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09.06.12 / Politische Gegner im Visier / Bildungsministerin perfektes Opfer für Plagiatsjäger von der SPD

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Politische Gegner im Visier
Bildungsministerin perfektes Opfer für Plagiatsjäger von der SPD

Für die Bundesbildungsministerin und derzeitige Vorsitzende der Wissenschaftskonferenz, Anette Schavan, wird es eng. Bei ihrer Doktorarbeit habe sie auf ein Drittel der über 300 Seiten ihres Werkes abgeschrieben oder nicht korrekt zitiert, behaupten Plagiatsjäger. Die bisherige Strategie der Ministerin, die Affäre durch konsequentes Schweigen aus der öffentlichen Diskussion herauszuhalten, dürfte in Zukunft immer weniger aufgehen. Erste Stimmen fordern bereits ihren Rück-tritt als Ministerin.

Ihre eigenen gehässigen Bemerkungen über ihren Kabinettskollegen Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) fallen Schavan nun auf die Füße. Sie schäme sich „nicht nur heimlich“, hatte sie vor einem Jahr verlautbart, als der damalige Verteidigungsminister über seine Doktorarbeit stolperte. „Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt. Und der Schutz geistigen Eigentums ist ein hohes Gut“, meinte damals die Bildungsministerin belehrend in einem Interview.

Nun steht sie seit einigen Wochen selbst am Pranger und muss sich gegen Plagiatsvorwürfe bei ihrer Doktorarbeit aus dem Jahr 1980 verteidigen. Das Thema der 351 Seiten umfassenden Arbeit „Person und Gewissen – Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung“ gilt vielen Beobachtern allein schon als Schmankerl angesichts der hehren Ansprüche, die Frau Schavan einst gegenüber ihrem Ministerkollegen formulierte.

Der bekannteste Plagiatsjäger Deutschlands, Martin Heidingsfelder, SPD-Mitglied und Gründer der Internetplattformen „Vroniplag“ und „Guttenplag“, wirft der CDU-Politikerin schwere Versäumnisse bei ihrer Dissertation vor.

Aus seinen Motiven machte Heidingsfelder unlängst in einem Radiointerview keinen Hehl: Er wolle „vor allem Jagd auf potenzielle Doktorfälscher aus dem konservativen und liberalen Lager“ machen. In diesem Fall monierte der Plagiatsjäger, dass sich auf „über 33 Prozent der Seiten Plagiate bei Frau Schavan“ finden würden, wie er der „Augsburger Allgemeinen“ sagte. Sie habe nicht nur auf 65 Seiten von anderen Autoren abgeschrieben und nicht korrekt zitiert, sondern unerlaubterweise auch alte eigene, bereits veröffentlichte Texte übernommen, ohne dies kenntlich zu machen. Sollten sich diese „Eigenplagiate“ auf 55 Seiten ihrer Dissertation bestätigen, wäre der wissenschaftliche Ruf Schavans, die auch als theologische Honorarprofessorin arbeitet, ruiniert.

Heidingsfelder forderte nun auch öffentlich die CDU-Politikerin zum Rücktritt auf: „Wer nicht weiß, wie man richtig zitiert, kann nicht Bundesforschungsministerin und Professorin sein.“ Im Internet sind seine Ergebnisse auf der offenen Plattform unter „SchavanPlag Wiki“ für jeden einzusehen. Die Bundesbildungsministerin äußerte sich auch nach den neuen Plagiatsvorwürfen nicht persönlich, sondern will zunächst die Bewertung der Universität Düsseldorf abwarten. Ein Gremium der Philosophischen Fakultät der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität beschafft sich zurzeit die notwendige Literatur im Original, sagte ein Sprecher. Wann ein Ergebnis vorliege, sei noch „völlig offen“.

Derweil schlug der Deutsche Hochschulverband vor, das Promotionsrecht insoweit zu ändern, dass nach zehn Jahren ein Bestandsschutz für den Doktortitel gilt. Hinrich E. Bues


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