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26.05.12 / Ins Leere rebelliert / Katholikentag in Mannheim offenbarte Identitätskrise der Kirche

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Ins Leere rebelliert
Katholikentag in Mannheim offenbarte Identitätskrise der Kirche

Der 98. Katholikentag in Mannheim, der einen „neuen Aufbruch“ anstoßen wollte, ging ohne nennenswerte Impulse zu Ende. Mit altbekannten Reformthemen wie der Rolle der Frau in der Kirche oder Sex stießen die Veranstalter nicht auf die erhoffte Resonanz.

Beim Abschlussgottesdienst mit nur 20000 Teilnehmern würdigte Bundespräsident Joachim Gauck das ehrenamtliche Engagement der Laien in der Kirche und vermied damit eine Stellungnahme zu den Streitthemen. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und das veranstaltende Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) waren sich weitgehend uneins über zentrale Themen. Demonstrativ war der Kölner Kardinal Joachim Meisner dem Treffen ferngeblieben. Dem Katholikentag „fehle die katholische Mitte“, bemängelte der Erzbischof vom Rhein. Über diese Einschätzung ärgerte sich die ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel „granatenmäßig“.

Bei dem strittigen Thema des Diakonates der Frau betonte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, dass die Kirche auf der Grundlage der Bibel „keine Vollmacht habe, Frauen zum Priesteramt zuzulassen“. Damit wiederholte er eine bereits 1995 endgültig getroffene Entscheidung des damaligen Papstes Johannes Paul II. Dessen ungeachtet wollten sogenannte Reformkatholiken diese Frage wieder diskutieren. Damit stießen sie jedoch auch bei dem liberal gesinnten Vorsitzenden der DBK, Erzbischof Robert Zollitsch, auf wenig Verständnis. Dass ausgerechnet dieser auf dem Abschluss­treffen vereinzelt ausgebuht wurde, dürfte dem für Dialoge offenen Erzbischof zu denken gegeben haben.

Als rückwärtsgewandt erlebten Beobachter des Katholikentages viele der Diskussionen an den insgesamt fünf Tagen, an denen nach Veranstalterangaben rund 60000 Besucher gezählt wurden. Das Thema „Sex und Kirche“ beschäftigte auch zwei Jahre nach Aufdeckung verschiedener Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche die Diskutanten. Teilnehmer fühlten sich dabei wie in einer psychologischen Sprechstunde, als es um „wegbrechende Sicherheiten“, „Entfremdungsgefühle“ oder „Verletzungserfahrungen“ ging. Die geforderten „strukturellen Veränderungen“ schienen zumindest den Diskutierenden einleuchtend. Dass die evangelische Kirche seit der Kulturrevolution von 1968 vieles des hier in der Diskussion Geforderten mit zweifelhaftem Erfolg eingeführt hat, blieb dabei unbeachtet. Von einem „Aufbruch im Glauben“, den Papst Benedikt XVI. in seinem Grußwort den Teilnehmern ans Herz legte, war in Mannheim wenig zu spüren.

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller nannte die auf dem Glaubenstreffen agierenden Basisgruppen wie den Verein „Wir sind Kirche“ eine „parasitäre Existenzform“, worin wohl auch teilweise das veranstaltende ZdK eingeschlossen war. Da der nächste Katholikentag 2014 in Regensburg stattfinden soll, ist hier eine besondere Brisanz zu erwarten. Bischof Müller gilt als kämpferischer Mann, der sich von dem 1848 gegründeten „Zentralkomitee“ nicht auf der Nase herumtanzen lassen wird. Vielleicht gelingt Bischof Müller dann auch die Integration der breiten Strömung katholischer Christen, die im letzten Herbst zu Hunderttausenden zu Gottesdiensten mit dem Papst reisten, aber das Mannheimer Treffen links liegen ließen. H.E.B.


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