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12.05.12 / Wie aus der Uniform des Freikorps die Farben der Bundesrepublik wurden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Wie aus der Uniform des Freikorps die Farben der Bundesrepublik wurden

Wie damals üblich führten auch die Ulanen des Lützowschen Freikorps zweifarbige Lanzenwimpel in den Farben der Uniform. Da dessen Tuch schwarz und die Vorstöße rot waren, waren die Wimpel schwarz-rot. Angeblich soll es schon während der Befreiungskriege eine auf dieser Farbkombination basierende schwarz-rote Seidenfahne gegeben haben, die Berliner Frauen dem Freikorps gestiftet haben sollen. Goldfarben sollen dabei die Fransen und die eingestickte Inschrift „Mit Gott fürs Vaterland!“ gewesen sein. Die Bitte, dieser Fahne den Status einer offiziellen Freikorpsfahne zu geben, soll der preußische König Friedrich Wilhelm III. aber mit der Begründung abgelehnt haben, dass andere Truppenteile auch keine eigene Fahne hätten und die vorgeschlagene zudem nicht den üblichen Konventionen entspreche.

Im Gegensatz zu dieser steht die Existenz der schwarz-roten Fahne der Jenaer Burschenschaft außer Frage. Nach den napoleonischen Kriegen nahmen viele der Lützower Jäger ein Studium auf, wobei sie im nunmehrigen Zivilleben ihre schwarzen Uniformen auftrugen. Vom überregionalen, gesamtdeutschen Geist des Lützowschen Freikorps beseelt, gründeten sie in Jena in Abgrenzung zu den Landsmannschaften eine überregionale, gesamtdeutsche Burschenschaft, die Urburschenschaft der deutschen Burschenschaften. Als deren Farben wählten sie Schwarz und Rot. Jenaer Frauen und Mädchen stifteten der Burschenschaft eine rot-schwarz-rote Fahne mit goldenen Fransen und einem eingestickten goldenen Eichenzweig. Diese Fahne besteht heute noch.

Allmählich entwickelte sich das Gold zur dritten gleichberechtigten Farbe neben Schwarz und Rot, und aus dem schwarz-roten Zweifarb wurde der Dreifarb Schwarz-Rot-Gold. Es ist nicht unplausibel, dieses als Spätfolge der französischen Revolution zu betrachten. Bis zu ihr waren in Europa zweifarbige Wappen und Fahnen üblich. Die Revolution brachte dann die dreifarbige Trikolore. In der Folge wählten diverse Nationalstaaten beziehungsweise Nationalbewegungen Trikoloren als ihr Zeichen. Und was lag näher als bei der Erweiterung des schwarz-roten Zweifarbs auf das Gold der Messingknöpfe zurückzugreifen?

Schwarz, Rot und Gold wurden zu den Farben der deutschen Nationalbewegung. Bereits auf dem Wartburgfest, zu dem die Jenaer Burschenschaft ihre Kommilitonen 1817 auf die Burg geladen hatte, waren schwarz-rot-goldene Kokarden zu sehen. Sowohl das Hambacher Fest von 1830 als auch die 48er Revolution fanden unter schwarz-rot-goldenen Fahnen statt. Die Nationalversammlung in der Paulskirche bestimmte Schwarz-Rot-Gold zu den Nationalfarben und der Deutsche Bund übernahm diese Farbkombination. Da es sich beim Deutschen Krieg um eine (von Österreich initiierte und gescheiterte) Bundesexekution gegen Preußen handelte, trugen Preußens Gegner in diesem Krieg zur Kennzeichnung als Bundestruppen schwarz-rot-goldene Armbinden.

Als Farben der 48er Revolution und der Gegner Preußens im Bruderkrieg von 1866 kam für Bismarck eine Einigung Deutschlands unter diesem Dreifarb nicht in Frage. Es ist bezeichnend dafür, wie gängig mittlerweile Trikoloren für neue (National-)

Staaten waren, dass auch er sich für eine entschied. Da Schwarz-Weiß-Rot anfänglich nur als Handelsflagge für den Norddeutschen Bund gedacht war und die Handelsmarine des Norddeutschen Bundes primär aus preußischen und Schiffen der Hansestädte bestand, ist die Erklärung plausibel, dass der Dreifarb von Norddeutschem Bund und Kaiserreich eine Kombination der Farben Preußens und der Hansestädte ist.

Die demokratische Weimarer Republik stellte sich mit der Wahl von Schwarz, Rot und Gold als Reichsfarben in die Tradition der bürgerlich-demokratischen 48er Revolution.

Die Nationalsozialisten ließen nach ihrer „Machtergreifung“ von 1933 ihre Hakenkreuzfahne hissen, erst aus Rücksicht gegen­über den Nationalkonservativen in Kombination mit Schwarz-Weiß-Rot, ab 1935 dann als alleinige Reichs-, National- und Handelsflagge.

Da Schwarz-Rot-Gold die Farben Weimars gewesen waren und diese im Gegensatz etwa zum Deutschlandlied nicht durch eine Verwendung durch die Nationalsozialisten als belastet galten, übernahm sie die Bundesrepublik ohne große Diskussion. Von christlicher Seite gab es zwar den Vorschlag eines Kreuzmotives nach skandinavischem Muster, aber schließlich blieb es bei der traditionellen Anordnung. Um die Herzen der nichtkommunistischen Deutschen nicht kampflos der Bundesrepublik zu überlassen und sich den deutschen Patrioten als der deutschere der beiden deutschen Staaten zu präsentieren, verzichtete die DDR vorerst auf eine kommunistische Staatsflagge, sondern übernahm wie die Bundesrepublik die Farben Weimars. Erst nachdem die Sowjetunion im Anschluss an das Scheitern der Stalin-Noten den Kampf um die Herzen der Deutschen aufgegeben hatte, machte das DDR-Regime wenige Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer aus dem Nationalsymbol durch die Einfügung des Staatswappens eine Spalterflagge. Doch die ist wie die gesamte DDR mittlerweile Geschichte. Und heute weht wieder gemeinsam über Mittel- und Westdeutschland wie weiland 1848, in der Weimarer Zeit und 1949 bis 1959 der Dreifarb auf der Basis der Uniformfarben des Lützowschen Freikorps. M.R.


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