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09.06.12 / Klassiker mit Zukunft / Das Geschäft mit Starrluftschiffen hat großes Wachstumspotenzial

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Klassiker mit Zukunft
Das Geschäft mit Starrluftschiffen hat großes Wachstumspotenzial

Totgesagte leben bekanntlich länger. 75 Jahre nach dem verheerenden Unglück der „Hindenburg“ erleben die Luftschiffe in Deutschland eine Renaissance.

Der Name Zeppelin gehört genauso zur Luftfahrt wie die Gebrüder Wright. Und seit einigen Jahren baut die Firma Zeppelin in Fried-richshafen auch wieder Luftschiffe – die so genannten Zeppeline NT (NT = „Neue Technologie“). Die Ära der neuen Zeppeline begann 1993 mit der Gründung der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co KG (ZLT). Der erste Zeppelin NT stieg 1997 zu seinem Erstflug auf, und seit 2000 sind Schiffe aus der Serie im Einsatz. Jüngst konnte das Unternehmen einen der Zeppeline nach einer längeren Modernisierungsphase an einen Kunden aus der Forschung übergeben. Das Forschungszentrum Jülich wird den Zeppelin „Bodensee“ als Sensorenplattform für die Erforschung der Erdatmosphäre nutzen. Es ist bereits der dritte Einsatz eines Zeppelins neuer Bauart für das Forschungszentrum. Luftschiffe sind wegen ihrer Flugeigenschaften für derartige Missionen ideal geeignet. Sie fliegen sehr vibrationsarm. Und sie können sehr lange in der Luft bleiben und, falls erforderlich, extrem langsam fliegen oder sogar längere Zeit an einer Stelle schweben. Für diese Messflüge hat die „Bodensee“ zahlreiche Instrumente und Sensoren erhalten. Ziel der Klimaforscher ist die planetarische Grenzschicht in Höhen um 2000 Meter. Diese Schicht ist zwar kaum erforscht, spielt aber bei den chemischen Reaktionen in der Atmosphäre eine große Rolle, denn hier treffen alle Schadstoffe aufeinander, die von der Erdoberfläche aufsteigen.

Für Zeppelin NT-Geschäftsführer Thomas Brandt gibt nicht nur die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich Grund zu Optimismus. „Wir haben eine wunderbare Nachfrage“, sagt er gegen-über der PAZ, „in der Welt fliegen zurzeit drei Luftschiffe, und drei weitere kommen durch den Auftrag von Goodyear hinzu.“ Im vergangenen Jahr schloss das Friedrichshafener Unternehmen mit dem US-Reifenhersteller Goodyear einen Vertrag zur Lieferung von drei Zeppelinen NT in die USA. Das erste wird 2014 abgeliefert. „Damit sind die beiden Größten im Markt zusammen“, so Brandt weiter. Zeppelin hat drei Standbeine. Das Passagiergeschäft mit Rundflügen über dem Bodensee und über Süddeutschland ist von März bis November aktiv. „Wir befördern rund 13000 Passagiere im Jahr“, sagt Brandt. Im März begann die 12. Flugsaison. Für 2012 bietet das Unternehmen eine neue Route an. Sie führt ab Friedrichshafen am Schweizer Ufer des Bodensees entlang und erweitert das Angebot von Routen von 60 Minuten Flugdauer. Zurzeit können zwölf verschiedene Routen mit dem Zeppelin gebucht werden. Die Luftschiffe steigen, wenn Flugwetter ist, an jedem Tag der Woche auf. Dagegen sind die beiden anderen Standbeine Werbung und Sonderaufgaben wie die Forschung eher ein Stoßgeschäft. Allerdings ist der Bereich der Sonderaufgaben ein wachsendes Segment. Daher erwartet Brandt weiteres Wachstum, geht aber im Übrigen von einem stabilen Markt aus.

Neben Zeppelin ist Goodyear der zweite große Luftschiff-Betreiber. Das US-Unternehmen baut seit 1926 Luftschiffe – die so genannten Blimps. Dies sind Prallluftschiffe, die durch den Innendruck der Hülle stabil gehalten werden. Dagegen sind Zeppeline Luftschiffe mit einer stabilen Hüllenkonstruktion. Die Zeppeline der klassischen Luftschiff-Ära bestanden aus einem Leichtmetall-Gerippe, in dem zur Auftriebserzeugung große Gaszellen untergebracht waren. Moderne Zeppeline weisen eine starre Innenkonstruktion aus Aluminium- und Karbonfachwerkträgern auf, an der Triebwerke, die Gondel sowie die Leitwerksflossen montiert sind. Als Traggas dient das ungefährliche Helium. Drei Zeppeline NT werden ab 2014 die alten Blimps ersetzen. Friedrich List


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