sondergenehmigung des sowjetischen Außenministeriums reisten Beister und sein langjähriger Weggefährte Fried v. der Groeben nach Königsberg. Die dort geführten Gespräche führten zu einem ersten Joint Venture zwischen Deutschland und dem Königsberger Gebiet. Die verschlossene Tür zu Königsberg wurde entriegelt, noch ließ sie sich nicht öffnen. Beisters Bemühungen sie zu öffnen hatten am 1. März 1991 Erfolg, der eiserne Vorhang für die Pregelmetropole fiel. 1990, nach dem zweiten Besuch in Königsberg, gründeten die drei Freunde Herbert Beister, Fried v. der Groeben und Dietrich Wilhelm v. Menge die gemeinnützige „Stiftung Königsberg“. Bereits 1991 beschloss die Stiftung, mit der sehr willkommenen Unterstützung des BMI, das Deutsch-russische Haus in Königsberg zu errichten. Im März 1993 wurde dieses Haus durch den damaligen Parlamentarischen Staatssekretär im BMI, Horst Waffenschmidt, eingeweiht, Königsberg wurde von einer enormen Aufbruchstimmung erfasst. Das Deutsch-russische Haus ist heute ein bedeutender kultureller Faktor in Königsberg. Seine Initiatoren haben dem deutsch-russischen Normalisierungsprozess damit gehörig Schubkraft gegeben.

Ebenfalls 1991 wurde Beister durch sein Unternehmen mit der Federführung der Erstellung einer Aluminiumhütte in Nigeria beauftragt. Das zeigt, wie arbeitsintensiv der Alltag des Verstorbenen war. Wieder wurden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. Dafür erhielt er von der staatlichen Universität des Landes den Ehrendoktortitel.

Entscheidend mitverantwortlich war er auch beim Prozess, der zum Wiederaufbau des Domes in Königsberg führte. Dazu gründete er mit Fried v. der Groeben und einigen anderen die Arbeitsgemeinschaft „Wiederaufbau des Domes“, der die „Stiftung Königsberg“ sowie die LO, die Stadtgemeinschaft Königsberg und die Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen (GeO) angehörten. Die entscheidenden Finanzmittel für den Wiederaufbau wurden vom BMI, von der Zeit-Stiftung und von der russischen Regierung erbracht. Auch etliche Ostpreußen gaben dazu.

Frühzeitig nahm der Königsberger Beister auch Verbindung zur staatlichen russischen Universität in Königsberg auf. Er initiierte durch uneigennützige Hilfeleistung für die Hochschule einen Modernisierungsprozess. Beister organisierte die Lieferung moderner EDV und war beteiligt am Austausch von Gastprofessuren. Dafür ehrte ihn die Königsberger Universität mit einem weiteren Ehrendoktortitel. Dr. Beister wurde in den 90er Jahren zum Motor der wiederzubelebenden deutsch-russischen Freundschaft.

Das historische Herzog-Albrecht-Denkmal am Dom ist Anfang des neuen Jahrhunderts wiedererstanden. Es ist Beisters Verdienst. Er hat die Finanzierung des Projekts – abgesehen von einem Zuschuss der LO – ganz selbst übernommen.

Es ist nicht so, dass die bewundernswerte Lebensleistung des hier zu würdigenden Königsbergers durch Glück oder die Zeit-umstände zu erklären sind. Das Fundament dazu wurde in seiner Kindheit gelegt durch eine Erziehung, die sich an den preußischen Tugenden orientierte. Fleiß und Pflichterfüllung, aber auch Selbstdisziplin, Gemeinsinn und Verantwortungsbewusstsein sind dazu die Orientierungspunkte. Beister hat in seinem langen beruflichen Wirken sich und seiner Familie manches Opfer abgefordert. Gleichwohl, seine Familie war für ihn immer Regenerationsort und Kraftquelle. Dies war so bis zu seiner Abberufung.

Dr. Beister war etliche Jahre stellvertretender Vorsitzender der Stadtgemeinschaft Königsberg. Er war viele Jahre bis zu seinem Tod Mitglied der Ostpreußischen Landesvertretung (OLV). Ebenfalls bis zuletzt war er Mitglied im Kuratorium der Stiftung Königsberg, die in den Stifterverband der deutschen Wissenschaft eingebracht wurde.

Die Landsmannschaft Ostpreußen ehrte Dr. Beister im November 2003 mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens. 2008 erhielt er die höchste Auszeichnung der LO, den nur ganz selten verliehenen Preußenschild. In der Begründung für diese Verleihung heißt es: „Wir ehren Herrn Dr. Beister in dankbarer Anerkennung für seine in überzeugender preußischer Gesinnung und Haltung geleisteten Dienste für Ostpreußen und das deutsche Vaterland. Dabei sind seine Verdienste um den deutsch-russischen Normalisierungsprozess und sein unermüdliches Bestreben, Königsberg in das europäische Zusammenwachsen einzubeziehen, besonders hervorzuheben.“

Dr. Beister hat vorbildlich gewirkt. Dabei blieb er bis zu seinem Tod den einfachen Ostpreußen auf das Herzlichste verbunden. Er hatte für alle, die an ihn herantraten, ein offenes Ohr. Er wird uns fehlen. Königsberg hat einen nicht zu ersetzenden Förderer verloren. Wir trauern mit seinen Angehörigen um Dr. Herbert Beister.

Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Wilhelm v. Gottberg Altsprecher der LO


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