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02.06.12 / Banken an die Kette / Gegenwind für die US-Investmentbanken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-12 vom 02. Juni 2012

Banken an die Kette
Gegenwind für die US-Investmentbanken

Anti-amerikanisch und geschäftsschädigend, so lauteten noch vor wenigen Wochen die Argumente des Chefs der Investmentbank J.P. Morgan, Jamie Dimon, wenn es um strengere Regulierung der Investmentbanken ging. Stützen konnte sich Dimon dabei auf das Argument, dass J.P. Morgan besser und risikobewusster gewirtschaftet hatte als die Konkurrenz. Abblocken wollte Dimon damit unter anderem die sogenannte „Volcker Rule“. Die nach dem ehemaligen US-Notenbankchef Paul Volcker benannte Regelung soll verhindern, dass Banken auf eigene Rechnung so riskante Geschäfte eingehen, dass sie im Notfall durch den Steuerzahler gerettet werden müssen.

Die vom Chef von J.P. Morgan bisher vehement abgelehnte Regelung scheint aktuell wichtiger denn je: J.P. Morgan selbst hat sich bei einer Finanzwette drastisch verzockt. Durch eine Fehlspekulationen hat die Bank innerhalb kurzer Zeit Milliarden verloren. Nach eigenen Angaben zwei Milliarden Dollar – nach Schätzungen des Konkurrenten Morgan Stanley könnten die Verluste bis zum Jahresende allerdings auf fünf Milliarden Dollar anwachsen. Die Geschäfte haben sich inzwischen so ungünstig entwickelt, dass an den Märkten bereits davon gesprochen wird, dass J.P. Morgan „bei lebendigem Leibe gefressen“ werde. Der theoretisch mögliche vorzeitige Ausstieg aus den gefährlichen Finanzwetten unterbleibt, da er noch höhere Verluste einbringen würde.

Da die Sorge wächst, dass für derartig riskante Geschäfte eines Tages wieder der Steuerzahler bezahlen muss, ist auch die Diskussion über Regulierungen für die Investmentbranche wieder aufgeflammt. Nach der Lehman-Brothers-Pleite 2008 waren entsprechende Forderungen im Sande verlaufen, allerdings könnte diesmal der Ausgang ein anderer sein. Mittlerweile haben sich hochkarätige Kritiker der Investmentbanken in die Diskussion eingeschaltet. „Es wäre einfacher, wir hätten kleinere Institute, damit sie pleitegehen können, wenn sie pleitegehen müssen“, war etwa von James Bullard, dem Chef der Federal Reseve Bank von St. Louis, zu hören. Er schließt sich damit seinem FED-Kollegen Richard Fisher aus Dallas an, der bereits ganz offen die Aufspaltung übergroßer Banken gefordert hatte.

Auch die Diskussion um das Geschäftsgebaren der Investmentbanken dürfte weiter Fahrt aufnehmen. Bereits in der ersten Maihälfte hatte ein Anwalt versehentlich Dokumente freigegeben, die nach dem Willen seiner ehemaligen Klienten, den Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch, niemals an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Detailliert ist in den Papieren nachzulesen, wie Mitarbeiter der Banken für bevorzugte Kunden bewusst illegale Geschäfte durchgeführt und vor den Aufsichtsbehörden verheimlicht hatten. Allerdings scheinen nicht alle Kunden derartige Privilegien zu genießen. Für Aufsehen sorgte im März dieses Jahres ein Ex-Manager von Goldman Sachs, der gegenüber der „New York Times“ Interna aus seiner aktiven Zeit bei der Investmentbank ausplauderte. Er berichtet unter anderem, dass Kunden bankintern gerne mal als  „muppets“ (Deppen) bezeichnet werden.        N.H.


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