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19.05.12 / »Gib mir den salzigen Wind meiner Ostsee« / Der Bundespräsident betonte auf den »Ostseetagen« die besondere Stellung des Königsberger Gebiets

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-12 vom 19. Mai 2012

»Gib mir den salzigen Wind meiner Ostsee«
Der Bundespräsident betonte auf den »Ostseetagen« die besondere Stellung des Königsberger Gebiets

Am 1. Juli wird die Bundesrepublik Deutschland den Vorsitz des Ostseerates an Russland übergeben. Eine der letzten großen Veranstaltungen unter deutscher Leitung waren die „Ostseetage“, zu denen Hunderte Gäste nach Berlin kamen, auch aus Ostpreußen. Ziel der Veranstaltung, zu der Vertreter staatlicher wie privater Organisationen eingeladen waren, war die Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für die Ostseeregion, mit dem die Zusammenarbeit der nationalen Organisationen koordiniert werden soll. Die Arbeit wurde in vier Abschnitte aufgeteilt: Erwachsenenbildung und Bürgerbeteiligung, Menschenrechte, Jugend und soziale Kontakte, Ökologie. Jeder Teilnehmer sollte seine Ideen und Vorschläge einbringen, um anschließend gemeinsam über sie zu diskutieren.

Am ersten Tag des Forums besuchten die Teilnehmer die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein in Berlin, wo man sich Ausschnitte der Sendung „Ostseereport“ anschaute. Die Fernsehreihe des Norddeutschen Rundfunks (NDR) beging ihr 25. Jubiläum. Im Archiv des „Ostseereports“ befinden sich viele Filme über Ostpreußen. Zwei Reportagen, die in den 90er Jahren und in jüngster Vergangenheit gedreht wurden, zeigen, wie sich das Königsberger Gebiet in den vergangenen 20 Jahren sichtbar verändert hat.

Ein Höhepunkt der „Ostseetage“ war der Auftritt von Bundespräsident Joachim Gauck beim Festabend. Der Mecklenburger beleuchtete in seiner kurzen, aber eindrucksvollen Rede einige Seiten der reichen Geschichte des Ostseeraums. Er begann mit dem poetischen Satz aus einem Lied der Chansonsängerin Hildegard Knef „Gib mir den salzigen Wind meiner Ostsee“. Gauck erinnerte an die Trennung der Ostsee wie auch des übrigen Europas durch den Eisernen Vorhang, streifte die reiche Handels- und Kulturgeschichte der Hanse, erinnerte an die tragischen Ereignisse im Zweiten Weltkrieg, beleuchtete die Aufgaben und Perspektiven des Ostseerates und schloss mit Illustrationen aus dem heutigen Leben der Region.

Ein großer Teil seiner Rede war Russland und dem Königsberger Gebiet gewidmet. „Russlands Rolle innerhalb der Ostseekooperation ist eine besondere. Seit Zar Peter dem Großen ist der Ostseeraum für Russland ‚ein Fenster nach Europa‘. Hier ist Russland in Nord- und Westeuropa historisch verwoben. Heute wollen wir die Region gemeinsam zu einem Raum für Frieden und gute Nachbarschaft machen. Für den zwischenmenschlichen Austausch wichtig ist das vereinfachte Visaregime. So können mit dem Schiff ankommende Touristen leichter in russische Ostseehäfen einreisen.“

Das Staatsoberhaupt sagte, dass das Königsberger Gebiet eine besondere Stellung in der Ostseezusammenarbeit einnehme, weil es mit der EU-Erweiterung zu einer Exklave geworden sei. Umso wichtiger sei es, dass Königsberg Standort für eine Reihe gemeinsamer Projekte geworden sei. „Ein Erfolg war zum Beispiel das Euro-Fakultät-Programm zur Ausbildung von Fachkräften in Wirtschaft, Management und Recht.“

Nach der Festansprache erklang klassische Musik von Komponisten aller Ostseeanrainerstaaten. Die Gäste hatten auch die Möglichkeit, sich mit den kulinarischen Spezialitäten der Nachbarn bekannt zu machen.

Der Abend endete mit einem musikalischen Unterhaltungsprogramm und Diskotänzen. Die versammelten Diplomaten, Abgeordneten und Unternehmer tanzten in Abendgarderobe zu den rockigen Rhythmen der russischen Band „Dr. Bajan Sovietabilly“. Hätte die Feier nicht in den Räumen des Auswärtigen Amtes stattgefunden, hätte man meinen können, sich in einer gewöhnlichen Diskothek zu befinden. Jurij Tschernyschew


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