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26.05.12 / Gekonnt kopiert / Polen profitiert bei Fußball-EM von deutscher Vergangenheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Gekonnt kopiert
Polen profitiert bei Fußball-EM von deutscher Vergangenheit

Was wäre Borussia Dortmund ohne „seine“ Polen Robert Lewandowski, Łukasz Piszczek und Jakub Błaszczykowski? Bestimmt nicht deutscher Meister und Pokalsieger, sagt unisono die polnische Presse, das Wochenblatt „Wprost“ findet sogar: „Polska mistrzem Niemiec“ (Polen ist deutscher Meister). Und bei der Fußball-Europameisterschaft, die im Juni in Polen und der Ukraine ausgetragen wird, bleibt alles in der Familie?

Die polnischen Dortmunder stehen im polnischen Nationalteam, im deutschen spielen der Gleiwitzer Lukas Podolski und der Oppelner Miroslav Klose. Stammquartier der Deutschen ist Danzig, wo zwei deutsche Firmen das Stadion „PEG Arena“ gebaut haben. Das Stadion in Danzig werden die Deutschen allerdings frühestens im Viertelfinale Ende Juni von innen sehen. Von 16 beteiligten

Teams wohnen 13 in Polen, spielen aber oft in der Ukraine. So leben die Deutschen im Luxus-Hotel „Oliwa-Hof“ und müssen zu ihren ukrainischen Spielorten Charkow und Lemberg vom Danziger „Lech-Wałesa-Airport“ einfliegen. Anderen geht es ähnlich, denn die EM mutet wie ein Wanderzirkus an. Europa kann so neue Stadien, Bahnhöfe und Flugplätze bewundern, die Polen in Danzig, Posen, Breslau und Warschau in den letzten fünf Jahren gebaut hat und nun „versilbern“ will – um weit größere Vorhaben zu realisieren, die man noch verfehlte: 71 Bahnhöfe, Eilzuggleise und 900 Kilometer Autobahn. Uefa-Chef Michel Platini ist auch so „überzeugt, dass das eine wunderbare Meisterschaft wird“.

Hauptnutznießer der neuen Infrastruktur sind die rund 710000 Fans, die aus dem Ausland erwartet und von der Bahn durch ganz Polen kutschiert werden – in Expresszügen, deren 16 Lokomotiven in den Landesfarben der 16 EM-Teilnehmer koloriert sind. Das aufwändige Programm zur Fanbetreuung hat man von der WM in Deutschland 2006 kopiert und sich von der Uefa finanzieren lassen: Sicherheit plus Profit – Polen sind praktische Leute.

EM-Pechvögel sind die Journalisten, die immer den Teams hinterher hecheln müssen. Für sie hat Danzigs „Prezydent“ Paweł Adamowicz ein Programm initiiert, das Danzigs deutsche Geschichte, polnische Gegenwart und kaschubische Folklore demonstriert – in der Woiwodschaft Pommern, die mit Hafen, Europa-Verkehrskorridor IV, 23 Kilometer Strände, zahlreichen Kulturstätten und Baudenkmälern, dazu 225000 Unternehmen, 60000 allein in Danzig, die vermutlich wohlhabendste Region Polens ist. Das Einkommen der 2,2 Millionen Küsten-Polen liegt deutlich über polnischem Durchschnitt, das Bildungsniveau auch, wofür in Danzig 21 Hochschulen mit 64000 Studenten sorgen. Die Zeiten, da die Strände der „trojmiasto“ – Dreistadt Danzig, Gdingen, Zoppot – wegen Wasserverseuchung gesperrt waren, sind vergessen, wie alljährlich 1,3 Millionen einheimische und fremde Touristen bezeugen können. Sollte noch etwas fehlen, sagt Zbigniew Weinar vom Danziger Präsidialbüro, dann „sind wir offen für Vorschläge von Funktionären und Gästen aus der Bundesrepublik“.

Polen räumen ohne Verlegenheit ein, dass sie bei der EM und anderweitig gerne von deutschen WM-Erfahrungen profitiert haben. Sie wissen, dass sich deutsche Methoden auszahlen, wie bereits ersichtlich. Kurz: Wenn deutsche Medien Polen den „ökonomischen Tiger Europas“ nennen (was Polen stolz zitieren), dann konnten sie nur in Danzig zu diesem Urteil gelangen. Und wenn die EM vorüber ist, können alle sich wieder „Deutsch-Polnischen Medientagen“ und anderem widmen, das Danzig mit seiner Partnerstadt Bremen und ganz Deutschland verbindet. Wolf Oschlies


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