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09.06.12 / Leicht, aber gewaltig / Luftschiffe waren die leistungsfähigsten Luftfahrzeuge ihrer Zeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Leicht, aber gewaltig
Luftschiffe waren die leistungsfähigsten Luftfahrzeuge ihrer Zeit

Das Luftschiff beschäftigt Flugbegeisterte schon genauso lange wie das Ballonfahren. Ein Luftschiffentwurf von 1785 des Franzosen Jean-Baptiste Meusnier hat bereits alle typischen Luftschiffsmerkmale wie Auftriebskörper mit angehängter Gondel, Steuerruder und drei Luftschrauben für den Antrieb. Den sollte dann die Muskelkraft der Luftschiffer liefern. Das Antriebsproblem verfolgte die Flugpioniere das ganze 19. Jahrhundert hindurch. Trotzdem gelang dem Franzosen Henri Giffard am 24. September 1854 in seinem Luftschiff der erste Motorflug der Menschheitsgeschichte. Seine „Giffard 1“ wurde von einer 2,2 kW starken Dampfmaschine angetrieben, die 45 kg wog. Damit flog er 27 Kilometer weit. Die Franzosen Charles Renard und Arthur Krebs konstruierten ein Luftschiff mit Elektroantrieb. Am 12. August 1884 stiegen sie auf und kehrten als erste Luftschiffer zu ihrem Startpunkt zurück. Im Paris der Jahrhundertwende baute der Brasilianer Alberto Santos-Dumont eine ganze Reihe von Prallluftschiffen, die von Benzinmotoren angetrieben wurden.

Aber erst die deutsche Entwick­lung von Starrluftschiffen, die aus einer stabilen Konstruktion mit eingehängten Traggaszellen bestanden, führte zu den ersten wirklich leistungsfähigen Luftfahrzeugen. David Schwarz hatte 1894/95 das erste Starrluftschiff konstruiert, war aber vor dem Erstflug 1897 verstorben. Ferdinand von Zeppelin kaufte Patente und Entwürfe auf und ließ sich 1898 einen eigenen Entwurf patentieren. Sein erstes Luftschiff, die LZ 1, flog am 2. Juli 1900 zum ersten Mal. Weitere folgten, die bald auch zahlende Passagiere und Post beförderten. Die stärkste Konkurrenz der Zeppeline waren die Schütte-Lanz-Luftschiffe, deren tragendes Gerüst aus Holz und nicht aus Aluminium bestand.

Zeppeline und Schütte-Lanz-Luftschiffe waren die leistungsfähigsten Luftfahrzeuge ihrer Zeit. Nach dem 1. Weltkrieg bauten die meisten Luftfahrtländer eigene Starrluftschiffe. Ihre große Reichweite und ihre Sicherheit blieben bis in die späten 30er Jahre unübertroffen. Als Deutschland ab 1926 wieder Luftfahrzeuge bauen durfte, entstand in den Zeppelinwerken am Bodensee eine neue Generation fliegender Riesen für den Passagierverkehr. Die Deutsche Zeppelin-Reederei beförderte bis zum verheerenden Absturz der „Hindenburg“ tausende von Passagieren und Postsendungen auf ihren Transatlantik-Strecken. Dieses Unglück markierte das Aus für die großen Luftschiffe. Übrig blieben die kleinen Verwandten, die Prallluftschiffe (Blimps). Sie waren in beiden Weltkriegen zur Aufklärung, als Konvoibegleiter und zur U-Bootjagd eingesetzt worden.

Heute beschränkt sich der Einsatz von Luftschiffen auf Nischen wie die Werbung, Forschungsaufgaben oder Rundflüge. Zeppelin NT setzt die Tradition seit 1996 mit halbstarren Luftschiffen fort, die nach und nach die Blimps verdrängen könnten. Ein Versuch der Firma CargoLifter, große Frachtluftschiffe zu entwickeln, scheiterte, weil die Verantwortlichen den Entwicklungsaufwand unterschätzt hatten und wohl auch dem finanziellen Management ihres Projektes nicht gewachsen waren. Nur die Zeppeline fliegen wieder. Friedrich List


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