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12.05.12 / Ernst Wiechert: Dichter des Waldes / Kulturzentrum Ostpreußen zeigt Ausstellung über Leben und Werk des Autors

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-12 vom 12. Mai 2012

Ernst Wiechert: Dichter des Waldes
Kulturzentrum Ostpreußen zeigt Ausstellung über Leben und Werk des Autors

Zum bevorstehenden 125. Geburtstag von Ernst Wiechert hat das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen eine Kabinettausstellung über das Leben und Wirken des ostpreußischen Schriftstellers eröffnet.

„Auf der Suche nach dem einfachen Leben“ – so ist die Kabinett-ausstellung im Ellinger Deutschordensschloss bezeichnet, die in vielen Details den am 18. Mai 1887 im Forsthaus Kleinort im Kreis Sensburg geborenen Ernst Wiechert beschreibt. Die Bildtafeln der Ausstellung zeigen zahlreiche Fotos aus seinem Leben, die von Textzitaten umrahmt werden. Mit seinen Worten beschriebene Illustrationen ergänzen die Sonderschau. Weiter sind zahlreiche Bücher sowie Briefe des Schriftstellers im Original, Sonderbriefmarken und weitere Erinnerungsstücke zu sehen.

„Ernst Wiechert, der Dichter des ostpreußischen Waldes“ titelte schon das Ostpreußenblatt in seiner Ausgabe am 5. September 1950 kurz nach dessen Tod. War er doch zu seiner Zeit einer der meistgelesenen Autoren, der mit seinen Büchern Millionenauflagen erreichte. Dabei erlitt er privat viele Rückschläge und hatte auch in seiner literarischen Laufbahn mit vielen Problemen zu kämpfen.

Nach seiner Schulzeit in Königsberg und dem folgenden Studium an der Albertus-Universität wurde Wiechert als Studienrat am Königlichen Hufengymnasium in Königsberg für die Fächer Deutsch und Naturwissenschaften eingestellt. Nach seiner Heirat mit Meta Mittelstädt 1912 meldete er sich 1914 als Freiwilliger zum Kriegseinsatz. Trotz seiner Freistellung wegen einer Krankheit nach nur wenigen Tagen musste er 1915 an die Front und wurde dort verwundet. Im November 1917 wurde sein einziges Kind geboren, das aber schon nach einem Tag verstarb. 1930 starb auch seine Frau Meta.

Im gleichen Jahr siedelte er nach Berlin um, lehrte am Kaiserin-Augusta-Gymnasium und heiratete dort Paula Marie Junker. Ein Jahr später ging er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.

In seiner Frühzeit schrieb er Werke wie „Der Wald“ (1922), in dem er den ostpreußischen Wald bis hin an den Memelstrom in all seinen Facetten darstellt. Danach folgten 1925 „Die blauen Schwingen“, 1926 „Der Knecht Gottes Andreas Nyland“ und 1929 „Die kleine Passion“. Für das 1930 erschienene Werk „Die Flöte des Pan“ erhielt er wie für den Roman „Jedermann“ 1931 den Literatur-Preis, dem für seinen Roman „Die Magd des Jürgen Doskocil“, mit dem er 1932 seinen Ruf als Schriftsteller endgültig begründete, der „Raabe-Preis für Deutsche Dichtung“ folgte. Danach schrieb er 1934 „Die Majorin“, 1936 „Wälder und Menschen“ und 1939 „Das einfache Leben“.

Besonders seine 1933 gehaltene und 1936 gedruckt erschienene Rede „Der Dichter und die Jugend“ sowie die 1935 gehaltene Rede „Der Dichter und die Zeit“, in denen er den Mut bewies, vor allem jungen Menschen zu raten, kritisch gegen die nationalsozialistische Ideologie zu sein und sich gegen die Entseelung der staatlich geforderten und geförderten Literatur auszusprechen, fiel den damaligen Machthabern auf. Dies wurde von der deutschen Regierung als Aufruf zum inneren Widerstand gewertet. Wiecherts Haltung, der seinen Wohnsitz 1936 nach Ambach am Starnberger See verlegt hatte, führte dazu, dass er am 6. Mai 1938 verhaftet und bis zum 30. August in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht wurde. Zwar wurde er wieder entlassen, stand aber bis zum Kriegsende unter der Aufsicht der Gestapo.

Man riet dem Schriftsteller, fortan unpolitische Werke zu verfassen. Er widmete sich weiter seiner Arbeit, veröffentlichte aber keines seiner Werke. Die Tage des Schreckens beschrieb Wiechert 1939 in „Der Totenwald“. Dieses Manuskript vergrub er in seinem Garten auf Hof Gagert bei Wolfratshausen, das Buch erschien erst 1945.

Allerdings bedeutet der Zusammenbruch des Hitler-Regimes 1945 für den gebürtigen Ostpreußen keine Wende zum Besseren in der Gesinnung der Menschen. Es gab auch nach dem Kriege Gegner, die, wie er selbst schrieb, bedauerten, dass er in Buchenwald nicht umgekommen war.

Die ablehnende Haltung ihm gegenüber in Deutschland führte dazu, dass Wiechert 1948 seinen Wohnsitz nach Rütihof bei Uerikon am Zürichsee in die Schweiz verlegte. Dort verfasste er mit „Missa sine nomine“ sein letztes Werk, das die Überwindung des Nationalsozialismus zum Thema hat. Der Schriftsteller starb am 24. August 1950 und wurde auf dem Friedhof von Stäfa beigesetzt. mef

„Auf der Suche nach dem einfachen Leben – Ernst Wiechert zum 125. Geburtstag“ ist bis zum 30. September im Kulturzentrum Ostpreußen im Barockschloss Ellingen, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen. Dienstags bis Sonntags von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Informationen gibt es unter Telefon (09141) 86440, E-Mail: info@kulturzentrum-ostpreussen.de oder auf der Internetseite www.kulturzentrum-ostpreussen.de.


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