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09.06.12 / Held hier, Verräter dort / 33 Jahre Haft für pakistanischen Arzt als Zeichen des guten Willens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Held hier, Verräter dort
33 Jahre Haft für pakistanischen Arzt als Zeichen des guten Willens

Dr. Shakil Afridi, ein Arzt der für die Regierung Pakistans gearbeitet hatte, half der CIA Osama Bin Ladin in Pakistan ausfindig zu machen. Jetzt wurde er wegen Hochverrats in Pakistan zu 33 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Arzt wurde damit zum Spielball im zerrütteten Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Pakistan.

In den sechs Wochen vor dem Zugriff des US-Elitekommandos im Mai 2011 inszenierte Afridi eine Polio-Impf-Kampagne in jenem Viertel, in dem der Chef von Al-Kaida vermutet wurde. Über heimlich genommene DNA-Proben wollte die CIA, die sich nicht sicher war, ob in dem Anwesen wirklich Bin Laden lebte, den Al-Kaida-Gründer identifizieren. Drei Wochen nach dem Zugriff des CIA wurde Afridi von pakistanischen Sicherheitskräften in seinem Haus festgenommen. Man warf Afridi Landesverrat und Zusammenarbeit mit einem ausländischen Geheimdienst vor.

Schon gleich nach der Verhaftung Afridis hatte sich die US-Außenministerin Hillary Clinton beim pakistanischen Präsidenten Asif Zardari für die Freilassung Afridis eingesetzt, vergebens. Im Februar nun forderte der US-Verteidigungsminister Leon Panetta die Regierung in Pakistan in einem Fernsehinterview auf, Afridi menschenwürdig zu behandeln und auf freien Fuß zu setzen. Zugleich bestätigte Panetta, der im vergangenen Mai noch die CIA geleitet hatte, dass Afridi für den US-Geheimdienst tätig und „sehr hilfreich“ gewesen sei. „Er hat in keinster Weise Verrat an Pakistan begangen“, sagte der US-Verteidigungsminister in dem CBS-Interview. Panetta war davon ausgegangen, dass jemand in der pakistanischen Führung das Versteck Bin Ladens kannte, deshalb sei die pakistanische Regierung nicht vor dem Zugriff eingeweiht worden.

Der Zugriff hat die einstmals gute Beziehung zwischen den USA und Pakistan sehr belastet. Im März hatten einige Kongressabgeordnete eine Vorlage eingebracht, der zufolge Afridi die US-Staatsbürgerschaft verliehen werden sollte. „Amerika lässt seine Freunde nicht fallen“, begründete der Abgeordnete Rep Rohrabacher die Initiative im Repräsentantenhaus.

Mit dem Urteil hat sich Pakistan an der CIA gerächt. Der US-Geheimdienst hatte sich geweigert, mit der pakistanischen Untersuchungskommission zusammenzuarbeiten. Afridi war bereits im März aus dem staatlichen Gesundheitsdienst entlassen worden. Auch weitere 17 weibliche Angestellte des staatlichen Gesundheitsamtes, die dem Arzt bei der Durchführung der Polioimpfung geholfen hatten, waren aus dem Staatsdienst entlassen worden, aber nicht vor Gericht gestellt worden.

Das Urteil hat die bereits sehr angeschlagenen Beziehungen zwischen den USA und Pakistan weiter verschlechtert. Einige US-Abgeordnete wollen die zugesagte US-Hilfe über 2,2 Milliarden Dollar in Frage stellen, da ein Land wie Pakistan, das mit einem doppelten Gesicht spreche, diese Hilfe nicht verdient habe. Es sei absurd, dass Pakistan den Mörder von 3000 Amerikanern fast ein Jahrzehnt nicht auf seinem Territorium entdeckt habe und den Mann, der den USA geholfen habe, den Chefterroristen zu entdecken, ein Leben lang hinter Gitter stecken wolle.

Allerdings ist die lebenslange Gefängnisstrafe bereits ein Zeichen der Entspannung, denn einige hatten nach dem versehentlichen Luftangriff der US-Armee auf die pakistanische Armee im November 2011 mit vielen Todesopfern bereits die Todesstrafe für Afridi gefordert. Bodo Bost


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