© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-12 vom 05. Mai 2012
Über die Unsichtbarkeit
Ein Traumbild ist’s von alters her,
und drüber mag man lachen,
nur wär’s nicht herrlich, nach Begehr
sich unsichtbar zu machen?
Bei Laurin und bei Alberich
schien’s in der Tat zu klappen,
denn diese Zwerge tarnten sich
mit wundersamen Kappen!
Na oder waren sie zu klein
und darum nicht zu sehen?
So dürfte es gewesen sein,
weil besser zu verstehen.
Doch zeigt sich just am kleinen Kind
und einem der drei Affen,
daß Mythen archetypisch sind –
und Wirklichkeiten schaffen:
Mit bloßen Händen vorm
Gesicht
verscheucht das Kind die Krisen – wenn ich nicht
seh’, sieht mich man nicht,
sophistisch klar bewiesen!
Ganz ähnlich wird’s vom
Strauß gesagt,
und analog – was wetten! –
sind jene auch so
unverzagt,
die unsern Euro retten.
Indes, das Thema ist komplex
und sucht wohl seinesgleichen,
wie Sichtbarkeit und der Konnex
zur Sehkraft unterstreichen:
Von blinden Sehern lesen wir
in knappen Mußestunden,
und mancher blinde Passagier,
der sieht, wird nie gefunden!
Empirisch ist ein Teilbeweis
in China grad gelungen,
wo ungesehen wer und leis
dem Hausarrest entsprungen.
Denn dieser Mann ist blind fürwahr
und war dank Blindheit eben
für seine Pfleger unsichtbar –
tja, sowas soll es geben ...
Pannonicus
|