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26.05.12 / Nach Abzug droht Rache / Taliban wollen jene Afghanen bestrafen, die dem Westen dienten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Nach Abzug droht Rache
Taliban wollen jene Afghanen bestrafen, die dem Westen dienten

Wenn die Ausländer erst mal weg sind, werden die Kollaborateure den Preis für ihren Verrat zahlen.“ An Offenheit lässt die Ankündigung des Taliban-Sprechers Sabihullah Mudschahed kaum zu wünschen übrig. Je konkreter die Abzugspläne der westlichen Truppen werden, desto mehr rückt das absehbare Schicksal der einheimischen Hilfskräfte der westlichen Truppen in den Blick der Verantwortlichen. Bereits seit einigen Jahren gibt das US-Außenministerium an ehemalige Helfer der US-Truppen jährlich rund 500 Visa aus. Anlass für das Programm dürften Erfahrungen sein, die nach dem Abzug der US-Truppen im Jahr 1973 aus Vietnam gemacht wurden. Den Fernsehbildern der Flucht des US-Botschafters per Hubschrauber aus Saigon, die 1976 um die Welt gingen, folgte die systematische Verfolgung von Sympathisanten der US-Amerikaner und regimetreuer Südvietnamesen durch die siegreichen nordvietnamesischen Behörden. Geschätzt wird, dass mehrere Millionen Südvietnamesen umgesiedelt wurden und einige Hunderttausend in Arbeits- und Umerziehungslagern inhaftiert gewesen sind. Verlässliche Zahlen, wie viele Südvietnamesen nach der kommunistischen Machtübernahme getötet wurden, Selbstmord begingen oder die Arbeitslager nicht überlebt haben, sind nicht erhältlich.

Einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge beschäftigt sich inzwischen auch die deutsche Bundesregierung mit der Frage, was aus afghanischen Hilfskräften werden soll, wenn die Bundeswehr wie geplant Ende 2014 Afghanistan verlassen haben wird. Den Angaben des Blattes zufolge soll es sich um mindestens 1600, maximal aber 3000 Afghanen handeln, die beim deutschen Regionalkommando Nord im Dienst der Bundeswehr, des Auswärtigen Amtes, des Bundesinnenministeriums oder des Entwicklungshilfeministeriums stehen. Laut den „Stuttgarter Nachrichten“ soll sich das Bundesverteidigungsministerium dafür einsetzen, dass zumindest ein Teil seiner 1500 afghanischen Hilfskräfte nach Deutschland gebracht wird, wenn ihr Leben bedroht sein sollte. Einem Sprecher des Verteidigungsministeriums zufolge sei es aber „ausdrücklich nicht unser Ziel, grundsätzlich alle betroffenen afghanischen Mitarbeiter nach Deutschland zu holen“.

Noch offen zu sein scheint ebenso die Frage, was mit den Familienangehörigen der Hilfskräfte geschehen soll und ob die Betroffenen nach ihrer Übersiedlung wieder in den Dienst deutscher Behörden treten sollen. Fraglich ist allerdings, ob den Betroffenen mit der Unterstützung einer Existenzgründung in einem muslimischen Land in der Region – etwa in Usbekistan oder dem Iran – langfristig nicht mehr geholfen wäre als mit einer Umsiedlung in die Bundesrepublik. Absehbar ist allerdings, welche verheerende Wirkung davon ausgehen würde, wenn im Internetzeitalter Bilder gelynchter Hilfskräfte der westlichen Truppen weltweit Verbreitung finden würden. Für Deutschland könnte der Umgang in der Frage darüber entscheiden, ob bei zukünftigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr überhaupt noch Einheimische zu einer Zusammenarbeit mit deutschen Dienststellen bereit sein werden. Norman Hanert


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