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12.05.12 / Rettung im Verborgenen / Kanadas »sicherste Banken der Welt« erhielten hohe Staatshilfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Rettung im Verborgenen
Kanadas »sicherste Banken der Welt« erhielten hohe Staatshilfen

Neben Norwegen und Australien gilt Kanada bis heute bei vielen Anlegern als „sicherer Hafen“, um Vermögen in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Bild von einer krisenfesten Volkswirtschaft haben Aussagen von kanadischen Politikern beigetragen. Selbst Premier Stephen Harper strickte am Bild vom vorbildlichen Kanada mit: „Es ist wahr, wir haben in der westlichen Welt die einzigen Banken, die keine Rettungsgelder oder ähnliches bekommen haben.“

Wie es tatsächlich um Kanadas Banken in der globalen Finanzkrise seit 2008 bestellt war, wurde inzwischen vom Canadian Centre for Policy Alternatives untersucht. Die eingehend unter die Lupe genommenen Bilanzen der Banken, einschließlich der Zentralbank und Berichte der kanadischen Finanzaufsicht geben ein deutlich anderes Bild als das, welches in den letzten Jahren so gern von Offiziellen entworfen wurde. Tatsächlich hat es sich bei den Reden von den Banken, die keine Hilfen nötig gehabt haben sollen, um faustdicke Lügen gehandelt. Kanadas Bürger sind pro Kopf sogar stärker für die Banken in Haftung genommen worden als die US-Amerikaner. Nach den vorgelegten Berechnungen hat jeder Kanadier bisher mit 3400 Dollar zur Bankenrettung beigetragen. Insgesamt haben die fünf größten kanadischen Banken zwischen 2008 und 2010 114 Milliarden Dollar Rettungsgelder der kanadischen und – über Hilfen der US-Zentralbank FED – auch indirekt der US-Bürgern erhalten. Drei Banken (CIBC, BMO und Scotiabank) haben staatliche Hilfe erhalten, die entweder ihrem Marktwert entsprachen oder sogar höher waren. Folge dieser Rettungsaktion im Verborgenen war unter anderem, dass 2009 die heimlichen Kapitalspritzen für den Banksektor allein neun Prozent der kanadischen Wirtschaftsleistung ausgemacht haben. Innerhalb von vier Monaten wurden zum Ende des Jahres 2008 und Anfang des Jahres 2009 zum Beispiel für 50 Milliarden Dollar Kreditverbriefungen den Banken abgenommen und dem Steuerzahler aufgebürdet. Das kanadische Bankenrettungsprogramm lief sogar länger als sein US-Pendant „Troubled Assets Relief Program“. Das war für die Branche kein Hindernis, offiziell 27 Milliarden Dollar als „Gewinne“ auszuweisen und die Bonuszahlungen an die Bankchefs um 19 Prozent zu erhöhen, während die Banken mit Steuergeldern über Wasser gehalten wurden.

Das Bekanntwerden der heimlichen Bankenrettung fällt in eine Zeit, in der die Zweifel an den wirtschaftlichen Aussichten Kanadas wachsen. Als Problem könnte sich vor allem der Immobilienmarkt erweisen. Nach Ansicht der Analysefirma Capital Economics haben die aktuellen Bewertungen an Kanadas Häusermärkten den Bezug zu den zugrundeliegenden Fundamentaldaten längst verloren, während gleichzeitig die Privatverschuldung auf Rekordhoch gestiegen ist. Die Prognose von Capital Economics: Falls neben dem Platzen der Immobilienblase auch noch die Rohstoffpreise wegen einer globalen wirtschaftlichen Abschwächung nachgeben, dann könnte sich Kanada von einer führenden Wirtschaftsnation zum Problemfall entwickeln. H.M.


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