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09.06.12 / Tabubruch fällt aus / Wagner-Aufführung in Israel nach Protesten abgesagt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Tabubruch fällt aus
Wagner-Aufführung in Israel nach Protesten abgesagt

Es sollte ein historisches Ereignis werden. Doch nach wütenden Protesten von Holocaust-Überlebenden ist das groß angekündigte erste Wagner-Konzert in Tel Aviv abgesagt worden. Sie habe zu ihrem Entsetzen erfahren, „dass es sich um ein Konzert handelt, bei dem Werke des deutschen Komponisten Richard Wagner gespielt werden sollen“, teilte die Universitätsleitung dem Veranstalter Jonathan Livny, Vorsitzender der israelischen Wagner-Gesellschaft, mit. Die Veranstaltung überschreite eine rote Linie und würde „die Gefühle der israelischen Öffentlichkeit im Allgemeinen und der Holocaust-Überlebenden im Besonderen verletzen“. Nun will sie ihr Auditorium nicht mehr dafür zur Verfügung stellen, obwohl namhafte Musiker engagiert wurden und schon hunderte von Konzertkarten verkauft sind. Livny, selbst Sohn eines Holocaust-Überlebenden, weist diesen Vorwurf als „Quatsch“ zurück.

Wagner wird als angeblicher Antisemit und Lieblingskomponist Hitlers in Israel inoffiziell boykottiert. Livny, der seit Jahren für die Aufführung von Wagners Musik in dem Land kämpft, war sich des Tabubruchs, den das von ihm geplante Konzert bedeuten würde, wohl bewusst. Deshalb sollte in der Universität ein begleitendes Symposium zum Thema Wagner und den historischen Aspekten seiner Musik stattfinden. Livny betont, er wolle niemanden dazu zwingen, Wagner zu hören, demjenigen, der das wolle, müsse das aber möglich sein. Doch selbst mit seinem vorsichtigen Ansatz ist er vorerst am Widerstand gegen Wagner gescheitert, der auch nach fast einem Menschenalter nach der Schoah noch in Israel herrscht. Aufgeben will Livny jedoch nicht. Er will mit dem Konzert „die Politik von der Musik trennen“ und zitiert seinen Vater: „Wagner war ein widerlicher Mensch, aber er hat die beste Musik geschrieben.“ J.H.


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