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26.05.12 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-12 vom 26. Mai 2012

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Strafe muss sein / Wie uns Horst Seehofer enttäuschte, worüber die Griechen jubeln würden, und was Thilo Sarrazin zum Verräter macht

Wir sind ja fast geplatzt vor Erregung, als wir das hörten: Horst Seehofer hat im Fernsehen einen „Wutanfall“ hingelegt, nach Ende des eigentlichen Interviews soll der CSU-Chef so richtig vom Leder gezogen haben. Hat der bayerische Berserker mit blutunterlaufenen Augen zum rasenden Rundumschlag angesetzt? Alle fertiggemacht, vor den entsetzten Blicken des Moderators?

In dieser feurigen Erwartung spielten wir die Aufzeichnung des „Skandals“ ab – und sanken in tiefe Enttäuschung. Kein Blut nirgends, nicht mal ein knalliger Spruch. Bloß Geplauder. Der große Franz Josef Strauß sprach so, wenn er wirklich ganz entspannt und ausgeglichen war. Schon bei der geringsten Aufregung ging die brillant-grimmige CSU-Ikone ganz anders ab. Und wenn er mit seiner roten Hassliebe Herbert Wehner die Keulen kreuzte, war Deutschland begeistert. Da konnten sich die alten Römer ihre Gladiatoren an den Lorbeerkranz stecken, wir hatten Herbert und Franz Josef, darüber ging nichts.

Seinerzeit beherrschten Raubeine den Bundestag, die nach Schnaps und Tabak rochen und keiner verbalen Keilerei aus dem Wege gingen, allerdings auch nichts dabei fanden, nach gehabtem Geraufe gemeinsam einen heben zu gehen. Heute werden wir von Mate-Tee nippenden Erzieherinnen (beiderlei Geschlechts) beherrscht, die beim geringsten Widerwort den Empörungs-Infarkt erleiden und nach der Höchststrafe kreischen. Um das volkspädagogische Personal an die Decke zu bringen, reicht es schon, ein Wort oder einen Namen fallenzulassen, ganz ohne Zusammenhang. Man muss nur „Sarrazin“ sagen, und das Getöse bricht los.

Dabei gehen die Erzieherinnen bei der Erziehung gar nicht so ungeschickt vor: Wohl noch nie in der deutschen Geschichte wurde so viel von „Vielfalt“, von „Toleranz“ und „Dialogbereitschaft“ salbadert wie in den vergangenen 20 Jahren. Just in der Zeit also, als die Gouvernanten das Zepter übernahmen und seither der Meinungsfreiheit Schritt für Schritt die Luft abschnürten.

Die Epoche hat einen ganz eigenen Politikertypus hervorgebracht, dem der neue Umweltminister Peter Altmaier perfekt entspricht. Altmaier ist die Handpuppe der Kanzlerin, eine Gestalt also, die nur so tut, als wenn sie selber etwas sagt. In Wahrheit bewegt er nur die Lippen, um die Worte seiner Herrin wie seine eigenen aussehen zu lassen. Und die Herrin wiederum lässt selten mehr als verquollene Phrasen raus.

Was aus Vertretern vom Kaliber Altmaier wird, wenn sie sich plötzlich einbilden, selber etwas sagen zu können, hat sein Ministervorgänger leidvoll erfahren. Der wollte endlich auch mal eine Entscheidung treffen, konnte sich aber nicht entscheiden, welche. Das hatte er nicht gelernt. Und nun ist er weg, ganz weg.

Zumindest muss man von Röttgen nicht befürchten, dass er nun, von allen Fesseln befreit, Klartext redet. Anders als dieser entsetzliche Sarrazin. Der kommt zwar immer ungelegen, derzeit aber stört er ganz besonders. Die Merkel-Rösler-Regierung ist nämlich (heftig getrieben von der Opposition) gerade dabei, den Weg für „Euro-Bonds“ freizumachen. Nochmal zur Erinnerung: Euro-Bonds sind gemeinsame Schulden, für die alle Euro-Länder auch gemeinsam geradestehen müssen. Das heißt: Wenn Griechenland, Portugal, Spanien oder sonstwer pleitegehen, können die Gläubiger dieser Länder ihre Forderungen bei den Deutschen einklagen, die dann zahlen müssen.

Für ein Land wie Hellas wäre das der Sechser im Lotto. Schon jetzt will der griechische Linksradikale Alexis Tsipras ganz offen Deutschland mit dem Bankrott seines Landes erpressen: Entweder ihr bezahlt uns weiter, oder wir lassen den ganzen Euro-Schuppen hochgehen, so die Botschaft an seine „deutschen Freunde“.

Bislang klingt die Drohung noch etwas hohl. Wenn er aber erst mal direkt Kredite (und nicht über Rettungsschirme und so weiter) auf deutsche Rechnung aufnehmen kann, dann könnte uns Freund Tsipras tatsächlich in den Ruin treiben.

Angela Merkel und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble wissen, dass die Deutschen das ahnen, daher tun sie so, als wollten sie das verhindern. Aber nun ist ja endlich ein goldener Weg gefunden, auf dem die Fuhre Mist ungehindert nach Berlin geschmuggelt werden kann: Mit dem „Fiskalpakt“ werden Griechen und Co. zu „strenger Haushaltsdisziplin“ verdonnert, das sei Voraussetzung für die „Euro-Bonds“, die man der Kosmetik halber nunmehr lieber „Projekt-Bonds“ nennt.

Sollte die deutsche Regierung sich darauf einlassen, wird das Gejohle am Mittelmeer bis Berlin zu hören sein: Was für Idioten, diese Teutonen! Am Anfang hatte man uns die D-Mark entwunden mit dem Versprechen, dass kein Euro-Staat je für die Schulden eines anderen aufkommen müsse. Das war das „Geschäft“. Eingehalten wurde bekanntlich nur der erste Teil, die Deutschen gaben ihre D-Mark ab. Der zweite Teil ist tot und begraben.

Nun müsste man meinen, dass sich die Deutschen so verhalten wie jeder, der einmal übel reingelegt wurde: Der traut den Betrügern nie mehr über den Weg.

Aber weit gefehlt – mit den „Euro-Bonds“ marschieren die Germanen frohgemut in die zweite Falle, obwohl die schon von Ferne betrachtet genauso aussieht wie die erste. Jeder Ochse handelt intelligenter und meidet die Stelle, wo er das letzte Mal vom Stromdraht einen gewischt bekommen hat.

Es sei denn, man lässt ihm gar keine Wahl und zerrt ihn am Nasenring dorthin. Thilo Sarrazin behauptet, den Nasenring gefunden zu haben: die NS-Geschichte. Ärgerlicherweise hat er den Fund nicht für sich behalten, vielmehr zeigt er ihn jetzt überall herum. Ärgerlich deshalb, weil er damit eine ganze Reihe schöner Legenden als Märchen entlarvt. Die erste Legende lautete, dass kein Land so sehr vom Euro profitiere wie Deutschland. Das traut sich nicht einmal mehr die Kanzlerin zu sagen. Zu groß die Furcht der „mächtigsten Frau der Welt“ vor dem bitteren Gelächter ihrer Deutschen, denen man diesen Quatsch nun wirklich nicht mehr andrehen kann.

Daher hat sie sich eine Etage höher verlegt und hängt die gesamte Existenz der EU, ja Europas an den Fortbestand des Euro. Statt „profitieren“ heißt es also Schweiß und Tränen für die große Sache.

Sarrazin enthüllt, dass auch das bloße Ablenkung ist. In Wahrheit geht es laut ihm darum, die Deutschen zu bestrafen und schließlich finanziell und politisch unterzupflügen im europäischen Einheitsacker. Da wissen wir jetzt wenigstens Bescheid, keiner braucht uns mehr mit falschen Versprechen zu kommen, wir Deutsche hätten etwas von dem Unterfangen. Darum geht es nicht und ging es nie, glaubt man Sarrazin.

Die Frage ist allerdings, ob die Deutschen so einsichtig sind, ihre eigene Bestrafung weiter so energisch voranzutreiben. Finanzminister Schäuble ist dazu jedenfalls entschlossen. Er gibt den deutschen Sparern jetzt schon nur noch null Prozent für zweijährige Staatsanleihen und träumt von Inflation, die mindestens drei Prozent erreicht. So kann man die Leute – still und leise – auch enteignen. Gleichzeitig hält er die Deutschen trotz der dicksten Steuereinnahmen seit Kaiser Otto dem Großen eisern kurz und denkt nicht an Erleichterungen für die Steuerzahler. Er will das Geld schließlich für die selbstausgestellten Strafzettel für die deutsche Schuld abzweigen.

Sarrazins Kapitalverbrechen: Er hat getan, was in Euro-Fragen von Beginn an strengstens verboten war: Er hat für Durchblick gesorgt. Er hat es dem Volk ermöglicht, die Zusammenhänge zu sehen. Das ist purer Populismus. Sarrazin ist kein seriöser Gesprächspartner mehr, nein, er ist ein Verräter an der politischen Klasse.


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