26.04.2024

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19.05.12 / Brückenbauer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-12 vom 19. Mai 2012

Jan Heitmann:
Brückenbauer

Lange haben die Schleswig-Holsteiner gekämpft, bis sie von der dänischen Fremdherrschaft befreit waren. Jetzt sind die Dänen kurz davor, wieder an die Macht zu kommen. Nicht als Besatzer, sondern als Zünglein an der Waage bei der Gestaltung der künftigen politischen Verhältnisse zwischen Nord- und Ostsee. Als Minderheitenpartei von der Fünfprozentklausel befreit, stellt der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), der 50000 „Dänischgesinnte“ in dem über 2,8 Millionen Menschen zählenden Bundesland vertritt, gerade einmal drei Parlamentssitze. Gleichwohl strotzen die deutschen Dänen vor Selbstbewusstsein und wollen gemeinsam mit SPD und Grünen in Kiel regieren. Und da Rot-Grün ohne den SSW keine Mehrheit hat, wird die kleine, nur im nördlichen Landesteil präsente Regionalpartei in mancher Hinsicht den Ton angeben. Künftig dürfte Kiel stärker nach Kopenhagen als nach Hamburg blicken und vermehrt dänische Belange berücksichtigen.

Doch der SSW hat auch sein Gutes. Programmatisch zwischen CDU und SPD stehend, pflegt er einen „skandinavischen“ Politikstil, in dem der offene Dialog mit der Opposition eine wichtige Rolle spielt. So könnte der SSW als Mittler dazu beitragen, die tiefen Gräben zwischen den Bürgerlichen und den Linken im Lande zu überwinden. Und vom Brückenbauen versteht der SSW etwas. War er in seinen Anfangsjahren noch ein vehementer Verfechter einer Abtretung Schleswig-Holsteins an Dänemark, ist er heute ein Garant für ein gedeihliches Miteinander. Seit einem Menschenalter lebt man im Norden in komplikationsloser Nachbarschaft und in tiefstem Frieden. Übrigens ganz ohne den „Friedensstifter“ Euro.


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