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09.06.12 / Ein Haus voll’ Glorie schauet ... / Zum ewigen Andenken und zur Ausbreitung des Glaubens vor 1000 Jahren geweiht: der Dom zu Bamberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-12 vom 09. Juni 2012

Ein Haus voll’ Glorie schauet ...
Zum ewigen Andenken und zur Ausbreitung des Glaubens vor 1000 Jahren geweiht: der Dom zu Bamberg

Am Dom wurde bereits gebaut, als es das Bistum noch gar nicht gab. Am 6. Mai 1012 feierte Heinrich II. – damals noch als König – die Weihe „seines“ Doms. Ein Jahrtausend später begeht das Erzbistum Bamberg auch einen Festtag: 1000 Jahre Dom. Kunstgeschichtlich bedeutsam ist der Bamberger Dom vor allem deshalb, weil sich in dem Bauwerk der Übergang von der Romanik zur Gotik nachvollziehen lässt. Eine fesselnde Sonderschau stellt nun die Geschichte des prachtvollen Gotteshauses vor.

Seit nunmehr 1000 Jahren erfüllt sich die Hoffnung des Kaiserpaares Heinrich II. (973–1024) und Kunigunde (um 980–1033): Um ihr ewiges (Gebets-)Andenken zu sichern, stifteten die kinderlos gebliebenen Eheleute 1007 das Bistum Bamberg, dessen Dom 1012 geweiht wurde. Die Geschichte des Doms erzählt eine Sonderschau im Diözesanmuseum. Aufgeboten sind 200 Exponate, unter denen sich etliche einzigartige Kostbarkeiten befinden.

Der vor 1000 Jahren geweihte Dom fiel einem Brand zum Opfer. Die heutige Kathedrale, die sich mit ihren vier Ecktürmen majestätisch auf dem Domberg erhebt, ist rund 800 Jahre alt. Doch vom Gründungsbau sind Relikte erhalten. Im Museum sind Fußbodenreste aus grünem Porphyr und anderem Gestein sowie Putzreste aus der Westkrypta ausgestellt, die auf eine farbenprächtige Bemalung schließen lassen. Die Westkrypta, die noch eine aus dem alten Kaiserdom stammende Mauer aufweist, ist anlässlich des Domjubiläums für Besucher zugänglich. Das gilt auch für die Häupterkapelle. In ihr ruhen unter einem Glassturz die als Reliquien verehrten Schädel des heiliggesprochenen Kaiserpaares.

Im Museum wiederum sind Prunkstücke ausgestellt, die mit Heinrich und Kunigunde in Verbindung stehen. Die Goldstickerei des Mantels der Kunigunde (1. Viertel 11. Jh.) zeigt Christus, der aus dem Himmelstor schreitet. Das Bildprogramm des Sternenmantels von Kaiser Heinrich II. ist die Beschreibung des ganzen Erdkreises in Goldstickerei. Oben in der Mitte des Mantelrückens thront Christus in der Mandorla. Ihm ist alles untergeordnet: Maria, Johannes und Figuren mit Heiligenschein vertreten die christliche Welt, die Sternzeichen symbolisieren das Universum. Eigens zum Domjubiläum wurde in 2500 Arbeitsstunden die Nachbildung der Heinrichskrone geschaffen (s. Foto unten rechts). Das Original vom Ende des 13. Jahrhunderts befindet sich heute in der Schatzkammer der Residenz München.

Das Hochstift Bamberg fiel 1803 an Bayern, was dazu führte, dass neben der originalen Heinrichskrone zahlreiche weitere Bamberger Kirchenschätze in die Landeshauptstadt München abtransportiert wurden. Auch das heutige Erscheinungsbild des Doms geht auf den Willen des bayerischen Landesherrn zurück. Das belegt der ausgestellte Brief (1826), den König Ludwig I. an den Bamberger Erzbischof von Fraunberg richtete. Der König schreibt, ihm sei „unangenehm aufgefallen, daß dieses herrliche, große Denkmal des deutschen Baustyles einige Verunstaltungen und Renovationen erhalten hat, welche dem Kunstsinn widerstreben“. Er wünsche, „daß der Stein in seiner natürlichen Farbe erscheine“. Daraufhin wurde der Dom „purifiziert“: die barocke Ausstattung wurde ebenso entfernt wie die Bemalung der Wände und Skulpturen. So nämlich stellte man sich im 19. Jahrhundert das ursprüngliche Erscheinungsbild des Domes vor, der im Osten im Stil der Spätromanik begonnen und im Westen in dem der Frühgotik vollendet worden war. Doch das war eine Fehleinschätzung. Denn Wände und Skulpturen waren ursprünglich bemalt. Der berühmte Bamberger Reiter (um 1225–1237) etwa – das erste lebensgroße Reiterstandbild nördlich der Alpen – war nicht wie jetzt stein­sichtig, sondern hatte braunes Haar und rote Lippen (s. Foto links).

Somit präsentiert sich uns der zusammen mit der Bamberger Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Dom, der neben dem von Tilman Riemenschneider geschaffenen Hochgrab (1499–1503) des Kaiserpaares das einzige Papstgrab (Clemens II., Hochgrab um 1240) nördlich der Alpen beherbergt, gleichsam als steinsichtiger Rohbau. Auch in diesem Zustand ist sein Skulpturenschmuck jedoch grandios. Eintreten kann man in den Dom sowohl durch die Adams- als auch die Marienpforte. Neben beiden ruht ein skulpturales Überbleibsel des ursprünglichen Doms, nämlich jeweils ein stark verwitterter Löwe, von den Bambergern „Domkröte“ genannt. Die Figuren an der rechten Seite der Adamspforte (um 1225–1230) stellen Petrus sowie Adam und Eva dar. Das hüllenlose erste Menschenpaar gilt als früheste lebensgroße Aktdarstellung des Mittelalters. Ihnen gegenüber auf der linken Seite stehen Heinrich und Kunigunde sowie der erste Märtyrer des Christentums: Stephanus trägt als Hinweis auf seine Steinigung einen Felsbrocken in den Händen – und lächelt dabei mit geschlossenen Lippen als Zeichen seiner Seligkeit.

Dieses berühmte „Bamberger Lächeln“ zeichnet auch viele Figuren des Fürstenportals (um 1225–1237) aus. Im Bogenfeld über dem Eingang thront Christus beim Jüngsten Gericht. Rechts ziehen gestikulierend und Grimassen schneidend, die wie verzweifeltes Lachen wirken, die Verdammten zur Hölle. Die Geretteten links hingegen strahlen in seligem Lächeln. Bei drei Kindern ist dieses Grinsen mit geschlossenen Lippen so stark ausgeprägt, dass man meint, sie würden jeden Moment losprusten. Das fröhliche Trio lädt auf Plakaten zum Besuch der Ausstellung ein. Veit-M. Thiede

Bis 31. Oktober Dom und Diöze­sanmuseum Bamberg, Domplatz. Dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr. Informationen: Telefon (0951) 502330, Internet: www.dem-himmel-entgegen.de. Eintritt: 6 / 2,50 Euro.


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