20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.05.12 / Wie Pommern den Alten Fritz ehrt(e) / Das Berliner Bode-Museum zeigt Johann Gottfried Schadows wiederhergestelltes Denkmal des Preußenkönigs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Wie Pommern den Alten Fritz ehrt(e)
Das Berliner Bode-Museum zeigt Johann Gottfried Schadows wiederhergestelltes Denkmal des Preußenkönigs

Fünf Jahre nach dem Tod des Königs schuf Johann Gottfried Schadow (1764–1850) im Auftrag der pommerschen Stände ein Denkmal für Friedrich den Großen. Nach einem bewegten Schicksal und teilweiser Zerstörung ist es passend zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs im Berliner Bode-Museum in neuem Glanze zu bewundern.

Das Bildnis eines Königs – wie soll er für die Nachwelt erhalten werden? Authentisch oder heroisch? Als Mensch oder als Herrscher? Diese Fragen mögen sich die Künstler gestellt haben, die vor der Aufgabe standen, das Abbild eines der Mächtigen ihrer Zeit zu schaffen. Authentische Bildnisse Friedrichs des Großen, darüber sind sich die Experten einig, stammen aus seiner Kindheit und Jugend sowie aus seiner Rheinsberger Zeit. Bekannt aber sind heute vor allem die Darstellungen des „Alten Fritz“. Oftmals reproduziert fanden sie Eingang auch in die bürgerlichen Schichten.

Auf Initiative des Grafen Ewald Friedrich von Hertzberg (1725–1795), eines Ministers und Kurators der Akademie der Wissenschaften sowie engen Vertrauten Friedrichs des Großen, schuf Johann Gottfried Schadow 1791 ein Denkmal des fünf Jahre zuvor verstorbenen Königs für dessen Provinz Pommern. Schadow, 1788 zum Hofbildhauer berufen, sollte, so die Vereinbarung, 6000 Taler für die Skulptur bekommen, finanziert durch Subskriptionen. Die Bevölkerung war Feuer und Flamme für diese Idee, dennoch fehlten zum Schluss noch 1000 Taler, die dann von Hertzberg gestiftet wurden. Da Schadow aber sehr beschäftigt war – er musste das Zieten-Denkmal für den Wilhelmsplatz und vor allem die Quadriga für das Brandenburger Tor vollenden – konnte das Denkmal für Friedrich den Großen erst am 10. Oktober 1793 auf dem Exerzier- und Paradeplatz vor dem Anklamer Tor in Stettin enthüllt werden.

Gleich fanden sich auch Kritiker, die mit der Darstellung des Königs nicht einverstanden waren. Schadow hatte Friedrich in einer seltsamen Kombination als Kriegsheld und Friedensbringer, als Monarch und Gesetzesgeber dargestellt. Er trägt Uniform und Dreispitz sowie Säbel, darüber aber einen mächtigen Hermelinmantel. Den Feldherrnstab stützt er auf zwei am Boden liegende dicke Bücher. Als Titel kann man entziffern „Artes pacis et bellis“ (Künste des Friedens und Krieges) und „Corpus juris Fridericianum“ (preußische Zivilprozessordnung). Auch Schadow selbst war von seinem Werk nicht sonderlich angetan. Er schrieb später: „Mit dem Feldmarschallstabe, welchen er auf die Gesetzbücher stützt, ist die Weisheit und Gerechtigkeit seiner Befehle angedeutet“, besser wäre es gewesen, auf den Hermelinmantel zu verzichten, denn Uniform, Hut und Königsmantel würden sich nicht vertragen. „Auch zähle ich diese Arbeit nicht zu den gelungenen; die Drapirung des Mantels war ein mühseliges Unternehmen.“

Dennoch sollte diese Friedrich-Figur später große Popularität erlangen. 1858 erfolgte eine Nachbildung in Biskuitporzellan, 1880 eine Fassung in glasiertem Porzellan. 1902 gab Wilhelm von Bode eine Kopie bei dem Bildhauer Franz Tübbecke in Auftrag, die in der Kleinen Kuppelhalle des Bode-Museums Aufstellung fand.

Dem Original in Stettin erging es weniger gut. 1877 musste man die durch Witterungseinflüsse beeinträchtigte Marmorskulptur durch einen Bronzeabguss ersetzen, der auf dem Königsplatz aufgestellt wurde. Das empfindliche Original kam ins Stettiner Ständehaus. Die Bronze überdauerte den Zweiten Weltkrieg und ist heute im Museum in Greifswald zu sehen. Das Original allerdings galt lange Jahre als verschollen. Im Sommer 1942 war es in die Keller des Schlosses Wildenbruch im Kreis Greifenhagen [Gryfino] gebracht worden, um es vor dem drohenden Bombenhagel zu schützen. Vermutlich bei einem weiteren Transportversuch zerbrach Schadows Fried­rich. Erst 1956 gelangten die drei Einzelteile zur Stadtverwaltung nach Stettin, von wo sie 1990 den Sammlungen des Stettiner Nationalmuseums eingegliedert wurden.

Die Figur war ziemlich ramponiert. Der Kopf war beschädigt und Gliedmaßen fehlten, so dass der Rumpf mit dem größeren Teil des rechten Beins nicht stehen konnte. Erhalten geblieben waren ein Teil des Mantels und die Bücher. Hinzu kam, dass die Oberfläche des kostbaren Marmors extrem verfärbt war. Millimetertief waren die Verfärbungen in die Struktur des Marmors eingedrungen, mussten die Restauratoren feststellen. Dennoch machten sie sich schließlich an die Arbeit.

2007 hatte der Stettiner Stadtrat beschlossen, die Restaurierung zu unterstützen. Deutsche und polnische Kunstexperten arbeiteten Hand in Hand. Die Grundlage für die Rekonstruktion bildete eine Gipskopie aus der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin. Experten des Stettiner Museums und ein Breslauer Bildhaueratelier machten sich ans Werk. Die Steinkonservatorin Lidia Piotrowska-Czesnik reinigte den Stein, die Bildhauer Ryszard Zarycki und Tomasz Rodzinski ergänzten die fehlenden Stellen mit Marmor aus Carrara. Finanziert wurde alles fast genauso wie vor mehr als 200 Jahren durch großzügige Spenden. Das Nationalmuseum Stettin und die Berliner Schadow-Gesellschaft e.V. hatten eifrige Sponsoren gefunden, die 110000 Euro zusammengebracht haben.

Im Friedrich-Jahr ist der „Alte Fritz“ nach Berlin gekommen, dorthin wo er vor nahezu 220 Jahren entstand. Im Bode-Museum wird er der Öffentlichkeit als eindrucksvolles Zeugnis der modernen Porträtauffassung Schadows präsentiert. Die Kleine Kuppelhalle des Bode-Museums ist für diese Präsentation der geeignete Ort. Dort stehen im Obergeschoss die friderizianischen Generäle und eine Kopie dieses Stettiner Marmordenkmals von Schadow, das Wilhelm von Bode 1902 für diesen Ort in Auftrag gegeben hatte. Das restaurierte Denkmal Friedrichs des Großen wird über Johann Gottfried Schadows 250. Geburtstag am 20. Mai 2014 hinaus im Bode-Museum aufgestellt sein. 2015 soll Friedrich dann nach Stettin zurückkehren, um dort als Dokument der pommerschen Regionalgeschichte gezeigt zu werden. Silke Osman


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren